Flickschusterei bei den Löwen

Niemand füllt neue Weine in alte Schläuche, meinte einst Jesus Christus, denn sonst zerreißt der Wein die Schläuche und so ist der Wein verloren und die Schläuche auch. Man füllt neuen Wein in neue Schläuche. Ein für die Löwen durchaus passendes Gleichnis. Ständig hat man neue Ideen, versucht neue Akzente zu setzen, der Druck wird durch den frisch gärenden Wein größer und größer und am Ende reißt das Gesamtkonstrukt. In der gleichen Situation spricht Jesus davon, dass man mit einem neuen Tuch kein altes Kleid flicken soll, weil der Flicken sonst abreiße und der Riss noch größer wird.

Die Löwen sind ein manisch-depressiver Klub. Immer wieder puscht man sich zu extremen Hochgefühlen, wird dann von innerer Unruhe getrieben und schnell gereizt. Dann fällt man wieder in tiefe Depression und reißt das ganze Umfeld mit. Es bedarf eben keiner Flickschusterei, sondern einer Grundsanierung. Leider hat man 2017 die Chance verpasst.

Flickschusterei, das ist es, was man betreibt. Und wenn einer mal eine Türe öffnet und offen Probleme anspricht, reagiert man ungemein empfindlich. Kritikfähigkeit gibt es in der KGaA kaum. Die Geschäftsstelle arbeitet im Grunde wie die Mannschaft. Alles wird schöngeredet. Und dann meist ausgesessen.

Es sind viele Themen, die eigentlich angepackt gehören. Im Dezember berichteten wir darüber, dass die Stadt München an die KGaA geschrieben hat. Im Rahmen des Erbpachtrechtes sei seinerzeit mit der Stadt vereinbart worden, dass an der Grünwalder Straße 114 eine Sporthalle errichtet wird. Seitdem hört man nichts mehr. Durchaus möglich, dass der aktuelle Geschäftsführer die Sache aussitzt und sein Nachfolger sich mit der Thematik beschäftigen muss. Wir werden kommende Woche bei der Stadt nachhaken. Aber selbst wenn jetzt jemand um die Ecke kommt und verrät, das sei in Arbeit – es zieht sich schon viel zu lang.

Am Mittwoch kommt der Sportausschuss der Stadt München zusammen. Kein Thema ist laut der bereits verschickten Einladung das städtische Stadion an der Grünwalder Straße. Der letzte Termin vor der letzten Hauptversammlung in diesem Quartal. Wir erinnern uns, man wollte im ersten Quartal eine abschließende Entscheidung erwirken. Daraus wird nichts, das kann man jetzt schon voraussagen. Immerhin steht noch ein “Stadiongipfel Teil II” aus. Und falls jetzt jemand kommt und schimpft, man hätte doch schon längst einen Termin, auch diese Sache geht schon zu lange. Vor fast genau einem Jahr hatte man schon drei Mal eine abschließende Entscheidung versprochen.

Da wird ein neuer Spieler vorgestellt und die eine Kameraeinstellung ist unscharf. Trotzdem bastelt man daraus ein Video für Youtube. Das ist mehr als unprofessionell. Und die Tonqualität war in der Vergangenheit auch nicht die Beste. Das bekommen andere, teils deutlich kleinere Klubs besser hin. Vermutlich haben die Löwen dabei, im Vergleich zur Ligakonkurrenz, überdurchschnittlich viel Personal. Die Qualität scheint den Löwen da nicht wirklich wichtig. Stattdessen wichtig scheint es, als einziger Klub in der 3. Liga die Videos auf Youtube für andere Plattformen zu sperren.

Man kann jetzt schon vorausahnen, dass jemand in der KGaA diesen Artikel liest und sich an einem Punkt stört. Und das dann auch deutlich gegenüber uns kommuniziert. Wie so oft beschäftigt man sich mit Kleinkram. So zum Beispiel wurden wir kontaktiert, weil wir geschrieben hatten, dass die Aufsichtsratssitzung bereits um eine Woche verschoben wurde. Das sei nicht der Fall und müsse korrigiert werden. Man kann da nur den Kopf schütteln. Das zu korrigieren war den Löwen wichtiger als eine Entscheidung im Hinblick auf die Nachfolge von Köllner schnell zu erwirken. In der Presse stand es übrigens auch, die wurde nicht kontaktiert. Ohnehin ist es der KGaA viel wichtiger täglich zu prüfen was über sie geschrieben wird, als dafür zu sorgen, dass die öffentliche Wahrnehmung besser wird. Flickschusterei eben, nichts anderes.

Nach dem letzten Spiel konnte man in so manchem Löwengesicht etwas sehen, das Angst macht. Gleichgültigkeit und Hoffnungslosigkeit. Es ist so wie es ist. Den Löwen ist nicht mehr zu helfen, so mancher Tenor. Das ist hochgradig gefährlich. Denn der harte Kern, der immer ins Stadion kommt und die Löwen immer unterstützt, ist deutlich geringer als die ohnehin schon geringe Zuschauerkapazität. Der TSV 1860 München hat in den vergangenen Wochen nicht nur ein katastrophales Bild abgegeben, er hat auch eine regelrechte Lethargie ausgelöst. Die immer mal wieder durchbrochen wird durch unfassbaren Hass, durch Hetze und Beleidigungen. Weil niemand weiß, ob man überhaupt noch hoffen kann. Weil niemand weiß, wie die letzten Wochen abgelaufen sind und was die Wahrheit ist. Niemand weiß, wem man überhaupt noch trauen kann, wer die Wahrheit spricht. Weil alles nur noch Flickschusterei ist. Dabei benötigt Sechzig keine geflickten Schuhe sondern stabiles Schuhwerk. Oder neue Schläuche für den Wein, um es mit Jesus’ Worten zu sagen.

Titelbild: Stockfotos, Fotos, Vektoren, Illustrationen und Videos | Enterprise | Depositphotos

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Thrueblue
Thrueblue(@thrueblue)
26 Tage zuvor

Was hat die KGaA denn überhaupt in der Hand, um Änderungen an euren redaktionellen Inhalten einzufordern?! Warum geht ihr ans Telefon?

bine1860
bine1860(@bine1860)
26 Tage zuvor
Antwort an  Thrueblue

ans Telefon gehe ich , weil ich höflich bin und mir anhöre, was die möchten. Ob wir es dann ok finden und auch machen lassen wir mal dahingestellt.

thrueblue
thrueblue(@thrueblue)
26 Tage zuvor

Was hat die KGaA denn überhaupt in der Hand, um Änderungen an euren redaktionellen Inhalten einzufordern?! Warum geht ihr ans Telefon?

Eglinger Bua
Eglinger Bua(@eglingerbua)
26 Tage zuvor

Die aktuelle Lage der KgaA ist sicherlich in vielen Gesichtspunkten (Kommunikation, Entscheidungskompetenz) alles andere als gut.

Man kann Ismaik evtl über zwei verschiedene Wege loswerden. Zum einen bestünde die Möglichkeit, er verkauft seine Anteile an einen anderen Investor oder die KgaA geht insolvent.

Sechzig bzw. die e.V. Mitglieder müssen sich auch die Frage stellen, wollen wir überhaupt noch einen Verkauf von Geschäftsanteilen an einen neuen Investor. Oder wollen wir wieder selbst Mehrheitsgesellschafter sein und den Weg über eine Insolvenz gehen.

Sechzga
Sechzga(@sechzga)
26 Tage zuvor
Antwort an  Eglinger Bua

Denke mal, dass deine Vorschläge/Gedanken nicht so einfach umzusetzen sind
Eine Insolvenz geht nicht ohne Hasan Ismaik, so lange er soviel Geld gibt, dass die KgaA gerade nicht absäuft. Auch kann HI seine Anteile nur selbst verkaufen. Niemand wird ihn dazu zwingen können..
Die Kündigung des Kooperationsvertrages wegen Nichterfüllung der vereinbarten Pflichten hätte von eV- Seite wohl nach der “4” erfolgen müssen. Jetzt ist es dazu reichlich spät.
(Bin nur Normalo und kein Jurist)

bine1860
bine1860(@bine1860)
26 Tage zuvor
Antwort an  Sechzga

Ja das ganze würde wohl einige Anwälte für längere Zeit beschäftigen.

eglinger-bua
eglinger-bua(@eglingerbua)
26 Tage zuvor

Die aktuelle Lage der KgaA ist sicherlich in vielen Gesichtspunkten (Kommunikation, Entscheidungskompetenz) alles andere als gut.

Man kann Ismaik evtl über zwei verschiedene Wege loswerden. Zum einen bestünde die Möglichkeit, er verkauft seine Anteile an einen anderen Investor oder die KgaA geht insolvent.

Sechzig bzw. die e.V. Mitglieder müssen sich auch die Frage stellen, wollen wir überhaupt noch einen Verkauf von Geschäftsanteilen an einen neuen Investor. Oder wollen wir wieder selbst Mehrheitsgesellschafter sein und den Weg über eine Insolvenz gehen.

