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Interview: Verwaltungsrat-Kandidat Oskar Dernitzky

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Oskar Dernitzky hat seine Bewerbung für eine Kandidatur zum Verwaltungsrat im TSV München von 1860 e.V. am Mittwoch abgegeben. Dernitzky hat aktuell bereits ein Funktionärsamt im Verein: Er ist Abteilungsleiter der Behindertensportabteilung. Nun möchte er für den Verwaltungsrat kandidieren. Die Abteilungsleitung würde er dann geordnet in vertrauensvolle Hände übergeben. Eine Herzensangelegenheit, Dernitzky hat die Abteilung mit aufgebaut. Doch nun möchte er mehr bewirken. Und kandidiert für den Verwaltungsrat.

Du bist der erste offiziell genannte Kandidat für den Verwaltungsrat 2018. Hast Du Deine Bewerbung tatsächlich bereits eingereicht?

Meine Kandidatur liegt dem Wahlausschuss vor. Der prüft nun gemäß der Satzung, ob ich als Kandidat zugelassen werde. Im Moment bin ich dabei, den Steckbrief für meine Kandidatenvorstellung auszufüllen. Dafür lasse ich mir jedoch Zeit.

Die ARGE fährt eine neue Taktik. Man betont immer wieder, dass es nur gemeinsam geht. Ein Wunsch den viele Fans haben. Wie siehst Du das?

Es wäre schön, wenn man die Fangemeinde vereinen könnte. Aber man muss das realistisch sehen. Die Gräben sind enorm. Selbstverständlich macht es Sinn, mögliche Gemeinsamkeiten zu finden und damit aufeinander zuzugehen. Ich denke, es geht aber auch vor allem darum aufzuklären. Es gibt Vorstellungen, die einfach nicht umsetzbar sind und damit jeglicher Diskussion entbehren. So macht es zum Beispiel keinen Sinn, die Allianz-Arena ständig wieder zu thematisieren. Sie ist Geschichte und es führt kein Weg mehr zurück.

Ein wichtiges Thema, die Stadionfrage. Du gehörst also zur Fraktion Grünwalder Stadion?

Das ist zu einseitig gedacht. Als Unternehmer war ich sehr gerne in der Allianz-Arena, das gebe ich zu. Da konnte man gute Gespräche führen und Kontakte knüpfen. Das fehlt im Sechzger-Stadion. Aber es geht nicht nur um Business. Die Arena war nie wirklich Heimat der Löwen. Das Sechzger-Stadion schon, auch wenn es dort viele Baustellen gibt.

Das Grünwalder Stadion hat keine Zukunft …

Das Grünwalder Stadion ist im Moment die beste Lösung für unsere aktuelle Situation. Und auch für die 3. Liga sehe ich hier im Moment keine andere Option. Sollte der Aufstieg in dieser Saison klappen und man kann sich in der kommenden Saison in der 3. Liga sicher festsetzen, dann muss man sich zeitnah auch mit der 2. Bundesliga beschäftigen und die Optionen abwägen. Gemeinsam mit der Stadt München und gegebenenfalls mit Investoren. Im Moment denke ich jedoch, dass es wichtig ist, das Grünwalder Stadion auszubauen. Selbst dann, wenn es nur eine mittelfristige Option ist. Das Stadion muss vor allem auch für Sponsoren attraktiver werden. Es fehlen geeignete Business-Bereiche. Sicherlich kann man auch mit dem Gastronomie-Pächter eine Lösung finden, die das Stadion für Sponsoren interessanter macht. Damit Unternehmer gerne Geschäftspartner einladen und vielleicht auch der eine oder andere Mitsponsor geworben werden kann. Aber auch für die Fans muss viel getan werden. Die Behindertentoiletten ausgebaut und die Gastronomieflächen erneuert werden. Ich selbst habe meine Dauerkarte in der Stehhalle und sehe viel Potential. Gerade auch der Zaun zwischen den Fans und dem Spielfeld ist in der Form nicht zeitgemäß. Da müssen fanfreundliche Lösungen gefunden werden.

Und dann? Die Stadt erteilt einem bundesligatauglichen Sechzger-Stadion eine Abfuhr

Wenn der Aufstieg klappt und die Mitgliederversammlung hinter uns liegt, dann wird das eines der wesentlichen Themen sein, davon bin ich überzeugt. Dass die Stadt hier im Moment die Hoffnungen etwas eindämmt ist verständlich. Aber Politik ist wandelbar. Ich bin der Meinung, dass man immer und immer wieder prüfen muss, ob man das Stadion an der Grünwalder Straße nicht bundesligatauglich machen kann. Ich denke, dass es Wege gibt und die gilt es zu thematisieren.

Manch einer würde die Ruine am Liebsten einreißen …

Das sind immer die drastischen Denkweisen, die bei den Löwen vorherrschen. Wenn man mit dem Weg des Vorstandes nicht konform geht, dann gibt es immer wieder Vereinzelte, die den gesamten Vorstand auswechseln wollen. Man neigt bei Sechzig stets zu extremen Lösungen. Bei manchen Punkten macht es durchaus Sinn auch mal alte Zöpfe abzuschneiden. Aber viele wünschen sich dann immer gleich eine Kahlrasur.

Schuld ist “DreesBeerReisinger” …

Jeder Einzelne ist individuell zu beurteilen. Das ist keine Verschwörung, wie man immer wieder versucht darzustellen. Aber es scheint nun mal leicht, alle in einen Sack zu stecken und dann mit dem Prügel draufzuhauen.

