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Friedliche Koexistenz in Giesing

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Der TSV 1860 München erlebt neue Zeiten. Es herrscht eine friedliche Koexistenz. Ein Kommentar als Artikel Plus für Mitglieder der Löwenheimat Giesing.

Eine friedliche Koexistenz ist möglich. Oftmals ist sie der letzte Ausweg, um das gegenseitige Überleben und den Wohlstand zu sichern. Das sind nicht etwa meine Worte, sondern die von 1860-Gesellschafter und Kreditgeber Hasan Ismaik. Und sie haben auch nichts mit 1860 zu tun. Vielmehr beschreibt er damit das Verhältnis zwischen Moslems, Juden und Christen im Nahen Osten. Dabei erzählt er die Geschichte zweier syrischer Waisenkinder, die im 19. Jahrhundert in Damaskus gelebt haben sollen. Der eine war ein blinder Moslem, der andere war ein christlicher gelähmter Zwerg. Der Moslem trug den Christen auf seinem Rücken. Und damit lebten sie in durchaus sinnvoller Koexistenz. Der eine konnte laufen, der andere ihm den Weg weisen, weil er sehen konnte.

Ist die Geschichte der beiden Waisenkinder nicht in irgendeiner Weise auch auf den TSV 1860 München übertragbar? Die Löwen gehen aufgrund der finanziellen Situation keinen Schritt ohne Hasan Ismaik. Und alleine könnte Ismaik sich auch nur unsicher durch den Raum bewegen. Die beiden Gesellschafter brauchen einander.

Friedliche Koexistenz um das gegenseitige Überleben zu sichern. Das ist eine durchaus interessante Aussage im Hinblick auf den arabischen Raum, insbesondere dann wenn man Palästina betrachtet. „Religion hat mit diesen Vorurteilen nichts zu tun. Vielmehr ist es das Produkt von Hass und Hetze, die Politiker injizieren, um ihre Ziele zu erreichen“, schreibt Ismaik in diesem Artikel über Probleme zwischen z.B. Moslems und Christen. Vor einigen Wochen schrieb Ismaik einen Artikel, in dem er die Annektierung Palästinas durch Jordanien fordert. Ebenfalls um die Konflikte im Gaza-Streifen zu befrieden. Eine Forderung, die übrigens vor allem von rechten Gruppierungen in Israel kommt. Diese Annektierung würde sowohl Palästina als auch Jordanien schwächen. Die Palästinenser würden ihre Selbstständigkeit verlieren und müssten auch auf Forderungen gegenüber den Israelis verzichten. In Jordanien hingegen würde das Königshaus maßgeblich geschwächt werden. Denn König Abdullah stützt seine Macht auf die beduinenstämmige Bevölkerung. Mit Palästina hätte er auch politische Schwergewichter wie die Fatah oder vor allem auch die Hamas. Es wäre wohl das Ende des Königshauses. Gewinnen würde Israel. Und die Vereinigten Arabischen Emirate, die Handelsbeziehungen mit Israel weiter ausbauen wollen und denen Jordanien als auch Palästina bei einigen Themen im Weg sind. Das wiederrum würde Ismaik indirekt zu Gute kommen. Seine Nähe zum Herrscherhaus in den Emiraten ist bekannt. Und mit der friedlichen Koexistenz? Es entsteht zumindest der Eindruck, dass Ismaik hier den großen Friedensstifter symbolisieren will. Ihm dürfte klar sein, dass bei einer Annektierung eines Landes die vorhandenen Machtverhältnisse kippen. Und zum Beispiel eine Hamas eben nicht bereit ist, dann eine friedliche Koexistenz zu akzeptieren.

Und beim TSV 1860 München? Da fährt Ismaik wohl eine ähnliche Taktik. Nach außen wird eine friedliche Koexistenz praktiziert und propagiert. Eine Koexistenz, die vor allem auf Zeit spielt. In der er übrigens an Sympathien gewinnt, obwohl er im Grunde keinen Schritt nach vorne macht. Bei verschiedenen Themen bedarf es grundlegende Entscheidungen, die von Ismaik abgesegnet werden müssen. Zum Beispiel beim Thema Turnhalle. Die eigentlichen Problematiken werden dabei aber gar nicht angegangen. Die friedliche Koexistenz wiegt zudem die Fans in Sicherheit. Aber so wie Ismaik auch in der Palästina-Frage nicht einfach nur eine friedliche Koexistenz möchte, sondern sehr wohl seine Absicht zu sein scheint eine Ungleichheit der Machtverhältnisse reinzubringen, kann man sich auch beim TSV die Frage stellen: was will er eigentlich?

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