Du betrachtest gerade Im Gespräch mit Garching-Coach Daniel WeberDepositphotosc

Im Gespräch mit Garching-Coach Daniel Weber

  • Beitrags-Kommentare:4 Kommentare
  • Lesedauer:10 min Lesezeit

Im drittletzten Heimspiel der Saison empfängt der TSV 1860 den Fußballclub aus der Nachbarschaft – VfR Garching. Zwei befreundete Trainer treffen aufeinander, der Traditionsverein gegen den “Familien-Club”, in dem der Zusammenhalt, wie im Verein so auch in der Mannschaft, stark auffällt.

Artikel im Vorfeld zum Hinspiel: VfR Garching stellt sich Löwenfans vor

Wir erinnern uns noch gut an das Hinspiel an einem sommerlich warmen Tag. Die Münchner Fans sangen auf dem Weg “Wir geh’n mit dir wohin du willst. Auch ans Ende der U6” und der VfR erwies sich als perfekter Gastgeber. Eine freundschaftliche Stimmung herrschte im Stadion, die Löwen fühlten sich wohl und feierten am Ende den 3:0-Sieg. Hinterher hielten sich viele Löwenfans in Garching noch auf und ließen den perfekten Spieltag in Cafès oder im Biergarten in guter Laune ausklingen.

Mit sommerlich warmem Wetter können wir am Freitag nicht dienen, aber mit der guten Stimmung im ausverkauften Sechziger allemal.

Gespräch mit Daniel Weber

Obwohl Daniel Weber neben seiner Trainertätigkeit beim VfR Garching berufstätig ist, hat er sich für ein Gespräch mit dem Löwenmagazin Zeit genommen.

VfR Garching
VfR Garching – Dennis Niebauer #10

Als erstes: Gratulation zum Sieg gegen Schalding. Die Mannschaft lag mit 1:2 hinten und hat das Spiel noch zum 3:2 gedreht, wobei die Niebauer-Brüder gleich 3x zugeschlagen haben. Auch davor gegen den TSV 1860 Rosenheim habt Ihr aus dem 2:0-Rückstand noch einen Punkt nach Hause holen können. Die Moral der Mannschaft und der Siegeswille gibt sicher Zuversicht für die kommenden Spiele.
Seit dem Winter haben wir und die Löwen die meisten Spiele absolviert. Wir sind ein bisschen unruhig gestartet. Wenn du gleich gegen Bayern, Burghausen und Rosenheim auswärts spielen musst, ist das schon ein dickes Brett. Die Jungs waren schon gefrustet, dass sie die top Vorbereitung zwar in die Runde transportieren konnten, aber nicht in die Ergebnisse. Wenn du mit zwei Niederlagen startest und in Rosenheim schon fast verdammt bist, zu punkten, aber dann doch schnell 2:0 hinten liegst, ist das wahnsinnig ärgerlich. Dann hat man gemerkt, dass es im Spiel irgendwie egal wurde, nach dem Motto „jetzt ist eh schon Wurscht, jetzt spielen wir befreiter auf und erzeugen den Druck, den wir können“. Na ja, dann haben wir das Spiel umgebogen, wobei uns beinahe der Lucky Punch auch noch gelungen wäre. Am Ende des Tages haben wir aber zwei Punkte verschenkt, weil wir das Tor in Überzahl nicht gemacht haben.
Als wir endlich zu Hause starteten, war natürlich auch Druck da. Nach einem Punkt aus drei Spielen will man nicht unten reinrutschen. Im Spiel gegen Schalding ist es auch anfangs gut gelaufen und dann bekamen wir das Gegentor und brachen etwas zusammen. Und dann war es wieder so – zwei Fehler, zwei Tore und am Ende einfach ein Sieg des Willens und der Qualität des Brüderpaares, die allen voran marschiert sind und diesen Sieg erzwungen haben.
Die Moral der Jungs ist gerade für das Spiel gegen die Löwen sehr gut. Wir fühlen uns nach der Winterpause endlich angekommen und freuen uns vor dem ausverkauften Haus zu spielen.

