Derbytime in Giesing. Keiner kann behaupten, es wäre ein ganz normaler Spieltag, ein ganz normaler Gegner. Ob es die erste oder zweite Mannschaft vom FC Bayern ist, es geht einfach um mehr als nur um drei Punkte. Und obwohl der rote Gegner nur zwei Straßen weiter beheimatet ist, war heute der Stadtteil Giesing fest in blauer Hand. Bereits Stunden vor dem Spiel machten sich die Löwenfans auf den Weg nach Giesing und überfluteten die Straßen und die Kneipen – wie an jedem Heimspiel-Wochenende. Von Rot war erstmals nichts zu sehen. Man spürte die Vorfreude, aber auch die Anspannung vor dem Spiel im geliebten Stadion an der Grünwalder Straße, das wir Löwen unsere „Heimat“ nennen. „Das pack ma“, hieß es von allen Seiten und mit der Erwartung gingen wir ins Stadion hinein…
Abgesehen davon – was für eine Feuertaufe für den neuen Löwen-Dompteur Michael Köllner?! Ein Stadt-Derby. Fluch oder Segen? Wie auch immer man es sehen mag, das erste Spiel ist grundsätzlich sicher nicht das Einfachste. Und dann noch gegen den ungeliebten Nachbarn, auch wenn es „nur“ deren Zweite ist. Die Überraschung war wohl die Nominierung von Kristian Böhnlein in die Startelf. Für ihn musste Aaron Berzel weichen… auf geht‘s. Des pack ma…
Ein Elfmeter bringt Bayern in Front
Zu Beginn des Spiels zeigten sich die Löwen bissig und setzten den FCB II früh unter Druck. Bereits in der dritten Minute hatte Mölders die erste Chance, doch sein Schuss aus 23 Metern ging am Tor vorbei. Dann wurden die Bayern zum ersten Mal gefährlich. Dajaku kam im Strafraum an den Ball, doch Hiller war wach und stürzte sich auf die Kugel (16.). Die Löwen zeigten sich danach etwas zahmer, verteidigten aber weiter offensiv. Nachdem Dajaku im Strafraum von Erdmann im Gesicht berührt wurde, ging der Youngster theatralisch zu Boden, zum Glück scheiterte Cuisance mit seinem anschließenden Freistoß aber an Hiller (19.).
Dann wurde es bitter für die Löwen und irgendwie auch ungerecht. Nach einem Foul von Willsch an Köhn zeigte die Unparteiische Bibiana Steinhaus auf den Elfmeterpunkt. Echt jetzt? Man diskutierte. Die einen sahen das Foul vorm Strafraum, die anderen dahinter oder zumindest auf der Linie. Alle Diskussion nutzten aber nichts. Okyere Wriedt trat an, Hiller kam dem Ball nicht mehr nach und so stand es 1:0 für den roten Nachbarn.
In der Folgezeit blieb Bayerns Zweite überlegen, der Schock schien bei den Löwen tief zu sitzen. So musste Hiller zweimal parieren: Zuerst hielt er Singhs Ecke, dann packte er bei Richards Kopfball sicher zu. Dennoch blieb es zur Pause bei der knappen 1:0-Führung der FCB-Reserve.

Dressel setzt sich durch und rettet einen Punkt
Michael Köllner muss in der Pause wohl die richtigen Worte gefunden haben, obwohl man sicher keinen der Löwenspieler motivierten musste. Jedenfalls startete Sechzig deutlich besser in die zweite Hälfte. Gleich nach zwei Minuten landete Weins Flanke bei Sascha Mölders, der die Kugel aufs Tor brachte, aber an Torhüter Früchtl scheiterte. Gleich hinterher traf Erdmann per Kopf die Latte und weitere acht Minuten später die Chance für Mölders. Er tankte sich stark gegen zwei Verteidiger im Strafraum durch, doch seinen Schuss konnte Früchtl mit dem Fuß klären. Die Löwen drückten auf den Ausgleich und belohnten sich endlich für ihre Bemühungen in der 68. Minute.
Lex flankte rechts im Strafraum an den zweiten Pfosten, Dennis Dressel stand frei, scheiterte zwar erst per Kopfball am Bayern-Keeper, überwand ihn aber im zweiten Versuch zum verdienten 1:1-Ausgleich. Die Löwen gaben auch nach dem Ausgleich nicht auf, doch es passierte nichts Entscheidendes mehr, weshalb es am Ende beim 1:1-Unentschieden blieb.
Was kann man aus dem Spiel mitnehmen – ausgenommen einem Punkt? Ja – die überteuerte Zig-Millionen-Truppe vom FC Bayern II kann technisch guten Fußball spielen, aber vor allem fallen sie sehr gekonnt und überzeugend, wofür sie in der B-Note eine hohe Punktzahl bekommen. Aber die „billigen“ Löwen haben sich heute nicht versteckt und ihr Potenzial erneut gezeigt. Jetzt muss es nur noch mit der Chancenverwertung besser klappen, dann wird auch das zweite Derby in Unterhaching nicht nur spannend, sondern auch erfolgreich.