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Interview mit Franz Hell: “… erwarte ein tolles Spiel vor bundesligareifer Kulisse”

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Franz, der Wahlkampf ist vorbei, die Mitgliederversammlung ist vorbei. Liegt für uns der Fokus nun erst einmal auf dem Sportlichen?

Der Fokus ist bei mir immer auf dem Sportlichen gelegen. Es ging mir nie um persönliche Interessen. Ich bin seit 55 Jahren mit ganzem Herzen treuer und begeisterter Fan unserer Löwen. Die, die mich kennen, wissen, dass ich mich in all diesen Jahren aus der Vereinspolitik weitestgehend herausgehalten habe. Dass ich mich in den letzten Monaten auch vereinspolitisch engagiert habe, lag ausschließlich an meiner Sorge, dass die Wettbewerbsfähigkeit des von Daniel Bierofka fantastisch auf- und auch eingestellten Teams unter den Querelen der Gesellschafter der KGaA leidet und dadurch die Zukunft des Vereins gefährdet sein könnte. Erfolg stellt sich meiner Meinung nach und auch aus den Erfahrungen der Vergangenheit immer nur dann ein, wenn alle an einem Strang ziehen. Ich hoffe, dass dies bald wieder der Fall sein wird.

Aber haken wir die Vereinspolitik erst einmal ab. Im Grunde bist Du ja vor allem eines: ein großer Fan. Wie schätzt Du denn die 3. Liga sportlich ein?

Die 3. Liga ist heuer mit Sicherheit die stärkste 3. Liga aller Zeiten. Es sind zahlreiche ehemalige deutsche und DDR-Meister vertreten, klangvolle Namen wie Kaiserslautern, Braunschweig, Karlsruhe, Rostock, Uerdingen, um nur einige zu nennen. Und natürlich wir Löwen. Viele Vereine haben auch personell stark aufgerüstet, sodass es sicher viele spannende Duelle in der Liga geben wird. Das Publikumsinteresse wird sehr groß sein, alle Spiele werden von der Telekom im Internet live übertragen, viele Spiele zusätzlich noch in der ARD oder in den dritten Programmen. Von den Namen der teilnehmenden Vereine braucht sich die 3. Liga vor der 2. nicht zu verstecken. Ich finde zudem, dass ein Spiel der Löwen gegen den 1. FC Kaiserslautern für die Zuschauer wesentlich attraktiver ist als ein Spiel gegen Sandhausen oder Heidenheim, alleine von der Tradition der Vereine her.

Was sind für Dich die großen Favoriten? Sind es vor allem die beiden Absteiger Braunschweig und Lautern? Die hast Du als erstes genannt …

Natürlich sind die beiden Absteiger die großen Favoriten für den sofortigen Wiederaufstieg. Aber auch Rostock, Karlsruhe, Cottbus und vor allem Uerdingen haben starke Kader. Vielleicht werden es ja auch in diesem Jahr, wie in den letzten Jahren, wieder ein oder zwei weitere Vereine, mit denen vor Saisonbeginn keiner gerechnet hat, schaffen, in den Kreis der Großen einzudringen und vorne mitzuspielen. Da wäre es natürlich schön, wenn wir auch unter diesen wären.

Daniel Bierofka hat ja nun in gewisser Weise eine Doppelrolle. Lehrgang und Cheftrainer bei 1860. Ist das aus Deiner Sicht ein Problem?

Da sehe ich überhaupt kein Problem. Daniel Bierofka und Günther Gorenzel sind so ein gutes und eingespieltes Gespann, dass der normale Trainingsablauf unter der Woche aus meiner Sicht absolut normal abläuft. Und bei den Spielen ist der Daniel ja stets da. Ich gehe ohnehin davon aus, dass wichtige Punkte wie z. B. Mannschaftsaufstellungen sowie evtl. taktische Varianten ohnehin zwischen den beiden besprochen werden, wobei die letzte Entscheidung natürlich bei Daniel liegt.

In Kaiserslautern werden 40.000 Zuschauer erwartet. Zwei Traditionsclubs treffen aufeinander. Was erwartest Du von diesem Spiel im Hinblick auf die Fankulisse?

Ich erwarte ein tolles Spiel vor einer bundesligareifen Kulisse und hoffe natürlich vor allem, dass es ruhig bleibt. Nachdem die Löwen und die Lauterer Fans aber traditionell ein sehr gutes Verhältnis pflegen und seit den 90er Jahren unter den älteren Anhängern beider Lager sogar langjährige Fanfreundschaften bestehen, sollten hier keine Schwierigkeiten auftreten. Schließlich sind ja auch die Anhänger beider Vereine in den letzten Jahren überwiegend leidgeprüft.

