Der TSV 1860 München bietet zwei unterschiedliche Dauerkarten an. Die sorgen nun für Diskussionen. Ich habe meine Entscheidung bereits getroffen. Gewünscht hätte ich mir eine ganz andere Version.
Ein Kommentar
Entscheidest du mit dem Herz oder dem Kopf? Wie viel ist dir Sechzig nun am Ende wert? Diese Diskussion führte ich heute morgen mit einem Fan. “Natürlich entscheide ich mit dem Herz”, erklärte er mir. “Sechzig ist es mir einfach wert.” Die Aussage, er würde mit dem Herz entscheiden, stört mich. Weil ich Tag für Tag mit Herzblut Artikel über die Löwen schreibe. Ohne dafür einen Cent zu bekommen. Seine Entscheidung für die Herz-Dauerkarte finde ich allerdings in Ordnung.
Es ist seine Entscheidung. Er muss aber auch akzeptieren, dass ich so nicht denken kann. Weil ich nicht weiß, wie die Corona-Krise sich für mich entwickelt. Weil ich nicht weiß, wie es sich überhaupt für mich entwickelt. Und weil ich nicht einfach 225 Euro für eine Dauerkarte hinlegen möchte, ohne zu wissen, ob ich je ein Spiel besuchen kann. Deshalb entscheide ich mich für die Kopf-Variante. Am Ende der Saison kann ich dann selbst entscheiden, ob ich sogar gänzlich auf eine Rückzahlung verzichte. Wahrscheinlich werde ich dann ohnehin verzichten.
Mein Diskussionspartner findet das knauserig. “Du hast dir letzte Saison doch auch eine Dauerkarte geleistet. Und soviel sind 225 Euro ja dann auch nicht”, meint er. Vergisst aber dabei, dass ich dieses Geld ebenfalls im vollen Umfang auf den Tisch lege. Und mehr noch. Er erklärt mir, dass er viel höhere Kosten zu tragen hat. “Ich kaufe wieder viermal eine Dauerkarte für die Haupttribüne. Das sind 2.000 Euro.” Immerhin ein ganzer Euro gehen von den 2.000 Euro dann übrigens an den Tierpark in Hellabrunn. Aber das nur am Rande.
Ich respektiere seine Entscheidung. Nein, ich finde es sogar gut. Vier Dauerkarten als Herz-Varianten. 2.000 Euro, die das Not-Darlehenspaket in Höhe von 6,3 Millionen Euro senken. Und dafür sorgen, dass die Löwen weniger Darlehen aufnehmen müssen. Im Rahmen der Konsolidierung ist das durchaus sinnvoll.
Dennoch bleibe ich dabei. Für mich kommt es eben nicht in Frage. Erstens, weil ich am Ende der Saison selbst entscheiden möchte. Dann, wenn klar ist, wieviele Geisterspiele es gab. Dass ich eigentlich mit meinem privaten Geld nicht die Schulden eines Unternehmens tilgen möchte, lassen wir mal unbeachtet.
Dennoch diskutiert er mit mir weiter. Er will mich überzeugen, dass ich die Herz-Variante wähle. Er selbst gehe ja als gutes Beispiel voran. Besser gesagt, mit seiner Firma. Denn darüber kauft er die vier Dauerkarten. Das ist auch sein gutes Recht und finde ich vollkommen in Ordnung. Es macht die Sache nur noch weniger vergleichbar mit meiner Situation. Ich zahle meine Dauerkarte privat. Er zahlt es nicht mal direkt aus dem eigenen Geldbeutel. Und er will mir ein schlechtes Gewissen machen, weil ich nicht 225 Euro aus eigener Tasche auf den Tisch lege?
Herz oder Verstand. Oder eben Kopf. So heißt die Dauerkarten-Variante ja tatsächlich. Beides muss sich nicht ausschließen. Und es stört mich massiv, dass das in gewisser Weise suggeriert wird. Wer sich für die Kopf-Variante entscheidet, leistet nicht weniger. Er legt sofort das gleiche Geld auf den Tisch. Nur kann er eben später frei entscheiden, ob er das Geld zurückfordern möchte oder eben nicht. Ob er lediglich für die Dienstleistung zahlt, die er in Anspruch nehmen konnte oder ob er großzügig den Rest spendet.
Wer sich für die Herz-Karte entscheidet, hat nicht weniger Herz als andere Fans. Mag sein, dass man das auch gar nicht ausdrücken möchte. Auf Facebook sieht man durchaus, wie einige Fans sich vehement für die Herz-Karte einsetzen. Und das ist auch gut so. Wenn man es sich leisten kann. Oder es eben über die Firma abrechnen kann. Wie gesagt, das mindert die Darlehensschulden aus dem Notfall-Paket. Aber eines tun beide Fans nicht: den Etat in irgendeiner Weise erhöhen. Oder für Planungssicherheit sorgen. Sie wischen auch dem e.V. keine aus und auch nicht Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال.... Jeder sollte frei entscheiden.
Ich persönlich hätte mir nur eine Variante gewünscht. Die “Herz & Kopf” – Dauerkarte. Eine Saisonkarte, bei der man den vollen Preis zahlt. Und am Ende der Saison für jedes Geisterspiel eben sein Geld zurückfordern kann. Wer das nicht tut und freiwillig verzichtet, bekommt eine Trikot-Sonderausgabe. Das muss auch richtig was hermachen um einen Anreiz zu schaffen. Bringt die Mannschaft auch noch bis dahin richtig Leistung, würde am Ende der Saison wahrscheinlich unter dem Strich mehr rüberkommen. Weil eben viele ihr Geld nicht zurückfordern würden. Und damit das Trikot bekommen.
Dieses Herz- oder Kopf-System sorgt nur für Unruhe. Und für unnötige Diskussionen.