Am Samstag, den 20. Juli, fand das erste Bayernliga-Heimspiel unserer U21-Mannschaft gegen den SV Kirchanschöring statt. Die Partie wurde vor 216 Zuschauern auf dem Trainingsgelände an der Grünwalder Straße ausgetragen.
Ihr werdet an dieser Stelle keinen Spielbericht lesen, dafür verweisen wir auf die Ama-Lions. Wir nutzten die Gelegenheit, um dem Schiedsrichter Julian Kreye, der an dem Tag der Spielleiter war, ein paar Fragen zu stellen und über die Regionalliga Bayern und auch unsere Löwen zu plaudern.
Herr Kreye ist Schiedsrichter für den SSV Warmensteinach, pfeift in der Regionalliga und ist Assistent in der dritten Liga.
Er war so nett und hat sich unseren Fragen gestellt.
Herr Kreye, Sie sind Schiedsrichter beim BFV. Erzählen Sie uns bitte kurz etwas über Ihren Werdegang und was Sie im „wahren Leben“ beruflich tun?
Ich bin 28 Jahre alt, mittlerweile seit 13 Jahren Schiedsrichter und pfeife meine vierte Saison in der Regionalliga Bayern. Im „wahren Leben“ bin ich als Rechtsanwalt in einer Bank in München tätig.
Schiedsrichter gelten bei uns Fans oft als Buhmänner, ein notwendiges Übel, aber auch als ein wichtiger Bestandteil jedes Spiels. Wie ist Ihre emotionale Bindung zum Fußball als Schiedsrichter? Ist es „nur“ ein Job, den man gut machen möchte, oder muss ein Schiedsrichter auch die Leidenschaft für Fußball haben?
Für mich ist die Schiedsrichterei zum einen ein Hobby, das mir viel Freude bereitet. Aber natürlich muss man das Ganze auch mit einer gewissen Seriösität angehen und auch Opfer bringen. Neben dem enormen zeitlichen Aufwand, der zu Buche schlägt, muss man sich auch körperlich fit halten und Leistungslehrgänge besuchen. Daher gehört sicherlich auch ein gesundes Maß an Leidenschaft dazu.
Die Leistung vom Schiedsrichter Lothar Ostheimer beim Heimspiel vom TSV 1860 gegen Wacker Burghausen wurde von zahlreichen Fans kritisiert. Wird darüber auch in Schiedsrichterkreisen diskutiert?
Der BFV arbeitet nach jedem Spieltag der Regionalliga und der Bayernliga für uns Schiedsrichter etwa zwei bis drei Videoszenen auf und schickt uns diese per E-Mail zu. Dazu gibt es Hinweise bzw. die neuesten Regelauslegungen. Dadurch bekommt man als Schiri natürlich mit, was am vergangenen Spieltag so passiert ist. Außerdem werden die Videoszenen auf unseren Lehrgängen analysiert.
Wie geht man mit Fehlentscheidungen im Nachhinein um?
Fehlentscheidungen gehören zum Leben als Schiedsrichter nun einmal dazu. Dennoch habe ich den Anspruch, Fehler auf ein Minimum zu reduzieren. Daher analysieren meine Assistenten und ich Fehlentscheidungen meist zusammen mit einem individuellen Coach kritisch und hinterfragen die Umstände. Als Schiri ärgert man sich nämlich auch, wenn man einen klaren Elfer übersehen hat, auch wenn es den betroffenen Verein möglicherweise mehr schmerzt.
Für den BFV war der Zwangsabstieg der Löwen ein Glücksfall und eine Herausforderung zugleich. Gibt es wegen 1860 und der großen Fangemeinschaft besondere Richtlinien oder Empfehlungen vom Verband, die noch in letzter Regionalligasaison nicht vorhanden waren oder nie diskutiert werden mussten und – wenn ja – welche sind das?
Neue Richtlinien gibt es nicht. Es gelten für alle Mannschaften – nach wie vor – die gleichen Regeln. Allerdings wurden wir natürlich darauf hingewiesen, dass die Spiele von 1860 in dieser Saison „besonders“ sind. Durch die zunehmende mediale Präsenz und das erhöhte Zuschaueraufkommen (insbesondere bei Auswärtsspielen) bleibt es abzuwarten, wie kleinere Vereine ohne Stadion – wie Schalding oder Pipinsried – damit umgehen und wie die Sicherheit für alle Beteiligten gewährleistet werden kann.
