Grünwalder Stadion: Stadt lehnt Anpassung des Kombitickets ab

Der TSV 1860 München hofft auf bessere Konditionen im Sechzger Stadion an der Grünwalder Straße. Vor allem die Kosten für das Kombiticket zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs sind immer wieder ein Thema. Entgegenkommen will die Stadt München dem TSV dabei nicht.

Die Fraktion der CSU und der Freien Wähler hatte in einem Antrag1 gefordert, dass “der Vereinsanteil bei den ÖPNV-Kosten für das kombinierte Eintrittsticket beim Besuch eines Fußballspiels im Grünwalder Stadion” auf einen Euro pro Ticket festgesetzt wird. Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft hatte diese Forderung zurückgewiesen. Laut der Geschäftsordnung des Stadtrates2 dürfen sich, so Baumgärtner, “Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist”. Beim Antrag der CSU handle es sich allerdings um eine Angelegenheit, die “in die Zuständigkeit der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH fällt”. Rechtlich sei deshalb eine beschlussmäßige Behandlung der Angelegenheit nicht möglich.

Stellungnahme des MVV

Der Referent für Arbeit und Wirtschaft fügt der Antwort an die Fraktion eine Stellungnahme der MVV GmbH an:

„Die Angebotskonditionen der Kombi-Ticket-Vereinbarungen für alle Fußballvereine im Grünwalder Stadion basieren konditionsseitig auf einer individuellen Kalkulation, die die Bedürfnisse der Partner abdeckt und die Gegebenheiten des Veranstaltungsortes berücksichtigt. Bei der Kalkulation des Betrages werden selbstverständlich die Stadionbesucher betragsmindernd berücksichtigt, die bereits im Besitz einer Zeitkarte des MVV-Gemeinschaftstarifes sind. Dieses Vorgehen wird bei allen Kombiticket-Vereinbarungen im MVV angewendet.

Zur Erläuterung: Als Kalkulationsgrundlage von Kombitickets wird die Gesamtheit der Fahrgäste im MVV betrachtet. Die Grundlage hierfür bildet ein Durchschnittspreis für eine Fahrt im gesamten MVV-Gebiet. Weitere Faktoren bei der Festsetzung der
Fahrpreispauschale sind die ÖPNV-Quoten im jeweiligen Verbund, die Nutzung anderer Verkehrsmittel wie Auto/Rad, die Nutzung von Zeitkarten und anderer bereits vorhandener Tickets. Zudem werden Faktoren wie erforderliche Sonderleistungen der Verkehrsunternehmen, die Parkplatzsituation am Veranstaltungsort berücksichtig. All diese Kennzahlen münden in einem ÖPNV-Anteil und führen somit zu einer entsprechenden Fahrpreispauschale. Dies ist ein deutschlandweit übliches Verfahren, das vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen konzipiert wurde und von den meisten Verkehrsverbünden angewendet wird. In Fall der vorliegenden Kombiticket-Vereinbarungen wurde in den Jahren 2018/2019 eine Erhebung durchgeführt, um die Werte der Berechnung zu plausibilisieren. Im Fall der Fußballvereine im Grünwalder Stadion wurde in den Vereinbarungen die An- und Abreise aus den Zonen M-6 in die Tickets der Besucher integriert. Zum Vergleich in der folgenden Tabelle die Kosten für die An- und Abreise der Stadionbesucher mit dem MVV aus unterschiedlichen Zonen:

Durch eine Absenkung des Pauschalpreises in den Kombiticket-Vereinbarungen würden den Verkehrsunternehmen im MVV Mindereinnahmen entstehen. Den erforderlichen finanzielle Ausgleich für die Verkehrsunternehmen müsste der Verursacher (z.B. die Landeshauptstadt München) aufbringen. Wir hoffen, wir konnten mit unseren Ausführungen behilflich sein. Für noch eventuell auftretende Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.“

Baumgärtner schließt sich diesen Ausführungen an. “Großer Spielraum für eine Senkung besteht ohnehin nicht. Die beantragten Änderungen hätten aber Einnahmeausfälle zur Folge, die dann von allen anderen Fahrgästen mitgetragen werden müssten. Hierfür sehen wir keine Grundlage.” Er geht damit auch davon aus, dass der Antrag “als erledigt gelten darf”.

Auch interessant: TSV 1860 München: “Stadt passt Miete für neue Spielzeit nicht an”


1 CSU / FW, Antrag “Anpassung des Vereinsanteils beim Kombiticket für das Grünwalder Stadion!”, 15.03.022, 7084708 (muenchen.de)

2 Geschäftsordnung des Stadtrats der Landeshauptstadt München (GeschO) vom 4. Mai 2020, A19.pdf (muenchen.de)

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randpositionsloewe
randpositionsloewe(@randpositionsloewe)
8 Monate zuvor

Schade dass sich der MVV hier anscheinend nicht auf einen Kompromiss einlässt.

Grundsätzlich ist das Ticket natürlich absolut sinnvoll und vollkommen zeitgemäß, wenn man schon ein Stadion mitten in der Stadt betreibt. Meines Wissens müsste der TSV ohne dieses Kombiticket auch entsprechend Parkplätze vorhalten, was technisch gar nicht möglich ist. Also ist die Diskussion um das Ticket eigentlich obsolet.

Mein Vorschlag wäre, das Kombiticket auf die M-Zone zu reduzieren und dann eben den Preis anzupassen. Dann sind es halt anstatt 2€ nur noch 1€, was für den TSV knapp 300k Euro Ersparnis wäre. Mit der M-Zone wäre dem grundsätzlichen Gedanken, dass nicht jeder mit dem Auto nach Giesing fährt genüge getan, weil es aus allen Richtungen P&R Plätze gäbe, die mit der M-Zone erreichbar wären. Und ehrlich gesagt ist es auch etwas pervers, wenn ich für die DK knapp über 14€ zahle und mir mit dem Kombiticket 14,80€ für die Single Tageskarte Gesamtnetz spare.

michl60
michl60(@michl60)
8 Monate zuvor

Schön wäre es, wenn man es sich selber aussuchen könnte, ob man das Kombiticket will. Ich z.B. habe schon ein Jobticket, muss aber das Kombiticket nehmen obwohl ich es nicht brauche. So könnte dann 60 auch die Abgabe an den MVV oder MVG sparen. So wird es wohl vielen gehen, die in München oder Umgebung wohnen

chemieloewe
chemieloewe(@chemieloewe)
8 Monate zuvor

Stadt München, bravo, hier werden sie verarscht! Scheint die ärmste Stadt Deutschlands zu sein. Da kann ich nur sagen, voll für den Arsch, danke für nix Stadt München, voll für die Tonne was die so bringen. Die Obergurus in der Stadt München haben ganz offensichtlich 0,00 Bock auf Sechzig. Ein Haufen roter Giftschlangen.🐍😖😡

serkan
serkan(@serkan)
8 Monate zuvor

Wie hoch ist denn die Pauschale pro Ticket? Weiß man das?

_flin_
_flin_(@flin)
8 Monate zuvor

Typisch Politik. Per ordre de mufti Erlasse verkünden und sich dann vorsichtshalber noch hinter Formalien verstecken.

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