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Cheftrainer Maurizio Jacobacci TSV 1860 Muenchen bruellt, TSV 1860 Muenchen vs. SV Waldhof Mannheim, Fussball, 3. Liga, 1. Spieltag, 05.08.2023 DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video Muenchen Bayern Deutschland *** Head coach Maurizio Jacobacci TSV 1860 Muenchen bruellt, TSV 1860 Muenchen vs SV Waldhof Mannheim, football, 3 Liga, 1 Spieltag, 05 08 2023 DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video Muenchen Bayern Germany Copyright: xkolbert-press/UlrichxGamelx

Jacobacci eröffnet Torhüter-Diskussion

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Der TSV 1860 hat mit David Richter und Marco Hiller zwei sehr gute Torhüter. Trainer Maurizio Jacobacci sprach vor zwei Wochen Hiller weiterhin sein Vertrauen aus und revidierte diese Entscheidung vor dem Spiel gegen Unterhaching. Eine 180-Grad-Wende, die wenig nachvollziehbar erscheint.

Weder Marco Hiller noch David Richter kann man in der laufenden Spielzeit schlechte Leistungen attestieren oder ihnen sogar eine Niederlage anlasten. Marco Hiller wurde vor der Saison von Trainer Maurizio Jacobacci zur Nummer Eins im Tor der Löwen erklärt. Hiller verletzte sich im Training vor dem Spiel in Münster und musste auf Grund eines Innenbandanrisses im Knie drei weitere Spiele aussetzen. Vor dem Spiel gegen Saarbrücken meldete sich Hiller wieder fit und einsatzbereit.

Ausführliche Argumentationskette zur Torwartfrage

Maurizio Jacobacci plauderte in der Spieltags-PK vor dem Saarbrücken-Spiel von sich aus zur “Torhüterfrage” ganze 8,22 Minuten: “Hiller stand wegen einer Verletzung und nicht wegen seiner Leistung die letzten vier Spiele nicht im Tor.” so der Trainer. Richter habe Hiller “hervorragend vertreten, was aber auch seine Rolle als Torhüter Nummer 2” gewesen ist. Und dann sagt Jacobacci entscheidende Sätze: “Hiller jetzt in Frage zu Stellen – das wäre ganz Sicher nicht korrekt. Auch weil er bis zu seiner Verletzung immer seine Leistung abgerufen hat und ein großer Rückhalt war für das Team.” Er erklärt weiter, dass Hiller ja nicht mehrere Monate aus dem Trainings- und Spielbetrieb rausgewesen wäre und ihm somit das Spielverständnis oder die Fitness fehle. “Ihm jetzt das Vertrauen weg zu nehmen, wäre nicht förderlich für die Zukunft”. Dabei schüttelt Jacobacci unterstützen den Kopf: “Es geht über das Leistungsprinzip hinaus. Es hat mit Werteprinzipien zu tun. Sprich, Vertrauen, Respekt, Anerkennung, Korrektheit. Das Verhältnis Trainer-Spieler wäre in Frage gestellt, wenn ich ihm jetzt das Vertrauen wegnehmen würde.” Für Jacobacci ist die Position des Torwarts eine Besondere – nicht zu vergleichen mit einem Feldspieler. Während er spricht, schaut er immer wieder auf seine Notizen. Jacobacci hat sich auf diesen Monolog gut vorbereitet. Er skizziert dann ein Szenario: Richter wird Nummer 1 verletzt sich im nächsten Spiel und Marco Hiller müsste wieder ins Tor. “Psychologisch, was macht das mit dem Hiller?” fragt Jacobacci in die Presserunde. “Wie ist das Verhältnis jetzt mit dem Trainer, wie hat er seine Gedanken. Was für Argumente hätte ich gegenüber dem Hiller?”. Jacobacci beantwortet dann seine Frage selbst: “Keine. Er hat seine Leistung immer abgerufen. In zehn Spielen fünfmal zu Null gespielt. Er hat sich nie etwas zu Schulden kommen lassen.” Dies hätte Jacobacci auch so David Richter erklärt, mit dem Wunsch, dass wenn er “einmal Nummer 1 ist (..) so einen Trainer hat wie mich, der die gleichen Gedanken spielen lässt, wie ich diese jetzt habe.” Der Trainer erklärt dann, dass gegen Saarbrücken noch Richter im Tor stehe und Marco Hiller mit Pipinsried wieder in die Startelf rückt. Zu diesem Zeitpunkt erklärt Jacobacci schon sieben Minuten lang warum Hiller nun wieder die Nummer 1 eins. Danach geht er noch darauf ein, dass er im Sommer “stark kritisiert wurde”, weil er sich für einen starken zweiten Torhüter eingesetzt habe. Nach über acht Minuten beendet er das Torwart-Thema auf dieser PK.

