Du betrachtest gerade Inside 1860: Ismaiks Gentleman Agreement, um die 50+1 auszuhebeln

Inside 1860: Ismaiks Gentleman Agreement, um die 50+1 auszuhebeln

  • Beitrags-Kommentare:39 Kommentare
  • Lesedauer:5 min Lesezeit

Bei “Inside 1860”, dem Podcast der Süddeutschen Zeitung bei FYEO, geht es mittlerweile um Investor Hasan Ismaik. Ein “reicher Geschäftsmann aus Jordanien” will seine “ganz, ganz großen Pläne” in der Allianz Arena vorstellen. Die fünfte Folge handelt auch von einem Gentleman Agreement, welches die 50+1 aushebeln sollte.

Philipp Schneider und Markus Schäflein sind Journalisten der Süddeutschen Zeitung. Sie waren dabei, als der heutige Gesellschafter und Kreditgeber der Löwen beim TSV 1860 München einstieg. Sie erzählen von der ersten Pressekonferenz. Kryptisch seien die Antworten gewesen im Hinblick auf den neuen Investor. Auf die Frage, wie Ismaik sein Geld verdiene, kam die Antwort: “Erst habe ich studiert, dann wurde ich Kaufmann. Und reich geworden sei er mit irgendwas, mit Immobilien und Öl.” Schließlich kam die Verkündung, man wolle demnächst mit dem FC Barcelona auf Augenhöhe sein. Seine Vorstellungen seien von Anfang an völlig irre gewesen und schon damals nicht ernst zu nehmen, verrät Journalist Schäflein.

Es ist die fünfte Folge des Podcasts “Inside 1860”. Nach dem Thema Allianz Arena geht es um Ismaik. Nur zwei Wochen, meint Philipp Schneider, dauerte es bis zur ersten “Kissenschlacht” zwischen dem neuen Investor und dem Verein. Die Löwen waren schon immer berühmt für Indiskretionen, erklärt Schäflein seine damaligen Beobachtungen, “aber seit dem Einstieg von Ismaik war er plötzlich ein einziges, undichtes U-Boot, aus dem aus allen Löchern Informationen gekommen sind.” Christian Waggershauser, damals Aufsichtsrat beim TSV 1860 München, bestätigt im Pocdast: “Bei Sechzig kommt alles raus […] irgendjemand hat immer irgendwas gesteckt und nach außen gebracht.” Beim ersten Streit ging es um die Vermarktung von 1860. Ismaiks Wunsch war es, den bisherigen Vermarkter abzulösen. Er wollte Geld mit diesem Bereich verdienen. “Ismaik hat seine Investitionen anders verstanden”, erklärt Franz Maget, damals Vize-Präsident bei den Löwen, im Podcast. “Er hat sie nicht als Beteiligung an einem Verein oder an einem Unternehmen, wo ich mich mit einem Verein quasi immer austauschen und einigen muss, verstanden , sondern er hat seine Investition von Anfang an als Kauf eines Vereins verstanden.” Das ist allerdings nicht der Fall. Aufgrund von 50+1. Die Entscheidungsgewalt muss immer bei den gewählten Vertretern des Vereins liegen.

Für die beiden SZ-Journalisten wurde schnell klar: Ismaik und der Verein 1860 passen einfach nicht zusammen. In Inside 1860 sprechen sie auch mit Robert Schäfer. Er wurde kurz vor dem Einstieg Ismaiks Geschäftsführer. Damals ist er 34 und sieht die Aufgabe als Herausforderung. Das war im November 2010. Zusammen mit dem Präsidenten Dieter Schneider versuchte er das Unmögliche: einen Investor finden, der einsteigt “bei einem chronisch defizitären Klub, der auch noch per Knebelvertrag an eine viel zu teure Allianz Arena gefesselt ist.” Im Gespräch war unter anderem ein kasachischer Oligarch, verrät Franz Maget, der damalige Vize-Präsident. “Frech, protzig, herrisch, unsauber, intransparent – kein Mensch, mit dem wir hätten Geschäfte machen wollen.”

In allen Medien hätte der TSV 1860 München damals klargemacht, man benötige Hilfe, erklärt Robert Schäfer. Gemeldet habe sich dann Hamada Iraki. Er rief bei Präsident Schneider an, am selben Tag hätte man sich dann mit ihm getroffen. Es wurde dann schnell konkret. Am 18. März 2011 kam der Hilferuf. Man brauche 8 Millionen in zehn Tagen, sonst wäre man Pleite. Genau zehn Tage später verkündete man den Einstieg des reichen arabischen Geschäftsmannes Ismaik. “Hasan haben wir dann erst zum Schluss getroffen”, meint Schäfer. Ansonsten lief alles über Mittelsmänner und Berater, erläutert der damalige Geschäftsführer. Man ist damals jedoch in Zugzwang, weitere Interessenten gibt es nicht.

Im Podcast erklärt Robert Schäfer, er habe als damaliger Geschäftsführer Ismaik stets klar gemacht, wie die 50+1-Regel funktioniere. Verstanden habe Ismaik das nicht, behauptet der damalige Vize-Präsident Maget: “Der Vertrag wurde beim Notar Satz für Satz vorgelesen, auf deutsch. Ein Übersetzer hat Herrn Ismaik auf arabisch übersetzt und der Notar hat nach jedem Satz gefragt: Haben Sie das verstanden?” Ismaik ging irgendwann raus, habe telefoniert und ließ Hamada Iraki alleine sitzen. “Da hatte ich das Gefühl, ihm sei der Text gar nicht so wichtig”, meint Maget. Kurze Zeit nach den Vertragsverhandlungen habe der damalige Vize-Präsident ein Stück Papier bekommen. Ein Gentleman Agreement. Dort stand drin, dass die Vereinsseite auf ihre Rechte verzichtet. “Ismaik hatte die Vorstellung, Notarvertrag ist das Eine, aber wie wir die Dinge regeln, unter Gentleman, ist das Andere.” Unterschrieben wurde es seitens des e.V. nicht.

Die Parteien seien nicht zum Notar gegangen, um dort “hochoffiziell eine Urkunde zu zeichnen, auf die sie sich alle geeingt haben, nur um dann im Anschluss daran ebenfalls schriftlich ein minderwertiges, rechtliches Dokument zu zeichnen, in dem man zurücktritt von den Rechten, die der Notar zuvor beglaubigt hat”, erkennen die Journalisten der Süddeutschen Zeitung.

Den Podcast findet Ihr hier: https://www.fyeo.de/originals/inside-1860

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
39 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen