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Fußball-Franchise: Ein Gedankenspiel rund um den TSV 1860 City Berlin

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Fußball-Franchise beim TSV 1860? Ein Gedankenspiel, das Einigen abwegig erscheint. Aber auch wenn es vielleicht nicht ganz so drastisch kommt, wie in unserem heutigen Gedankenspiel: die Kommerzialisierung des Fußballs ist eine Gefahr. Ein Kommentar.

Man stelle sich einmal vor – es gibt wieder ein großes Derby zwischen den Blauen und den Roten. Der TSV 1860 City Berlin empfängt in seinem neuen City-Stadion vor den Toren der deutschen Hauptstadt den einstigen Münchner Rivalen FC Bayern. 80.000 Fans werden erwartet. Die günstigste Karte kostet lediglich 30 Euro. Das berühmte “City-Beer”, das in allen Franchise-Clubs der City-Group weltweit ausgeschenkt wird, ist für 5 Euro zu haben. Von weitem hört man schon Ed Sheeran singen. Er hat heute einen Auftritt vor dem Spiel. Erwartet wird ein Spiel auf hohem Niveau.

Seit 50+1 gefallen ist und der TSV 1860 an die City Football Group verkauft wurde, ging es aufwärts für die einstigen Löwen. Das Wappen ist nun rund. Für einen Löwen kam ein Bär ins Wappen. Oder besser gesagt – ins Logo. In der neuen Superliga kein Problem. Fußball ist Franchise. Und die Klubs sind lediglich an die Lizenz gebunden, nicht an Namen, an Wappen oder den Standort. Der TSV spielt nicht mehr in München Fußball. Die City Football Group hat sich für Berlin als deutschen Standort entschieden. Manchester City, New York City, Melbourne City und nun auch Berlin City. Das man hierfür die Lizenz des einstigen TSV 1860 München gekauft hat, das ist nicht wirklich wichtig. Und die Wappen ähneln sich. Auch aus dem Club Atlético Torque wurde Montevideo City Torque und auch das dortige Wappen wurde angepasst.

Disneyfizierung

Auf der ganzen Welt Filme in verschiedenen Sprachen produzieren, Themenparks bauen, Resorts eröffnen, Produkte verkaufen und vieles mehr – das Franchise-System von Disney funktioniert wunderbar. Disney hat auch Marvel Entertainment komplett übernommen, für vier Milliarden Dollar. Und auch Star Wars, der History Channel, Lucasfilm oder Pixar gehören zu Disney. Die ursprünglichen Cartoon-Studios von Walt und Roy sind längst ein Multi-Unternehmen geworden. Mit Vermarktungsstrategien auf hohem Niveau. Alles wird zu Geld gemacht.

Ein ähnliches Ziel verfolgen Multi-Klub-Unternehmen im Fußball. Die Holding Gesellschaft City Football Group hat mit Manchester City begonnen und den Klub zu einer globalen Marke gemacht. Wie in einer Art Franchise hat man sich dann auf allen Kontinenten umgesehen. Melbourne City, New York City oder FC Girona kamen hinzu. Trikots werden im Corporate Design der City Group gehalten. Manche Fußballarenen sind wie Shopping Malls, um Fußball geht es nur noch bedingt. Die einstigen Klubs sind mehr Werbeplattformen für die Holding-Gesellschaften als wirklich Sportklubs. Alles wird vermarktet. Auf der ganzen Welt sollen die Fans das Gefühl haben ein ähnliches Angebot zu bekommen. So wie man in China weiß, dass ein Big Mac schmeckt, wie er auch in Deutschland schmeckt. Von regionalen Nuancen vielleicht mal abgesehen. High Tech Stadien mit Einkaufszentrum , Fanshops, Restaurants und Hotels inklusiv, so der Plan. Vorbild ist das US-amerikanische Mega-Event. War da nicht was bei den Löwen? Ja, auch Gesellschafter und Kreditgeber Hasan Ismaik träumte einst von einem eigenen Stadion mit Hotels, Einkaufsmöglichkeiten und sogar einem Löwenzoo.

Franchise im Fußball …

Franchise im Fußball – das würde neue Möglichkeiten schaffen. Große Events mit Wiedererkennungspotential. Im Basketball gab es einst die Seattle SuperSonics. Von 1967 bis 2008. Dann wurde das Franchise verkauft. Man zog von Seattle nach Oklahoma City. Nur die Lizenz blieb. Aus den Sonics wurden die Oklahoma City Thunder. Logo geändert, Farben geändert. In Seattle hingegen vermissen so einige ihre damalige Mannschaft. Der damalige Mehrheitseigner der Sonics und Starbacks-CEO, Howart Schultz, hatte geglaubt, dass die neuen Besitzer um Clay Bennet den Klub in Seattle halten wollten. Doch er irrte sich. SuperSonics waren Geschichte. Es kamen die Thunder. Vielleicht kauft irgendwann wieder jemand eine Lizenz und bringt Basketball zurück nach Seattle.

Ob es den Löwen irgendwann genauso geht? Zurück zu unserem Derby. Zwischen dem TSV 1860 City Berlin und dem FC Bayern. Dann fahren wir eben nach Berlin. Utopisch? Nicht wirklich. Franchise im Fußball wird vielleicht irgendwann Realität.

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