Was wäre ein Online-Magazin ohne Leser? Viel spannender als „nur“ Klicks zu zählen sind dabei die Kommentare unserer interessierten Leser. Einer davon ist Peter Schauf, dem aufmerksamen Leser besser bekannt als „Tante Tornante“. Wie wir im bisherigen Verlauf dieser Berichts-Serie feststellen durften, sind die Facetten der Fans des TSV 1860 München sehr bunt und vielfältig. Peter Schauf nimmt sich da nicht aus. Seine Kommentare in unserem Portal sind tiefgründig und zeugen von fußballerischem Sachverstand. Genauso sind seine Anmerkungen aber immer wieder auch pointiert und lassen teilweise in sein weiß blaues Seelenleben blicken. Hier ein Beispiel zu unserem Bericht “20 Jahre Derbysieg” unter der Rubrik „Historie“.
„Immer wenn ich einen Bericht über DAS Derby 1999 lese, kommt Wehmut auf…
Ausgerechnet dieses Derby im November 1999 konnte ich nicht sehen, ich war damals in Australien und habe nach einem geschäftlichen Aufenthalt noch 3 Wochen Urlaub dran gehängt. Internet war damals noch nicht so und mein Handy hatte ich wegen der irren Telefongebühren eh daheim gelassen. Ich habe mir dann am Montag (?) den Sydney Morning Herald gekauft und auf der Sportseite etwas versteckt im Hyde Park von Sydney die nackten BuLi-Ergebnisse angeschaut.
Die Leute haben sich schon etwas gewundert, warum ich auf der Park-Bank die „Säge“ gemacht habe…
Wehmut deshalb, weil ich das Spiel versäumt habe, aber auch, weil der Trip zu den drei schönsten Reisen gehört, die ich jemals unternommen habe – und ich war schon ziemlich unterwegs.
Beim Rückspiel war ich dann aber im Oly, war ja auch nicht sooo schlecht…
Sechzger ist der Peter seit dem Meisterjahr 1966, als ihn sein Vater zum ersten Mal ins Stadion mitgenommen hat. Welches Spiel das genau war, konnte in seiner Erinnerung nicht mehr zweifelsfrei recherchiert werden. Fakt ist aber, es war Winter, die Löwen gingen siegreich vom Feld und der weiß blaue Virus war in dem damals kleinen Bub nachhaltig infiziert. Der Schauf Peter geht ins Stadion, weil „es einfach x-fach schöner ist, als zuhause auf der Couch“. Als Giesinger ist es für ihn ein Leichtes fußläufig ins Stadion zu kommen. Nur leider klappt das wegen der vielen Dienstreisen ins Ausland nicht immer. Wann immer es aber geht, ist er da. Auswärts schaffte er es in den vergangenen Spielzeiten nur nach Nürnberg („die blaue Wand“) und nach Ingolstadt zu den Schanzern. Ob „sechzig nun der geilste Club der Welt ist“ mag der Peter gar nicht beurteilen. Für ihn steht fest, das all die durchschrittenen Tränen-Täler die Fans noch mehr zusammengeschweißt haben. Der TSV 1860 München ist für ihn nicht nur deshalb „DER Club“.
Wie sieht Peter die Beste Zeit mit seinen Löwen?
„Schöne Erinnerungen gibt es doch auch gar nicht so wenige. Ich möchte das gar nicht so groß werten. Die BuLi vor 1970, die 2. Liga danach, ja selbst die Bayernliga hatte magische Momente, Der Durchmarsch dann wiederum in die BuLi und auch nach Abstieg und ewiger 2. Liga war es zum Beispiel in der Regionalliga auch wieder eine gute Zeit. Als ich zum ersten Mal wieder nach langer Zeit gegen Illertissen am Freitagabend im 60ger war, empfand ich es als eine magische Nacht und unvergleichlich. Der Aufstieg danach…alles und vieles war sehr schön. Als 60ger gibt es nix, was du nicht schon erlebt hast. Du nimmst es so, wie es kommt.“
Peters Hoffnung auf sportlichen Erfolg für die kommenden Jahre
“Natürlich wäre der Aufstieg in 2. Liga eine große Hoffnung., allerdings nicht auf Biegen und Brechen sondern clever und smart. Gutes Scouting, vernünftig wirtschaften (das heißt nicht, nix zu investieren, aber mit Augenmaß!), in die Jugendarbeit wieder zu intensivieren. Dieses Jahr (Anmerk. d. Red.: gemeint ist die Saison 2019/2020) käme ein Aufstieg wohl zu früh, aber wir werden sehen.
Was “Tante Tornante” noch zu sagen hat
“60 ist ein brand für die Ewigkeit, das kriegst du nicht mehr los. Auch wenn ich mit zunehmendem Alter (demnächst 62) gelassener werde, das Virus 1860 tobt zuweilen immer noch ganz schön. Ich beneide die Erfolg-Fans anderer Klubs nicht, es ist fast schon so, dass ich so etwas wie Mitleid empfinde für deren eintöniges Fan-Dasein. Bei uns tobt das Leben, bei denen vielleicht mal die Augenbraue. Ja, ich schaue mir auch zuweilen höherklassigen Fußball an, einschließlich CL und erfreue mich an deren schönem Spiel, muss es aber für die Löwen nicht zwingend haben. Wenn es sich mal ergeben sollte, dann wäre das toll, ansonsten ist das Leben als ganz normaler 60ger auch schön genug. Was mir allerdings zunehmend auf den Zeiger geht, ist die permanente Streiterei, die Uneinigkeit, die Spaltung. Ich beteilige mich selten an Diskussionen um dieses Thema. Ich bin es mittlerweile ziemlich leid, obwohl ich schon eine klare Meinung dazu habe. Fußball ist für mich immer noch das Spiel, der Sport. Ich weiß natürlich, dass das Drumherum wichtig und nicht ausblendbar ist, nur des Öfteren wird es mir zuviel. Ansonsten ist mein größter Wunsch, mal in dem dann hoffentlich umgebauten 60ger zu stehen oder zu sitzen. Alles andere wird sich zeigen…”
Spannende Einblick in die Fan-Seele von „Tante Tornante“. Sie werfen aber auch Fragen auf. Warum benutzt du denn den Nicknamen „Tante Tornante“ auf unserem Portal? Aus dem italienischen übersetzt bedeutet „Tornante“ „Haarnadel“ oder auch „Kehre“ bzw. „Haarnadelkurve“. Bist du die Tante mit dem Dutt mütterlicher seits, die im Ohrensessel sitzend zu jedem und allem einen Kommentar abgegeben hat und immer alles besser wusste? Vater war immer froh, wenn die Tante nach einem viel zu langen Besuch wieder das Haus verlassen hat. Diese Frage versteht sich natürlich mit einem großen Augenzwinkern. Uns würde die Geschichte hinter deinem „Nick“ aber schon sehr interessieren. Erläuterungen dazu gerne im Kommentarbereich, in dem wir dich seit Wochen schmerzlich vermissen.
Ach ja und noch etwas in eigener Sache. Du wohnst in GiesingStadtteil rechts der Isar und südöstlicher Teil der bayeri... in unmittelbarer Stadionnähe und bist oft im Ausland auf Geschäftsreise. Brauchst du eventuell jemanden der bei deiner Abwesenheit, vorzugsweise an Heimspieltagen, deine Blumen gießt?