Daniel Bierofka hat sein Amt als Trainer des TSV 1860 München niedergelegt. Es ist ein Abgang, der für viele Fans ein trauriges Ereignis darstellt. Es mag sportlich ein paar Fragezeichen geben haben. Es ist jedoch vor allem die Art und Weise des Abschieds, die bitter aufstößt. Daniel Bierofka spricht von einem Insider aus dem inneren Umfeld. Er soll dem Magazin „Kicker“ Internas gesteckt haben. Ross und Reiter nennt er nicht. Die Folge ist eine noch immer nicht endende Diskussion über die Schuldfrage. Wer oder was hat Daniel Bierofka dazu bewegt, seine Sechzger-Trainerjacke an den Nagel zu hängen?
Ein Kommentar
Immer mehr verdichten sich Informationen rund um eine Problematik, die seit längerem bestanden haben soll. Von Unstimmigkeiten zwischen Günther Gorenzel und dem Trainer ist die Rede. Die Medien haben diese Thematik angerissen. Konkret wird allerdings keiner. Dabei soll auch das Verhältnis zum einstigen Co-Trainer Oliver Beer nicht mehr das Beste gewesen sein. Beer und Bierofka sollen sich nicht mehr viel zu sagen gehabt haben. Sie sind sich aus dem Weg gegangen.
Er müsse Kritik aushalten können, sagt Gorenzel gegenüber der Presse. Zu einem Zeitpunkt als Bierofka sich „nur“ eine Auszeit nahm und von Abschied noch nicht die Rede war. Als Bierofka tatsächlich hinschmeißt, taucht die Geschäftsführung erst einmal ab. Sowohl Günther Gorenzel als auch Michael Scharold, der gefühlt ohnehin kaum seiner durchaus vorhandenen medialen Verantwortung gerecht wird.
Viel schlimmer ist jedoch die Inszenierung durch die Vertreter von HAM International, die den Ausstieg des geliebten Trainers für klubpolitische Zwecke nutzen. Während Daniel Bierofka zum letzten Mal das Training übernimmt und schon nach einer Stunde den Platz wieder verlässt, berichten die Medien, dass Hasan Ismaik aus geschäftlichen Gründen in München sei. Ein Zufall, an den nur wenige Fans glauben. Umstimmen kann er Daniel Bierofka allerdings nicht. Aber selbst der BR feiert den Gesellschafter mit den Worten, er sei innerhalb von 24 Stunden zum Sympathieträger geworden. Weil er der Einzige ist, der zumindest versucht hat, Bierofka umzustimmen. Dabei hatte der 40jährige Trainer längst verkündet, dass es kein zurück geben wird und seine Entscheidung unumstößlich ist.
Ismaik spricht mit der Mannschaft. Medienwirksam lässt er verkünden, dass er eine Insolvenz auf keinen Fall zulassen würde. Worte, für die er sich feiern lässt. Im Grunde ist jedoch jedem klar, dass eine Insolvenz von der Umwandlung seiner Darlehen in Genussscheine abhängt. Das ist in regelmäßigen Abständen der Fall. Und zwar seitdem er die KGaA mit einem irrwitzigen Schuldenberg in die 4. Liga geschickt hat.
Ismaik spricht mit dem Trainer und der Mannschaft. Und er spricht mit dem BR. Dort wirkt der Jordanier staatsmännisch. Er habe Mitleid mit Robert Reisinger. Weil er keine Entscheidungsgewalt habe. Die läge bei der Fanorganisation PRO1860 und den Ultras. Als Fan überlegt man sich schon, wer den Gesellschafter über die aktuellen Begebenheiten auf dem Laufenden hält.
Am heutigen Mittag trifft er sich dann mit der Führungsriege der ARGE und einigen Fans. Fünfundzwanzig Bilder entstehen aus unterschiedlichen Perspektiven. Man sei zum Entschluss gekommen, dass es „nur ein gemeinsames, ehrliches, loyales und respektvolles 1860 München – frei von einer bemitleidenswerten Ideologie – geben“ kann. Deshalb müsse man sich aus den Fesseln von PRO1860 befreien. Die Fans werden aufgerufen den Spuk zu beenden. Es klingt wie eine politische Brandrede in der PRO1860 als das Böse dargestellt wird. Die Botschaft ist klar: Reisinger ist nur eine Marionette.
Warum Daniel Bierofka nun tatsächlich gegangen ist und was am Ende der Auslöser war, die Frage kann nur er selbst beantworten. Kritisch zu beurteilen ist die klubpolitische Ausnutzung des Weggangs. Das Präsidium beteiligt sich an diesem Kampf nicht. Reagiert nicht. Das mag moralisch sinnvoll sein, medial bleibt dabei jedoch ein Fragezeichen. Denn die Presse will gefüttert werden. Robert Reisinger und sein Präsidium überlassen die Bühne Ismaik. Vor allem der BR reibt sich dabei die Hände. Kündigt ein Interview an. Füttert gestern die Fans an und will heute und morgen in zwei Teilen das gesamte Interview veröffentlichen. Brot und Spiele für die Sechzger Gemeinschaft.
Und immer noch geht es eigentlich um den Abschied eines großen Mannes. Um Daniel Bierofka, der mehr geleistet hat als nur Trainer zu sein. Der im Grunde vor allem auch mehr war. Identifikationsfigur über die Gruppen und Lager hinweg. Man sucht den Schuldigen. Leider nicht, um die gesamte Sache zu verstehen und für Aufklärung zu sorgen. Sondern der Macht wegen. Der Klubpolitik wegen. Viel wirkt dabei inszeniert. Eines in jedem Fall bleibt authentisch. Die Tränen von Daniel Bierofka als er das Trainingsgelände verlässt. Ein unwürdiger und zutiefst trauriger Abgang.