Seit vier Jahren pfeifen Sie nun in der Regionlliga. Sie kennen die Mannschaften und auch (zum Teil) unsere nun erste Mannschaft vom TSV 1860. Wie hoch sehen Sie die Chancen zum direkten Aufstieg der Löwen bzw. wen sehen Sie als unsere größten Konkurrenten?
Die Löwen waren in der Regionalliga immer spielerisch und technisch auf hohem Niveau. Da Daniel Bierofka die Liga auch sehr gut kennt, traue ich Euch in dieser Saison den Aufstieg zu. Meiner Meinung nach ist der größte Konkurrent allerdings nicht etwa der FC Bayern oder Schweinfurt, sondern die Relegation zur 3. LigaDritthöchste Spielklasse im Meisterschaftssystem des deutsc.... Ihr könnt die beste Saison spielen und am Ende einfach nur Pech haben und wegen eines Auswärtstors des Gegners scheitern. Das ist leider ungut und schwächt den Reiz der Liga.
Nun fand das erste Heimspiel der U21-Mannschaft gegen Kirchanschöring statt. Es ist 2:2 ausgegangen. Wie zufrieden sind Sie mit sich und dem Spiel?
Meine Leistungen beurteile ich ungern selbst. Oft hat man einen anderen Blickwinkel auf die Dinge. Dennoch war es ein für mich angenehmes Spiel, da insbesondere die jungen Löwen sehr diszipliniert auftreten und den Schiedsrichter in Ruhe lassen.
Es gab einen Aufreger in der 35. Minute wegen dem Foul vom Bernd Eimannsberger an Aaron Berzel. Fans haben einen Platzverweis erwartet, doch Sie beließen es bei einer Gelben Karte. Wie haben Sie die Situation empfunden?
Der Verteidiger von Kirchanschöring versuchte den Ball zu klären und verlor im Zweikampf mit Aaron Berzel das Gleichgewicht. Weil er dadurch bedingt am Ball vorbei trat, traf er den Löwenspieler am Bein. Entscheidend war für meinen Assistenten und mich, dass er auch wirklich den Ball spielen wollte und es sich eben nicht um ein „Nachtreten“ handelte. Vielleicht für Euch interessant: Eimannsberger fragte mich danach, wieso es kein Foulspiel an ihm gewesen ist, da Berzel ihn aus dem Tritt gebracht habe und er zuerst am Ball gewesen sei. So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein.
Sie haben bereits Spiele vom TSV 1860 II in der Vergangenheit geleitet, wie z. B. am 34. Spieltag das Derby gegen Unterhaching im Grünwalder Stadion. Damals besuchten 3000 Zuschauer das Spiel. Nun ist unsere zweite Mannschaft zur Ersten geworden und – wie das erste Heimspiel gezeigt hat – könnten Sie künftig vor einer Kulisse von 12.500 leidenschaftlicher Fans auflaufen. Jagd Ihnen das Respekt ein oder wird das ein Spiel wie jedes andere?
Natürlich habe ich Respekt vor so einer Kulisse. Ich freue mich aber auch schon darauf, wenn es so weit ist. Da will man als Schiri ja hin. Ich schätze, dass die Nervosität vor dem Spiel wächst. Mit Anpfiff ist man jedenfalls so fokussiert, dass die Kulisse vorerst in den Hintergrund rückt.
Lassen Sie mich zum Schluss kurz in die Vergangenheit rückblicken. Am 15. November 2016 fand ein Freundschaftsspiel der Löwen gegen SV Heimstetten statt, bei dem Sie beteiligt waren. Damaliger Neuzugang Boenisch, sowie Aigner, Olic, Adlung oder Aycicek standen auf dem Platz. Was diese Mannschaft (auch nach weiteren Verstärkungen) erreicht hat, wissen wir ja. Wie haben Sie aber die Mannschaft zu dem Zeitpunkt wahrgenommen?
Meiner Meinung nach war das damals keine Mannschaft, das muss ich leider so sagen. Manche Spieler haben sich untereinander beleidigt – nur weil sie nicht angespielt wurden. So etwas habe ich selten erlebt.
Dem ist nichts hinzuzufügen… Vielen Dank Herr Kreye für Ihre Zeit und das Gespräch. Ich hoffe, Sie bekommen die Gelegenheit im Grünwalder zu pfeifen.
Darauf freue ich mich jetzt schon.