Ein Kommentar
… oder eine verträumte Geschichte, wie man es auch sehen mag.
Wir haben das Jahr 2022 nach Christus und 162 Jahre nach der Vereinsgründung. 2 Jahre liegt nun die 160-Jahr-Feier zurück und damit auch die Aufstiegsfeier. Nach 1 Jahr in der Regionalliga ging es für 2 Jahre in die 3. LigaDritthöchste Spielklasse im Meisterschaftssystem des deutsc.... Nun sind wir zurück in der 2. Bundesliga.
Ich gehe durch das Osttor des Grünwalder Stadions, um dort in der Stehhalle ein Spiel der Löwen zu erleben. Vor 20.000 Zuschauern. Das Stadion wird ausverkauft sein. Ja, die Zeiten der Schönwetterfans, die sich frühmorgens aus dem Fenster gelehnt und die Sonne gesehen haben und dann entschieden: Ja, ich fahre heute in die Allianz-Arena, die sind vorbei. Schon lange. Genau genommen sind es 5 Jahre. Damals sind wir tief gestürzt. Bis in die Regionalliga. Aber wir haben uns wieder aufgerafft. Heute spielen wir in der 2. Bundesliga. In einem kleinen aber feinen Stadion, das man von ursprünglich 12.500 Zuschauern wieder auf 20.000 Zuschauer aufgestockt hat.
Ich gehe den Gang unterhalb der Stehhalle entlang. Nichts erinnert mehr an den Garagen-Flair im Jahr 2017. Der gesamte Bereich unterhalb der Tribüne wurde neu renoviert. Moderne Schankanlagen und Verkaufsstände, einladend und ansprechend. Man hat aus diesem denkwürdigen Gebäude richtig etwas gemacht. Der gesamte Bereich unterhalb der Stehhalle bis einmal rum um die Westkurve wurde renoviert. Im Endeffekt war der Platz da. Die Katakomben mussten nur ausgebaut werden. Und man hat es in Angriff genommen. Die gesamte einstige containerähnliche Front wurde herausgerissen. Nun sind dort Bierstuben untergebracht. Sogar Sitzflächen wurden geschaffen. Zwischen den Verkaufsständen gibt es Bierbänke, an denen bereits zahlreiche Fans sitzen und auf den Anpfiff warten. Jeden Zentimeter hat man unterhalb der Stehhalle genutzt und optimiert. Ich rieche den Duft von Sechzger-Burgern, eine bayerische Burger-Variante, die man extra hier fürs Grünwalder Stadion geschaffen hat und die längst Kultstatus genießt. Alles ist hell erleuchtet, nichts erinnert mehr an unsere Zeit in der Regionalliga, auch wenn ich sie eigentlich nicht missen will. Weil sie Teil von uns ist.
Ich gehe die Treppen hinauf und befinde mich nun in der Stehhalle. Ich schaue in Richtung Spielfeld. Ein grandioser Blick. Mit einem Schmunzeln erinnere ich mich zurück: Dort war mal ein riesengroßer Ghetto-Zaun. Der ist nun gewichen. Man hat freie Sicht auf das Spielfeld. Die Tribüne hat man bis nach vorne gezogen. Schade, denke ich mir und denke zurück, als man die lange Flucht zwischen dem Spielfeld und der Stehhallen-Tribüne entlang gegangen ist. Die Zeiten sind vorbei. Aber es ist gut so. Die Stehhalle wurde deutlich größer, was nötig war, weil man auf der Haupttribüne Plätze verloren hat.
Mein Blick geht hinüber zur Haupttribüne. Sie hat sich verändert. Es gibt weniger Sitzplätze. Dafür hat man im oberen Bereich Logen eingerichtet. Nicht viele aber dafür exklusiv. Hier ist im Endeffekt alles exklusiv. Alles hat einen bestimmten Charakter. Das ist kein riesengroßes Stadion, auch wenn es das einmal war, es ist ein schmuckes altehrwürdiges Stadion, das man aufgemöbelt hat. Die Karten sind etwas wert. 20.000 gibt es bloß. Wieviele Logenplätze es gibt weiß ich nicht. Aber sie werden von Münchner Firmen gerne genutzt. Über den Logen ist die Presse. Auf engstem Raum optimal gelöst. Erstaunlicherweise ist auch Dieter Reiter dort öfters. Er wurde bei der letzten OB-Wahl wiedergewählt.
Ich schaue hinüber zur Ostkurve. Die einstige Betonwüste ist verschwunden. Hier hat man für Gäste eine tolle Stehtribüne errichtet. Überdacht und mit 2.000 Stehplätzen. Auch dort gibt es den berüchtigten Stadionburger. Der Gästeblock ist gut gefüllt, das sehe ich. Logisch, viele gegnerische Fans wollen es sich nicht nehmen lassen, in diesem ehrwürdigen Stadion ihrer Mannschaft zuzujubeln, um hoffentlich 3 Punkte mit nach Hause zu nehmen. Es ist bekannt, dass es bei den Gegnern in der 2. Bundesliga immer einen riesigen Run auf Auswärtskarten gibt, wenn es nach München geht.
Ich bekomme einen Anruf. Franze ist am Apparat, er fragt mich, ob ich rüber zur Westkurve komme. Auf ein Bier. Ich lächele und sage zu. Ja, es ist kein Problem mehr, von der Stehhalle hinüber zur Westkurve zu gehen. Und es macht regelrecht Spaß dort entlang zu gehen. Sechzger-Fans sitzen dort und stoßen an. Oder sie sind in dem kleinen Löwen-Shop, wo es Fan-Artikel gibt.
In der Westkurve hat man nach Westen hin mehr Platz unter der Tribüne geschaffen. Es gibt nun einen Eingang Nordwest und einen Südwest. Der Platz, an dem man einst für den Westeingang angestanden hat, gehört nun zum Stadion. Ein kleiner aber feiner Biergarten ist dort zu finden. Dort trifft man sich gerne vor dem Spiel. Der Grund, dass viele Fans gerne auch mal früher ins Stadion kommen. Auch von der Haupttribüne kommt man hier herüber, wenn man nicht gerade in einer Loge sitzt. Denn auch von dort ist der Zugang frei. Lediglich zur Ostkurve kann man als heimischer Fan nicht gehen.
Ich trinke ein Bier und gehe dann zu meinem Platz. Das Spiel fängt an. Mein Blick geht hinüber zur Anzeigetafel. Wie modern man dieses Stadion noch gemacht hat. Und doch ist dort die uralte Tafel zu finden. Einer der vielen geschichtlichen Details, dass das Grünwalder Stadion ausmacht und bis heute erhalten blieb. Trotz Modernisierung.
Wir gewinnen das Spiel. 2:0 gegen den FC Bayern München, der eine Saison zuvor abgestiegen ist. Aufgrund von mehreren Steuer- und Bestechungsskandalen. Interessiert uns nicht. Die Allianz-Arena haben sie immer noch. Das für uns am nächsten gelegenste Auswärtsspiel. Ich gehe ungern rein und freue mich, dass wir heute Heimspiel haben. Wie lange sie die Arena noch halten können, man weiß es nicht. Heute spielt Helene Fischer dort. Weil Bayern auswärts spielt. Und so kommt Geld rein.
Okay, machen wir uns nichts vor. Der letzte Absatz ist dann wohl doch zu viel geträumt. So schnell lässt sich der FC Bayern nicht nach unten verdrängen. Aber Träume sind da, um wahr gemacht zu werden. Aus Träumern werden Idealisten und aus Idealisten werden kreative Köpfe. Ich glaube daran.