Im Moment haltet Ihr zu den Abstiegs-Relegationsplätzen mit sechs Punkten den Abstand. Mit 1860, aber auch Ingolstadt II, Schweinfurt oder Nürnberg II kommen noch einige unangenehme Gegner auf Euch zu. Und diese vermehrt in den Englischen Wochen im April. Was rechnet Ihr Euch für die restlichen Rückspiele aus und wo seht Ihr Euch optimalerweise am Ende der Saison?
Für uns zählt alles über den Strich und der Saisonverlauf zeigt, dass es für uns machbar ist und dass wir die Qualität haben, im Mittelfeld der Tabelle zu stehen. Aber gerade bei den Englischen Wochen, gerade als Amateure und gerade bei möglichen Verletzungen, weiß du nicht, ob alle frei bekommen in den spielreichen Englischen Wochen. Da muss man halt schauen, wie es läuft. Aber da sind wir nicht die einzige Mannschaft, auch durch die Spielausfälle am Montag und Dienstag, haben alle das Programm und alle werden durch die Englischen Wochen durch müssen und am Ende entscheidet die Mannschaftsqualität. Und das nicht nur über die ersten 11-12 im Kader, sondern hoch bis zu Nummer 20. Wer da am besten in der Breite aufgestellt ist, der wird am Ende nicht auf dem Aufstiegsplatz stehen oder in der Relegation landen. Da wollen wir unbedingt dabei sein. Auf Relegation habe ich wirklich gar keine Lust.

Weber
Daniel Weber

Eure Spieler sind berufstätig oder studieren. Wie kommt man mit dem vollgestopften Spieltermin-Kalender klar – im Hinblick auf die Fitness der Jungs sowie Verfügbarkeit der Spieler? Dazu noch die Trainingseinheiten, die man dazwischen schieben muss?
Wir haben in der Vorbereitung die Grundlagen gut gelegt. Die Spieler konnten, sogar gegen die Bayern, in der zweiten Halbzeit immer zulegen. Konditionell haben wir keine Probleme, in der Liga mitzuhalten oder teilweise gar besser zu sein als die Gegner. Dementsprechend bin ich da guter Dinge. Das ist auch großer ausschlaggebender Faktor für Verletzungsanfälligkeit, die nicht durch Gegnereinwirkung ist. Da gehört natürlich auch eine Portion Glück mit dazu. Und dass ich hin und wieder aus beruflichen Gründen auf jemanden verzichten muss, das ist leider so, aber das ist auch bei anderen nicht anders. Also müssen wir unseren Fokus auf bestimmte Spiele legen und da alles bündeln. Wir haben aber auch gezeigt, dass wir aus allen Tabellenregionen Gegner schlagen können – sonst kämen die 33 Punkte auch nicht zu Stande.
Für die Wetterkapriolen kann niemand was. Uns hat es schon vor der Winterpause getroffen – wir waren die Mannschaft mit den wenigsten Spielen. Jetzt sind wir jedoch voll im Spielrhythmus, während andere Mannschaften nur ein Spiel nach der Winterpause gehabt haben. Jetzt konnten wir diese Woche nochmals durchschnaufen und nun geht’s wieder los.

