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Football, soccer match. A player shooting on goal performing a bicycle kick. Lights on the stadium at night.

Holstein Kiel: Profifußball ohne Investor oder einem neuen Stadion

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In der ersten DFB-Pokal-Runde empfängt der TSV 1860 München die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e.V. und damit einen Gegner, mit dem sich die Wege in der jüngeren Vergangenheit öfter gekreuzt haben und jedem Löwen-Fan die Begegnungen gut in Erinnerung geblieben sind – insbesondere das Relegationsspiel in München, bei dem Kai Bülow in der letzten Minute ein Tor erzielte und den TSV 1860 rettete.

Doch während es für den TSV 1860 München sportlich rapide bergab ging – bis in die Amateurliga hinein – arbeitete die KSV Holstein von 1900 e.V. geduldig und beständig an den gesteckten Zielen und stieg nicht nur in die 2. Liga auf, sondern schnupperte bereits in Richtung 1. Bundesliga.

Profifußball ohne Investorengelder und im alten Stadion

Wenn man sich den Verein näher anschaut, muss man ihm Respekt zollen. Die KSV Holstein von 1900 e.V. hat ihre Fußballabteilung nicht ausgelagert und hat auch keinen großen Investor, der Gelder in den Verein pumpt und für teure Spieler sorgt. Den Erfolg haben sie sich aus eigener Kraft erarbeitet – allen Behauptungen zum Trotz, dass es ohne großes Geld keinen Profifußball geben kann.
Was ihr Erfolgsrezept ist, wollten wir wissen und fragten bei Holstein Kiel nach. Der Pressesprecher, Wolf Paarmann, hat dafür eine einfache Erklärung: “Der Verein ist bodenständig, gut in der Region verwurzelt. Getragen wird der Verein von einem Sponsorenpool mit mittlerweile 300 Firmen (Störcheclub), die alle in Kiel und/oder Schleswig-Holstein beheimatet sind.” 

Ähnlich wie beim TSV 1860 München spielen die Störche in einem alten Stadion. Seit 1911 trägt die KSV im Holstein-Stadion ihre Heimspiele (mit aktueller Kapazität von 10.400 Plätzen) aus und hat damit eine der ältesten Spielstätte in Deutschland. Je höher die Störche aufstiegen, desto komplizierter wurde es. Seit über 10 Jahren wird immer wieder umgebaut, um diverse DFB-Auflagen zu erfüllen. Da gab es einige Herausforderungen und Hürden zu meistern. Die größten Herausforderungen waren sicherlich, das Stadion innerhalb weniger Wochen zweitligatauglich umzubauen, den Neubau der Osttribüne zu realisieren und ein Konzept zu entwickeln, das es uns ermöglicht hätte, im Erfolgsfall doch in Kiel die Bundesliga-Spiele bestreiten zu können”, so Wolf Paarmann.

Diese Aussage bezieht sich auf das Ende der Saison 2017/18, als der Aufstieg in die 1. Bundesliga zum Greifen nahe war. Die Störche standen auf dem dritten Tabellenplatz und erneut vor den Relegationsspielen. Der Verein musste frühzeitig planen und kämpfte um eine Sondergenehmigung bei der DFL und für die Spielaustragungen im Falle eines Aufstiegs. Ein Neubau war geplant und zwar so, dass das Holstein-Stadion schrittweise umgebaut und auch eine Kapazität von 26.000 erreicht wird. Die Kieler scheiterten jedoch in der Relegation am VfL Wolfsburg, wodurch man bei der Stadion-Frage etwas Luft bekam. “An dem Plan hat sich nichts geändert”, erklärte Wolf Paarmann. “Wir bauen das Stadion stufenweise um, mit der Osttribüne geht es ja schon los. Um die Spielgenehmigung für die Bundesliga zu bekommen, hätten wir kurzfristig die Nordtribüne mit einer Rohrkonstruktion erweitert, um die nötigen Kapazitäten zu erreichen. Da wir nicht aufgestiegen sind, haben wir die Pläne erst einmal verworfen, weil es nur ein Provisorium geworden wäre. Im Wissen, dass wir diese Pläne wieder aus der Schublade holen können. Auf die Nachfrage, warum es kein “richtiger” Neubau geworden ist, auf einem neuen Gelände, meinte Paarmann: Wir haben uns bewusst entschieden, an der alten Stelle zu bauen. Ist nerviger, aber verwurzelter.”

Holsteinstadion – Umbau Osttribüne. Fotorechte: AX5 Architekten

Wiedersehen in München

In die neue Saison ist Holstein Kiel gut gestartet. Das Auftakt- und Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV haben die Störche mit 3:0 gewonnen und gegen Heidenheim ein 1:1-Unentschieden erkämpft. Aufzusteigen wird sicherlich kein Zuckerschlecken, doch in Kiel werden Herausforderungen so genommen, wie sie kommen. “Die Liga ist durch den HSV, Köln und die starken Aufsteiger SC Paderborn und 1. FC Magdeburg noch stärker als in der Vorsaison. Wir freuen uns darüber, Teil dieser Liga sein zu dürfen und haben eine Mannschaft, die in jedem Spiel eine gute Rolle spielen kann”, sagte Paarmann.

Zum Schluss interessiert uns natürlich der Blick auf die Pokal-Begegnung. 2014 standen sich die Löwen und die Störche ebenfalls in der ersten Pokalrunde gegenüber. Damals war der TSV als Zweitligist der Favorit und gewann auch gegen den Drittliga-Aufsteiger mit 2:1.
Bei Holstein Kiel hat sich im Vergleich zu der letzten Saison einiges getan. 14 Abgänge gab es zu verkraften, auch den des Trainers – was sicherlich dem Erfolg zu verdanken ist. Tim Walter ist nun der neue KSV-Coach. Für die Löwen kein Unbekannter. Als ehemaliger Trainer der U23-Mannschaft vom FC Bayern treffen somit am Sonntag zwei alte Bekannte aufeinander. In der vergangenen Regionalliga-Saison konnte Walter beide Spiele gegen die Bierofka-Elf für sich entscheiden. Nun gibt es ein Wiedersehen und die Revanche-Möglichkeit der Störche für das Pokal-Aus und vor allem die Relegation 2015 – mit dem Unterschied, dass diesmal die KSV der Favorit ist.

Wie die Stimmung bei der Mannschaft und dem Trainer im Vorfeld zu dem Spiel ist, interessiert uns. Vor allem auch im Hinblick darauf, dass aus dem Kader der Relegationsspiele immer noch Kenneth Kronholm, Patrick Herrmann und Hauke Wahl für die Störche spielen.
“Die Stimmung in der Mannschaft ist gut, die Neuen haben viel Schwung mitgebracht, die Spieler, aber auch Tim Walter und der Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. Das Konzept passt zu uns, die KSV setzt in allen Etagen auf den Nachwuchs, auch das Nachwuchsleistungszentrum in Kiel-Projensdorf wird noch einmal aufgestockt, personell und räumlich. Das fügt sich alles gerade sehr gut zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die verlorene Relegation noch ein Thema bei unseren Spielern ist. Dafür ist sie zu lange her, das Stadion ein anderes. Und außerdem haben sie mittlerweile den Sprung in die 2. Liga geschafft. Es besteht also auch kein Grund mehr, der Vergangenheit nachzuhängen. Wir freuen uns alle darauf, an einem so besonderen Ort wie dem Grünwalder Stadion gegen einen solch namhaften Gegner wie den TSV 1860 München zu spielen. Das wird ein Erlebnis für uns alle werden.”

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