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Klassenerhalt mit Spannung pur: Löwen – Fortuna 3 : 2

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Samstag, 11. Mai 2019. Das letzte Heimspiel. Matchball. Fortuna Köln ist zu Gast in München. Abstiegskampf. Du findest hier in Giesing keinen Fan der Weiß-Blauen, der nicht angespannt wäre. Im Giesinger Bräu heizen Lustfinger mit neuen und alten Songs ein. Fantreff 2019. Fortunen und Löwen treffen sich gemeinsam und vor allem friedlich, um sich auf dieses für beide Mannschaften so entscheidende Spiel einzustimmen. Tom Fock singt mit seiner Band „Löwenmut“ und du weißt, es ist etwas ganz Besonderes gerade diesem Verein zu huldigen. „Wir fahren weit, wir trinken viel, und wir verlieren jedes Spiel.“

Heute wird es anders sein. Heute muss es anders sein. Vergessen die Negativserie von fünf Spielen ohne Sieg. Matchball. Wir haben alles in der eigenen Hand. Du gehst ins Stadion und siehst diese Choreo. Das Grünwalder….nein, das Sechzger-Stadion komplett in ein Weiß-Blaues Fahnenmeer getaucht. Stadion Sprecher Stefan Schneider mit seiner eindringlichen, markanten Stimme, „Stehhalle, seid ihr zu Hause?“. Was soll da noch schief gehen?

Löwen zeigen von Beginn an Präsenz

Und genau so trat die Mannschaft heute in den ersten Minuten auf. Auf den Rängen merkte man sofort, die Mannschaft will hier und heute den Klassenerhalt sichern. Allen voran Sascha Mölders. In der 9. Minute donnerte er auf Zuspiel von Philipp Steinhart die Kugel an die Unterkante der Latte. Ein Zeichen. Wir sind der Herr im Haus. Kurz darauf zog Steinhart aus 20 Metern ab, doch Keeper Rehnen hielt bravourös. Mölders Kopfball verfehlte nach der anschließenden Ecke nur knapp den linken Pfosten. Und dann war es auch schon soweit. Kindsvater dribbelte sich unwiderstehlich von der linken Außenbahn in die Mitte und schoss mit einem Schuss in die lange Ecke ab. 1:0 für die Löwen. Das Stadion bebte. Wir waren im Spiel.

Doppelschlag bringt Sechzig ins Hintertreffen

Doch wir wären nicht Sechzig, wenn wir weiter auf das Kölner Tor spielen würden. Die Fortunen gaben nicht auf. Von vielen Fehlpässen begünstigt kamen die Kölner immer wieder gefährlich in die Box der Löwen. Die erste richtige Chance der Kölner Südstädter nutzte Thomas Bröker in der 24. Minute mit einem humorlosen Rechtsschuss mitten ins Löwenherz. So baut man Gegner auf. Vom Anstoßpunkt weg ging es wieder in Richtung Löwenstrafraum. Belkahia konnte sich in der Box nur noch mit einem Foul an dem heranstürmenden Hartmann behelfen. Schiedsrichter Oliver Lossius zögerte keine Sekunde. Elfmeter für die Gäste aus Köln. Was bitteschön war denn los? Betretene Gesichter auf den Rängen.

Moritz Fritz ließ sich in der 27. Minute die Möglichkeit für die Führung nicht nehmen und verwandelte den Penalty sicher zum 1:2 für seine Fortunen. Just in diesem Moment öffnete der Himmel über Giesing seine Schleusen. Es regnete in Strömen und es schien wie verhext. Die Löwen waren im Spiel. Kampf und Moral waren da und dennoch führten die Gäste. Belkahia hatte sich bei seinem Foul verletzt und wurde durch Jan Mauersberger ersetzt. Sechzig gab nicht auf. Mit dem Mut der Verzweiflung versuchten die Weiß-Blauen, sich Chancen zu erarbeiten. Lorenz köpfte am Pfosten vorbei. Foul am nimmer müden Koussu, sein Gegenspieler Kyere Mensah sah zurecht die Gelbe Karte (44.).

Und endlich, nach einer Flanke von Steinhart, verwandelte Sascha Mölders „Fußballgott“ die Kugel in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit einem Rechtsschuss zum Ausgleich in die Maschen des Kölner Tores. Giesing stand Kopf. Diese Anspannung war kaum noch auszuhalten. Und es war keine Schande in dieser Phase des Spiels, feuchte Augen zu haben. Schieri Lossius entließ die Mannschaften in die Halbzeitpause. Durchschnaufen, liebe Löwen!

Owusu rettet die Löwen

Zweite Halbzeit – und Stefan Schneider heizte die Fans noch einmal an. Mit einer Botschaft der Mannschaft aus der Kabine versuchte er die Löwen auf den Rängen positiv einzustimmen. Alle für den Klassenerhalt. Der Ball rollte wieder. Bereits in der ersten Minute der zweiten Halbzeit ging wiederum Kyere Mensah zu ungestüm in einen Zweikampf gegen Koussou rein. Gelb-Rot war die logische Folge. Die Kölner nun in Unterzahl. Es entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Wie beim Handball um den Kreis schoben sich die Löwen die Kugel hin und her. Köln nistete sich im eigenen Drittel ein und wartete auf Kontermöglichkeiten. Immer wieder wurde die Kugel quer und nach hinten geschoben. Nichts zwingendes. Zu wenig Bewegung ohne Ball und Ideenlosigkeit bestimmten das Spiel der Löwen. Daniel Bierofka setzte nun alles auf eine Karte. Für den angeschlagenen Kindsvater kam dann Prince-Osei Owusu auf den Platz. Ein Spieler, der nach dessen Selbsteinschätzung eigentlich Bundesliga spielen müsste.

Und als wolle er genau das beweisen, machte er sich nach einem Freistoß von Steinhart in der 85. Minute am langen Pfosten besonders lang und köpfte zum viel umjubelten 3:2 ins Tor der Gäste ein. Jetzt brachen alle Dämme. Auf den Rängen, wie auch auf dem Platz. Schnell war erkennbar, welche Last auf den Schultern der Spieler lag. Mit welcher Leidenschaft die Fans auf den Rängen mitgefiebert haben. Nicht wenigen sind die Tränen der Freude den Wangen hinunter gelaufen. Was macht Ihr hier mit uns?

Alle Dämme brachen

Die letzten Minuten waren nur noch bangen auf den Rängen. Auf dem Platz passierte nichts zwingendes mehr. „Pfeif ab“, schrien die Fans. Die Minuten vergingen und Schieri Lossius hatte ein Einsehen. Das Spiel war aus. Sechzig hat den Nichtabstieg gesichert. Matchball versenkt.

Die Freude war riesig. Auf dem Platz wie auch auf den Rängen. Und es dauerte einen Moment, bis wir es alle realisiert haben. Wir sind durch. Klassenerhalt. Puh, was für ein hartes Stück Arbeit. Was für uns Löwen nur noch Glückseligkeit bedeutete, war für unseren Gegner genau das Gegenteil. Mit dieser Niederlage in München war der Abstieg der Kölner Südstädter besiegelt. So ist Fußball. Kopf hoch, liebe Kölner, wir sehen uns irgendwann wieder.

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