Es wird dieses Jahr vermutlich deutlich mehr Kandidaten geben als im vergangenen Jahr. Was befähigt einen als Verwaltungsrat zu kandidieren?

Wir suchen als Verwaltungsräte nicht die eierlegende Vollmilchsau. Es ist durchaus sinnvoll, wenn Kandidaten mit unterschiedlichen Kenntnissen und Erfahrungen kandidieren und dies auch einbringen können. Nicht jeder hat die gleichen Fähigkeiten. Wir brauchen starke Leute für die rechtlichen, wirtschaftlichen und sportlichen Belange. Und wir brauchen einen öffentlichkeitswirksamen Vertreter als Vorsitzenden des Verwaltungsrates. Ich selbst sehe meine Stärke vor allem im Unternehmerischen. Eine Herzensangelegenheit meinerseits sind allerdings die Fans. Ich möchte mit ihnen in den Dialog treten und zukunftsfähige Lösungen für sie vorantreiben.

Ist dafür nicht die ARGE zuständig?

Sportpolitisch sollten die Belange der Fans in unserem e.V. umgesetzt werden und nicht in einem externen e.V.. Dabei ist es vor allem wichtig, die Fans auch als Mitglieder zu gewinnen. Dann können sich die Fans auch entsprechend einbringen. Die ARGE ist meines Erachtens für die Fankultur zuständig. Damit kann sie den TSV unterstützen. Und das ist laut ihrer Satzung auch so vorgesehen.

Provokative Frage: Willst Du den aktuellen Kurs mittragen oder Profifußball?

Warum soll sich das widersprechen? Das wesentliche Ziel ist es, den TSV München von 1860 wieder in den Profifußball zurückzuführen. Sportlich hoffen wir natürlich alle, dass das bereits in der aktuellen Saison gelingt. Niemand, den ich kenne, möchte dauerhaft in der Regionalliga bleiben, auch wenn das manchmal so dargestellt wird. Der e.V. als Gesellschafter muss hierfür natürlich mitarbeiten. Das heißt, er muss die Grundlagen hierfür schaffen. Man muss jedoch auch ganz klar machen, dass das Geschäft des e.V. und der KGaA zwei unterschiedliche Verantwortungsbereiche sind.

Siehst Du im Moment Gesprächsbedarf mit Investor Hasan Ismaik?

Die mediale Aufmerksamkeit für Investor Ismaik in der letzten Saison war enorm.  In der Zwischenzeit hält er sich mit Interviews und Aussagen zurück. Ich denke, dass vor allem von seiner Seite im Moment kein Gesprächsbedarf und vor allem auch Redebedarf besteht. Die Mannschaft ist Tabellenführer und man hat gute Chancen aufzusteigen. Das ist für ihn immens wichtig, damit seine Anteile wieder an Wert gewinnen. Ich glaube, dass er sich deshalb zurückhält. Und warum sollte das Präsidium mit ihm ständig den Kontakt suchen?

Wenn Investor Ismaik Redebedarf hätte, wie würdest Du reagieren?

Ihm selbstverständlich zuhören. Das Gleiche würde allerdings auch das aktuelle Präsidium jederzeit tun, da bin ich mir sicher. Das heißt nicht, dass man anschließend mit einer gleichen Meinung aus dem Raum geht. Mit Peter Cassalette und Saki Stimoniaris hat der Investor zudem nun zwei Vertreter vor Ort, mit denen man sprechen kann. Ich denke, dass unser Präsidium den Mitgesellschafter in ausreichender Form informiert und man sich austauscht.

Also kein Handlungsbedarf?

Klar ist, dass es nicht das Ziel der KGaA sein darf, weitere Schulden zu machen. Wer Schulden hat, der muss alles dafür tun, diese Schulden abzubauen. Weitere Darlehen beim Investor halte ich für falsch. Alleine schon aufgrund der Auflagen für die 3. Liga. Die KGaA plant, sofern der Aufstieg gelingt, mit einem Mannschaftsbudget von 3 Millionen Euro. Sportlich wird man sich damit sicherlich erst einmal in der 3. Liga festsetzen können. Recht frühzeitig sollte man sich jedoch darüber Gedanken machen, wie man mit mehr Budget auch die 2. Bundesliga in Angriff nehmen kann. Ich denke da vor allem daran, dass man 1860 für regionale Sponsoren so interessant wie möglich gestaltet. Das gilt im Übrigen auch für den e.V. und seine Abteilungen. Die Unternehmer für Sechzig leisten da schon eine ausgezeichnete Arbeit. Solche Unternehmer-Netzwerke gilt es auszubauen.

Aktuell in der Diskussion ist ja auch wieder die Briefwahl. Wie ist Deine Meinung dazu?

Von einer Briefwahl halte ich überhaupt nichts. Eine Mitgliederversammlung ist ein aktiver Prozess und ein wichtiger Bestandteil des aktiven Vereinslebens. Ich bin für eine Modernisierung stets offen. In meinem Unternehmen nutze ich in der Kommunikation mit ausländischen Geschäftspartnern häufig auch Videokonferenzen und weiß, dass technisch viel möglich ist. Gerade aber wenn es ums Vereinsleben geht, dass uns alle auch persönlich sehr am Herzen liegt und mit Emotionen verbunden ist, sollten wir an reellen Mitgliederversammlungen festhalten. Deshalb sage ich als Mitglied ganz klar, dass ich gegen eine Brief- oder gar Onlinewahl bin.

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