Der TSV 1860 München schied dann kläglich im Landespokal aus. Hiller stand im Tor, schaute beim Gegentreffer mit seinem Vordermann Leroy Kwadwo etwas ungünstig aus, war aber keinesfalls Schuld am Ausscheiden der Löwen. Nach dem Gegentor hatte man praktisch noch ein ganzes Spiel Zeit ein paar Tore gegen den Bayernligisten zu schießen. Eine Reduzierung auf Marco Hiller ist einfach mehr als unfair! Genauso übrigens das Framing, dass es in irgendeiner Weiße negativ wäre, wenn Hiller die Nähe zu den Fans in der Westkurve sucht.

David Richter spielt doch gegen Unterhaching

Warum auch immer, machte in der Woche vor dem Spiel gegen Unterhaching das Gerücht die Runde, es würde nun doch erneut David Richter das Tor der Löwen hüten. In der Spieltags-PK wurde Jacobacci selbstverständlich darauf angesprochen. Auf die Frage, dass es ja so sei, dass Marco Hiller wieder ins Tor zurück kehre antwortete der Trainer lediglich: “Das werdet ihr morgen früh genug erfahren. Spätestens eine Stunde vor dem Spiel.”

Nach der Veröffentlichung der Aufstellung am Samstag war es dann klar. Hiller spielt nicht. David Richter kam somit zu einem weiteren Startelfeinsatz und zeigte eine solide Leistung. Die Löwen verloren mit 0:1 gegen Unterhaching. In der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde Jacobacci erneut auf die Torwart-Thematik angesprochen. Einer der anwesenden Reporter fragte nach den Beweggründen Marco Hiller nicht aufzustellen. Jacobaccis Antwort: “Die Entscheidung war der Mannschaft die gegen Saarbrücken ein tolles Spiel gemacht hat das Vertrauen zu schenken und mit 3:2 gewonnen hat. (Pause) und der Richter war dort im Tor und der ganzen Mannschaft das Vertrauen ausgesprochen.”

Entscheidung Jacobaccis unlogisch

Logisch und nachvollziehbar erscheint das nicht. Jacobaccis äußerst ausführliches Statement zur Nummer 1 im Tor, vor dem Spiel in Saabrücken sollte einen Sieg einkalkuliert haben. Eine Niederlage gegen Pipinsried wohl eher nicht. Dass Hiller jedoch auf Grund des Pipinsried-Spiels auf die Bank musste, erscheint grotesk. Ein Abstrafen wegen eines Spiels oder einem “Fehler” wäre völlig aus der Zeit gefallen. Jacobaccis eigene Fair-Play-Gedanken wie “Vertrauen, Respekt, Anerkennung, Korrektheit” führt er damit ad absurdum. Für beide Torhüter ist dies keine einfache Situation. Richter steht damit in seinem ersten Profijahr noch mehr im Fokus und muss mit diesem Druck zurecht kommen. Marco Hiller muss mit dieser Entscheidung erst einmal leben. Jacobacci eröffnet damit aber eine weitere Baustelle in seinem Team und nimmt praktisch selbst Abstand von seinen eigenen, in acht Minuten erläuterten, Grundsätzen. Warum also diese 180-Grad-Wende?

Löwenrunde vor #FCSM60 (10.11.2023) – YouTube

Löwenrunde vor #M60UHG (24.11.2023). – YouTube

Pressekonferenz nach #M60UHG (25.11.2023). – YouTube

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