Im Hinspiel war das Stadion am See mit 3.000 Zuschauern ausverkauft. Nun geht es für Euch ins Grünwalder Stadion. Die Spielstätte kennt Ihr ja durch die Spiele gegen die U21-Löwen und den FCB II. Da waren halt immer ein paar Hundert Zuschauer dabei, nun aber wird das Stadion mit 12.500 Zuschauern ausverkauft sein – und ein Hexenkessel. Kann man die Spieler darauf vorbereiten? Wie ist die Stimmung im Vorfeld?
Die Vorfreude ist sehr groß. Man hat keine Trainingsabsagen. Beruflich schaffen die Jungs das alles gerade hinzukriegen, weil keiner die Chance auf den Platz im Kader verstreichen lassen will. Alle sind zu 100 Prozent anwesend.
Ja, vorbereiten? Es gibt da schon paar Ideen. Man bereitet sich auf den Lärmpegel vor. Da haben wir eine Idee gehabt, die, glaube ich, sehr gut ist. Weil die Verständigung natürlich schwer wird. Die Hälfte des aktuellen Stammkaders hat schon mal vor so einer Kulisse gespielt. Sie gehen nicht ganz grün hinter den Ohren in so ein Spiel rein. Ich habe selber auch vor solchen Kulissen in kleinen Stadien gespielt und weiß auch worauf es ankommt. Wir haben viele Münchner im Kader. Einer wohnt ca. 100 Meter Luftlinie vom Grünwalder entfernt. Es ist halt für viele was ganz Besonderes. Viele haben auch eine Vergangenheit bei den Löwen und freuen sich riesig auf das Spiel. Ob allerdings jeder seine Nerven im Griff hat, das werden wir sehen. Das lässt sich nicht trainieren. Die Kommunikation auf dem Platz muss einfach blind funktionieren, damit wir dort eine gute Performance abliefern können.

Weber
Pressekonferenz nach dem Hinspiel in Garching

Mit Biero verbindet Dich eine Freundschaft, immerhin habt Ihr Euch u.a. ein Zimmer beim Trainer-Lehrgang geteilt. In der sportarena bei münchen.tv meintest Du, Deinem Freund Biero „ein Bein stellen“ zu wollen. Wir hoffen das natürlich nicht. Wie ist die Einschätzung im Hinblick auf Freitag und vor allem, wer steht denn nun im Garchinger Tor?
Beide Keeper freuen sich riesig auf das Spiel. Ich muss niemanden motivieren, nur eine Entscheidung treffen. Wir haben zwei junge Torhüter, die auf der gleichen Augenhöhe sind und denen die Mannschaft vertraut.

Zu Biero und mir… Ich weiß nicht was der Biero dazu sagt.
Wir respektieren uns sehr, weil wir uns schon lange kennen. Es fährt ja natürlich keiner ins Grünwalder, um die Punkte abzuliefern. Viele haben es nicht geschafft und natürlich denkt sich jeder: „Ich habe aber eine Idee, ich schaffe das heute“. Und mit der Motivation muss man auch reingehen. Die Herausforderung nimmt der Biero auch jede Woche gerne an und versteht es, seine Jungs dementsprechend auf die kleineren Mannschaften einzustellen und weiß um die Gefährlichkeit der Mannschaften. Wir tun unser Übriges dazu, dass wir gut vorbereitet sind.
Man kann aber nicht viel daraus ableiten, dass wir uns besser kennen. Er hat kein Grundschema, das ich kenne. Ich kann, wie alle anderen, die Spiele mir anschauen und sehen, wo ggf. eine kleine Schwäche ist oder was die Mannschaft nicht gerne mag. Am Ende müssen wir jedoch auf die eigene Stärke schauen und sie in den Vordergrund bringen.
Und ich wünsche ihm den Meistertitel und den Aufstieg, denn ich glaube, das ist die beste Mannschaft der Liga und die beste Mannschaft, die Bayern in der Relegation am besten vertreten kann. Nur am Freitag kann ich ihm ausnahmsweise nicht viel Glück wünschen. Keine Verletzte und ein schönes Spiel aber.

Habt Ihr nach solchen Spielen, wenn Ihr gegeneinander spielt, auch Zeit, hinterher mal ein Bierchen zu trinken?
Wir haben es geschafft in der Winterpause mal Essen zu gehen. Und wir werden, sobald die Zeit es wieder zulässt – und ich gehe davon aus, dass es leider nicht in der Runde ist, sondern hinterher – dann werden wir es sicher wieder schaffen. Dann können beide, hoffe ich, über erfolgreiche Saisons berichten. Vorher wird das maximal in einem Telefonat enden.

Wir bedanken uns bei Daniel Weber für das wirklich sehr nette Gespräch und drücken dem VfR Garching für die restlichen Spiele (nach dem Spiel gegen die Löwen) und für einen guten Tabellenplatz am Ende der Saison die Daumen.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
4 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen