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“I bin a Sechzga” – Bene, da Wirt vom Löwenstüberl

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Nicht viele Vereine im Profigeschäft der deutschen Bundesligen können sich eine derartige Volksnähe zuschreiben, wie es beim TSV 1860 München der Fall ist. Ein Besuch am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße 114 und schnell wird klar, hier ist kein steriler, auf Erfolg getrimmter Profifußballverein beheimatet. Ausnahmslos jeder wird freundlich gegrüßt. Ein Spielerautogramm ist fast immer drin und wenn es passt, geht auch mal ein Schwätzchen mit dem Trainer. Zentraler Dreh- und Angelpunkt an der 114 ist dabei das Löwenstüberl. Anlaufstelle für Fans, Jugend- und Profispieler, Offizielle und Neugierige. Wie bei jeder Gaststätte, bei jedem Wirtshaus, ist aber nicht nur die Lokalität, die Lage, das Ambiente das entscheidende Kriterium, warum man gerne an diesen Ort geht, sich gerne mit Gleichgesinnten trifft. Gastlichkeit fängt beim Wirt an. „I bin a Sechzga“, Bene Lankes, Wirt vom Löwenstüberl.

Bene Lankes, mittlerweile seit einem Jahr Wirt vom Löwenstüberl.

Frischer Wind im Stüberl

Beim Betreten des Trainingsgeländes wird beim ersten Blick ums Eck schnell klar, dass sich hier seit dem Ende der Ära mit der langjährigen Wirtin Christl Estermann einiges getan hat. Der Biergarten wurde neu gestaltet und lädt, wie gewohnt, zum Verweilen ein. Betritt man das unveränderte Portal dieser grün-goldenen Kultstätte, öffnet sich ein heller freundlicher Gastraum. Der ursprüngliche Boazn-Charakter gehört der Vergangenheit an. Man merkt schnell, hier weht ein frischer Wind. Auch wenn die Möglichkeiten des jahrzehntealten Verschlags gegenüber der modernen Geschäftsstelle sichtlich begrenzt sind, der Wirt hat hier innerhalb kürzester Zeit ein völlig neues Ambiente für die Löwenfamilie geschaffen. Neben seinem kreativen Geschäftssinn ist der Bene aber auch ein „Blauer“, und das von Kindesbeinen an. Mit Freunden der Eltern ist der Perlacher das erste Mal ins Stadion gegangen und war sofort Feuer und Flamme. Diese Atmosphäre, diese Stimmung, ein Wahnsinn. Mit 14 Jahren hatte der Lankes Bene die erste Dauerkarte seines Lebens in der Hosentasche, wenn es jedes zweite Wochenende zu den Sechzgern ins Stadion ging. In Block „J“ zwischen der Stehhalle und dem Ultrablock unter der Anzeigetafel verfolgte er seine ersten Spiele der Löwen. Dabei dauerte es nicht lange, bis es ihn mit seinen Spezln unter die Anzeigetafel zog. Die geballte Wucht des Ultrablocks hatte für die Perlacher Jungs eine magische Anziehungskraft. Sie wollten den Anweisungen und Einsätzen vom Marco, dem Vorsänger der Cosa Nostra (damalige Ultra-Gruppierung), folgen und die Löwen auf dem Platz zur Höchstleistung animieren. Heimspiele waren dem jungen Perlacher bald nicht mehr genug und so ging es im Bus der Cosa Nostra bald auch auf die ein oder andere Auswärtsfahrt. „Eine geile Zeit“, wie der Bene mit leuchtenden Augen erzählte.

Von der Kurve ins Stüberl

Mit Beginn seiner Lehre zum Koch und des weiteren beruflichen Werdegangs wurden die Besuche im Stadion immer weniger. In der Arena am Müllberg war der Bene nur noch sporadisch zu finden. Das Löwenfeuer züngelte aber weiterhin in seinem Herzen. Mit dem Fall in die Regionalliga und der Rückkehr ins altehrwürdige Grünwalder Stadion begann das Feuer wieder zu lodern und der Bene stand wieder regelmäßig in der Kurve. Aber wie kommt man von der Kurve als Wirt ins Löwenstüberl? Nach dem Abschied von der Christl suchte die KGaA einen Nachfolger. Es gab einige vielversprechende Bewerbungen und Gespräche standen kurz vor dem finalen Abschluss. Am Ende kam es aber aus verschiedenen Gründen zu keinem Zuschlag. Eine Anzeige in der Zeitung brachte Bene Lankes darauf, bei seinem Brauereivertreter einmal anzuklopfen. Mit Thomi´s Kuchl hatte sich der Bene bereits eine eigene Gastwirtschaft mit einem gut florierenden Catering-Service in Perlach aufgebaut. Mit diesem Background kam über die Vermittlung seines Brauereivertreters schnell ein Termin mit Michael Scharold zustande. Lediglich 15 Minuten brauchte der Bene, um den damaligen Geschäftsführer für Finanzen von sich zu überzeugen. So schnell kann es gehen, wenn man der Richtige ist, zur rechten Zeit am richtigen Platz steht und das Herz am richtigen Fleck schlägt. Bevor allerdings an eine Neueröffnung des Löwenstüberls zu denken war, mussten einige Um- und Ausbaumaßnahmen vorgenommen werden. Die baulichen Möglichkeiten waren begrenzt, aber der Bene erkannte sofort das Potential des Stüberls und seines Umfelds. Er freute sich auf die Zusammenarbeit mit der Löwenfamilie.

Dreh- und Angelpunkt am Trainingsgelände, das Löwenstüberl.

Löwenherz und kreativer Geschäftssinn

Aber im Frühjahr diesen Jahres wurde der neue Stüberlwirt, wie jeder andere Gastwirt auch, von dem Pandemie-bedingten „Shutdown“ schwer getroffen. Ein denkbar schlechter Einstieg in ein neues Projekt. Aber der Bene hat ein Löwenherz und hielt sich mit vielen Ideen und mit Hilfe seines großen Netzwerks über Wasser. Wer kommt schon auf die Idee, auf dem Erdinger Volksfestplatz ein Drive-In für Wiesn-Schmankerl zu eröffnen? Mit dem Tracht’n-Bäda (Peter Seeböck) und weiteren Partnern konnte diese auf den ersten Blick abstruse Idee umgesetzt werden. Der Bene war dabei und der Plan ging auf. Generell lobt der Bene den Zusammenschluss der „Unternehmer für Sechzig“, dem er selber angehört. Hier haben sich Geschäftsleute mit dem Löwen im Herzen gefunden, die sich kameradschaftlich unterstützen. Ein Netzwerk, das der Bene nicht mehr missen möchte. Aktuell plagen und nerven den Stüberl-Wirt die ständig wechselnden Vorgaben der Gesundheitsämter und des Kreisverwaltungsreferats zur Bewirtung von Gästen. Um den Hygienevorschriften Rechnung zu tragen hat er sich einiges einfallen lassen, damit der Besuch im Stüberl für seine Gäste auch in diesen komischen Zeiten so angenehm wie möglich wird. Der Biergarten wurde mittlerweile mit Zeltplanen überdacht. Wärmestrahler werden es bald noch angenehmer machen, zu herbstlichen Temperaturen im „Freien“ zu sitzen und die Spiele der Profi-Kicker zu verfolgen. Sitzkissen und eine wärmende Decke natürlich inklusive.

Der Kreis schließt sich

Kommt ins Stüberl und genießt bleibende Momente im Kreise der Löwenfamilie. Schaut Euch die Spiele der Löwen beim Bene an. Der Stüberl-Wirt freut sich und wird Euch mit vielen Köstlichkeiten verwöhnen. Als umsichtiger und aufgeschlossener Wirt ist der Bene immer gerne für einen interessanten Plausch am Tisch zu haben. Wenn das Grünwalder Stadion seine Pforten aber wieder für seine Fans öffnen darf, dann wundert Euch nicht, wenn der Bene während des Spiels nicht im Stüberl anzutreffen sein wird. „Mei Radl steht hinterm Haus. Wenn ich wieder ins Stadion darf, fahr ich mit dem Drahtesel die Grünwalder runter und stell mich unter die Anzeigetafel. Nach dem Abpfiff bin ich ja eh gleich wieder im Stüberl.“ Da würde sich der Kreis wieder schließen. Aus der Kurve ins Stüberl und wieder zurück.

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