Das ist natürlich richtig. Auch beim Löwenmagazin haben sich viele Lauterer gemeldet, die sich freuen, uns auf dem Betzenberg zu treffen. Wie sieht es im direkten Vergleich der Mannschaften aus? Lautern als Absteiger ist der Favorit in diesem Spiel, oder?

Auf den ersten Blick ja. Lautern kommt als Absteiger aus der 2. Liga, wir als Aufsteiger aus der 4. Liga. Alleine aus diesem Grund schaut es so aus, als ob die Rollen klar verteilt sind. Allerdings hatte Lautern vor der Saison einen großen Aderlass an Spielern zu verzeichnen. 25 Spieler aus dem letztjährigen Kader haben Lautern verlassen und viele neue Spieler wurden verpflichtet. Man muss deshalb zunächst mal abwarten, ob die Neuen zu Beginn der Saison in der Mannschaft der Lauterer schon integriert werden konnten. Auf der anderen Seite wurde bei uns die erfolgreiche Aufstiegsmannschaft mit ausgezeichneten neuen Spielern ergänzt. Die Ergebnisse in unseren Vorbereitungsspielen waren gut. Trotz teilweise hochklassiger Gegner wie Champions League- und Europa League-Qualifikationsteilnehmern hat unsere Mannschaft seit dem Trainingsauftakt im Juni kein Spiel verloren. Deshalb hoffe ich am Samstag trotz unserer Außenseiterrolle zumindest auf einen Punkt für uns.

Der Löwen-Kader ist aktuell vor allem durch eines gekennzeichnet: durch verschiedene mögliche Optionen. Wie schätzt Du als langjähriger Fan, der auch schon älteren Generation, den Kader ein?

Nach den Eindrücken im Trainingslager und in den Vorbereitungsspielen bin ich der Auffassung, dass Daniel Bierofka und Günther Gorenzel einen sehr starken und ausgeglichenen Kader zusammengestellt haben. Nahezu jede Position ist doppelt besetzt, so dass in dieser Saison auch während eines Spiels auszuwechselnde Spieler in etwa gleichwertig ersetzt werden können. Wichtig erscheint mir auch, dass das funktionierende Mannschaftsgefüge des letzten Jahres trotz der Neuzugänge nicht auseinandergerissen wurde und es so aussieht, dass der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft stimmt. Das mag u. a. auch damit zusammenhängen, dass viele Spieler bereits seit längerem zusammenspielen und die in dieser Saison neu Verpflichteten ebenfalls bestens integriert werden konnten. Wichtig wird sein, dass sich alle Spieler, auch diejenigen, die nicht regelmäßig zum Einsatz kommen, als Teil eines Teams verstehen. Nur so konnte der letztjährige Aufstieg geschafft werden.

Verrätst Du uns, wie so ein Spieltag für Dich grob aussieht? Im Winter hast Du uns ja schon ein wenig Einblick in Deinen Tagesablauf bei Heimspielen gegeben …

Ich werde mich am Samstag um 8:15 Uhr bei der Tankstelle an der Verdistraße vor der Einfahrt zur A8 mit meinen langjährigen Allesfahrerfreunden zur Abfahrt nach Lautern treffen. Einer meiner Freunde, Roman Wöll, holt vorher bei der Autovermietung unseren gemieteten 9er-Bus und im Anschluss daran an der Donnersberger Brücke die weiteren Mitfahrer ab. Nachdem alle aufgesammelt sind, werden wir nach Lautern fahren. Um ca. 11:30 – 12:00 Uhr werden wir im Best Western Hotel in der Nähe des Stadions Freunde aus der Schweiz sowie aus Kaiserslautern treffen, mit denen wir dann im Stadion das Spiel anschauen, einige von uns auf der Tribüne, einige im Stehbereich hinter dem Tor. Ca. 1 Stunde nach dem Spiel treten wir dann nach einem hoffentlich erfolgreichen Auftrag der Löwen wieder die Heimreise an. Gegen 20:00 Uhr werden wir – je nach Verkehrslage auf dem Rückweg – wieder in München ankommen. So ähnlich läuft – abhängig von der zurückzulegenden Strecke zum und vom Spielort – seit den 70er-Jahren für uns jede Auswärtsfahrt ab.

Dein Tipp für das Spiel? Was erwartet uns? Wie gehen Löwen und Teufel auseinander?

Mein Tipp ist 1:1. Das würde ich als Erfolg für uns ansehen, wobei ich mich natürlich noch mehr über einen Sieg von uns freuen würde.

Vielen Dank für das Interview. Vielleicht sehen wir uns in Lautern.

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