Rudolf Zeiser war Mitglied der Meistermannschaft von 1966, der bereits einige Jahre für die Reserve des TSV 1860 gespielt hatte, bevor er 1962 nach einem zweijährigen Gastspiel bei Hertha BSC zu den Löwen zurückkehrte und beim TSV bis zum Ende seiner Laufbahn 1970 über 200 Pflichtspiele absolvierte. Zeiser gehörte zu den unauffälligen, aber immens fleißigen Akteuren, die für jede große Mannschaft unverzichtbar sind. Er starb 1993, als er unter ungeklärten Umständen in der Nähe seiner Wohnung von einem S-Bahn-Zug überrollt wurde.
Heute, an seinem 25. Todestag, wollen wir den Meisterlöwen Rudolf Zeiser für seine Verdienste würdigen und seiner gedenken.
Rudi, der Fuchs
In der Saison 1962/63 kämpften die Münchner LöwenFan-Kollektiv der Ultra-Gruppierungen des TSV 1860 München.... um die Süddeutsche Meisterschaft und damit um die Teilnahme an der Deutschen Bundesliga, die 1963 an den Start gehen soll. Rudolf Zeiser war ein Teil dieser Mannschaft, die den TSV München von 1860 zum Gründungmitglied der Deutschen Bundesliga machte, der den Pokal 1964 nach München holte, ebenso wie die Meisterschale 1966.
Obwohl der Außenläufer, wie seine Position damals genannt wurde, eher unauffällig und bescheiden war und mit seinem Namen nicht die Tagesblätter regelmäßig füllte wie ein Radenkovic, Grosser, Konietzka oder Brunnenmeier, war er ein wichtiges Glied in der Mannschaft und hat zu den Erfolgen immens beigetragen. Wie unter anderem am vorletzten Spiel (21.05.1966) der Meistersaison gegen den Titelanwärter Borussia Dortmund, bei dem der 2:0-Auswärtssieg die Meisterschaft besiegelte. Rudi Zeiser war der Mann, der den Dortmunder Torjäger Held im Schach hielt und damit den Sieg absicherte. Auszug aus der Tagespresse:
>Zeiser. Dieser Unglücksrabe verschuldete vor 6 Wochen gegen Meiderich mit einer verkorksten Ballrückgabe ein entschiedenes Tor, wurde fürchterlich ausgepfiffen. Zeiser war damals schon körperlich topfit. Merkel: “Ich kann ihn aber nicht bringen, die Zuschauer pfeifen ihn aus. Wenn überhaupt, dann kann ich Zeiser nur auswärts spielen lassen.” Merkel gab Zeiser eine Chance. “Fuchs” nennen die Sechziger den Zeiser, weil er sich stets auf leisen Sohlen unbemerkt heranschleicht. Der Fuchs zähmte Held.<
Ein Pfundskerl
Am 18. März 1967, beim Stadtderby gegen den FC Bayern, schoss Rudi vor 42.000 Zuschauer das “goldene Tor” zum 1:0-Sieg. Zeiser hatte Beckenbauer angeschossen und während sich Beckenbauer abdrehte, schoss Zeiser noch einmal. Sepp Maier reckte sich vergeblich nach dem Ball und musste sich geschlagen geben.
Zeiser und Perusic waren die Schlüsselfiguren zum Sieg der Löwen über den Lokalrivalen Bayern. Unermüdlich trieben sie aus dem Mittelfeld an, wobei Zeiser von den Bayern eben sträflich unentdeckt blieb. Zu diesem Zeitpunkt war im Rennen um die erneute Meisterschaft noch alles drin.
Die Tagespresse überschlug sich an den folgenden Tagen mit Lobeshymnen für das spannende und temporeiche Spiel, nur Bayern-Trainer Cajkovski sah es etwas anders: “Für mich war es das schlechteste Derby unter allen bisher 4 Bundesligatreffen der Münchner Lokalrivalen. Ja, sie lachen meine Herren, aber das ist meine Ansicht – und das würde ich auch sagen, wenn wir und nicht 1860 – übrigens mit 1:0 verdient – gewonnen hätten. Aber, aber – dieser Boden. Zeiser war bester Spieler auf dem Platz – immer frei, immer startbereit nach vorne. Unser erkrankt angetretener Gerd Müller (Kieferentzündung) ließ 2 der sogenannten todsicheren Gelegenheiten aus. Und wenn Müller kein Tor schießt, dann, Sie wissen ja.”
Herzlichen Dank an Siegfried Nagelstutz, der uns aus seiner beeindruckenden Sammlung alte Zeitungsartikel aus den Jahren 1964-1968 für die Recherche zur Verfügung gestellt hat: www.tsv-1860-museum.de