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Für welchen Preis ist die Kuh vom Eis?

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50+1 ist nicht verhandelbar? Von wegen. Das bewies jüngst das Präsidium des TSV 1860 München. Kritik weisen der Präsident und seine beiden Vizes zurück. Dennoch hat sich ein Fragezeichen aufgetan. Ein Kommentar.

Die Kuh ist vom Eis, so Dr. Christian Werner, der Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA. Aus seiner Sicht mag das richtig sein. Die scheinbar drohende Insolvenz ist abgewendet. Kritiker wenden zwar ein, dass weder der eine noch der andere Gesellschafter jemals die Insolvenz in Betracht gezogen hat und dieses Drohgebärde, drastisch bildlich dargestellt, eher an die nukleare Abschreckung im Kalten Krieg erinnert. Denjenigen, die HAM International vertreten, gelang es allerdings tatsächlich dem Präsidium ein Insolvenz-Schreckensszenario derart deutlich vor die Augen zu führen, dass es in den Verhandlungen eingeknickt ist. Oder, das scheint zwar nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich, das Präsidium hat sich von seinem tatsächlichen Auftrag bereits verabschiedet. Der Auftrag der Mitglieder, wenn auch nie schriftlich festgelegt: 50+1 ist nicht verhandelbar.

Die Kuh ist vom Eis? Dafür hat Karl-Christian Bay gemeinsam mit seinen beiden Präsidiumskollegen das komplette Löwenrudel des e.V. aufs Eis geschickt. Für Wirtschaftsprüfer Bay ist 1860 wohl eher ein reines Business Case und der tatsächlichen klubpolitischen Situation verschließt er sich. Anders ist es nicht zu erklären. Dem Verein hat er damit einen Bärendienst erwiesen. 50+1 ist mehr denn je nun ein stumpfes Schwert bei den Löwen.

Um was geht es? Ab sofort sind sich HAM International und der TSV München von 1860 e.V. einig, dass ein Vertragsbruch vorliegt, wenn ohne Mehrheit im Beirat ein Geschäftsführer abberufen oder eingesetzt wird. Bei diesem Vertragsbruch gibt es eine sofortige außerordentliche Kündigungsmöglichkeit des unterzeichneten Darlehensvertrages. Der e.V. benötigt also immer die Stimme von HAM International um einen Geschäftsführer durchzusetzen oder abzusetzen. Und andersherum. Der e.V. ist zwar weiterhin weisungsbefugt gegenüber dem Geschäftsführer, bei Hannover 96 sieht man allerdings was das wert ist, wenn man nicht auch den Geschäftsführer entlassen kann. Martin Kind tanzte dem e.V. lange Zeit auf der Nase herum.

Möglicherweise beginnt nun das “fröhliche” gegenseitige Blockieren. Blockiert hat HAM International auch in der Vergangenheit. Zum Beispiel Horst Heldt oder Dr. Peter Görlich. Der e.V. hätte beide Kandidaten via 50+1 ins Amt heben können, beide Kandidaten haben allerdings vorher von sich aus abgesagt. Denn sie wollten nur antreten, wenn sie auch die Unterstützung beider Gesellschafter haben. Verständlich. Und nun? Nun ist es nicht mehr möglich, via 50+1 einen Geschäftsführer zu bestellen. So wie man es z.B. bei Markus Fauser gemacht hatte. Ohne seine Expertise hätte die Profifußball KGaA es nach dem Doppelabstieg deutlich schwerer gehabt. Das wissen auch Reisinger und seine Mitstreiter.

Ein neuer Geschäftsführer für die Finanzen? Ja natürlich hört es sich sympathisch an, wenn beide Gesellschafter sich auf eine Person einigen können. Aber warum war das zum Beispiel jüngst nicht bei Görlich möglich? Eine Antwort möchte Saki Stimoniaris nicht geben. Er erläutert das Prozedere, will aber nicht zitiert werden. Und da fragt man sich schon, ob Hasan Ismaik nach rationalen Gesichtspunkten vertreten wird oder da jemand Machtspielchen betreibt.

Erst mal gibt es also weiterhin nur einen Geschäftsführer. Dr. Christian Werner, der aktuelle Geschäftsführer, ist übrigens nur kündbar, wenn beide Gesellschafter zustimmen. Und wenn er selbst kündigt? Dann gibt es halt eben mal einfach so lange gar keinen Geschäftsführer mehr, bis sowohl HAM International als auch der e.V. sich auf eine Person geeinigt haben. Diesen kindischen Hahnenkampf zu verstehen, das fällt mehr als schwer.

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