Snoopy.
Snoopy.(@snoopy)
26 Tage zuvor

Wenn man mit Dingen überfordert ist, keine Lösung hat und nicht mal einen erkennbaren Weg …

Aber es wundert doch nicht, wenn man hier und da und dort irgendwas in irgendwelche Löcher stopft, wenn das, was man zum Stopfen nimmt, schon woanders gestopft hat. Es gibt – mal für mich – auch keine Strategie von dem Aufsichtsrat der KGaA. Für mich ist ein Aufsichtsrat ein Gremium, das nicht nur die Arbeit der Vorstände bzw. Geschäftsführer in diesem Fall kontrolliert, sondern auch strategisch die nächsten 4,5 Jahre plant. In allen Bereichen. Hat man so was bei der KGaA?

Eher nicht. Man lebt vom Hand in den Mund, der Spruch: “zum leben zu wenig und zum sterben zu viel” passt auch ganz gut. Du kannst doch nicht langfristig planen, wenn du im Grunde nicht weißt, wie viel Geld hast du eigentlich zur Verfügung? Sprünge kann man keine machen, der Schuldenberg ist zu groß und über den Investor braucht man auch nicht reden. Er hält die Firma am Leben, weil sonst sein Geld komplett weg ist.

Geld geben will er nicht, kann er nicht, mag er nicht. Mal nicht, wenn andere sein Geld für was auch immer ausgeben. Da ist es doch besser, es selbst zu machen. Oder machen zu wollen. Nur: man lässt ihn nicht. Auch das wundert nicht, denn schlussendlich steht der e.V. als Komplementär in der Verantwortung.

Es ist nicht nur die sportliche Situation, die im Moment zum Denken gibt. Es sind auch diese Spielchen, die da nebenher ablaufen. Spielchen, die für meinen Geschmack schon unter der Gürtellinie gehen. Nur gut, dass eine Seite auf das nicht anspringt, nicht mitmacht und auch keinen Konter gibt. Wobei das eigentlich vielleicht aber auch mal notwendig wäre, auch wenn es nicht viel bringen wird. Und an den Sommer will ich erst mal noch gar nicht denken.

Der TSV ist in einem schwarzen Loch gefangen, aber noch nicht verschluckt. Allerdings kommt man so, wie es seit einiger Zeit läuft, keinen Schritt weiter, nicht aus dieser Umlaufbahn. Gefangen in seinem Überlebenskampf. Aber niemand traut sich, da einen Schlussstrich zu ziehen.

bine1860
bine1860(@bine1860)
26 Tage zuvor
Antwort an  Snoopy.

Tatsächlich weiß man, was man an Geld zur Verfügung hat, Sponsoren Einnahmen und sichere 11.000plus verkaufte Dauerkarten, plus die Einnahmen aus der Alm etc minus die ganzen Aufwendungen. Da muss man dann halt schauen was geht. Eventuell muss man sich den ein oder anderen sparen (zwei Gf, 9 Spieler, professionellen Fotograf, was auch immer). Man hätte schon 2017 so anfangen müssen. ABER man braucht diese Fortführungsprognose und Ismaik musste bürgen. Da liegt der Hund begraben, man muss dahin kommen dass man es ohne HI schafft, auch wenn er da ist. Dann kommt das Umfeld und die Erwartungshaltung und das Verhalten von Power und demjenigen der für HI spricht dazu. Ich bin ratlos, auch glaube ich nicht , dass ein persönliches Gespräch mit Ismaik irgendwas bringt.

Snoopy.
Snoopy.(@snoopy)
26 Tage zuvor
Antwort an  arik

Eigentlich müsste sich Ismaik mal direkt mit dem Präsidium treffen.

Ja, aber Reisinger ruft doch nicht an und bettelt um ein Treffen.
von daher wird’s schwer …
😉

Wenn Gesellschafterversammlung dann ist das für mich im Grunde das gleiche. Auch hier sollten die Gesellschafter einen Plan, eine Strategie haben. Längerfristig, kontinuierlich angepasst.

Wobei: wenn ich mir ansehe, die Strategie von Mr. Hasan in 2016/2017, da war auch nichts von langfristig gedacht und bedacht zu bemerken. Außer halt: 1 Liga. Plan B war dann … so was wie in leeres Blatt Papier.

Es spielt im Grunde doch keine Rolle, welches Gremium das übernimmt. Theoretisch. Aber da ist man bei der KGaA weit weg. Und selbst wenn, dann wird’s in dem Moment kompliziert, in dem man einen Plan B bräuchte.

TheRiddler
TheRiddler(@theriddler)
25 Tage zuvor
Antwort an  Snoopy.

Hat aber Ismaik generell einen Plan für sein Investment? Ich erkenne nach Jahren keinen…

Snoopy.
Snoopy.(@snoopy)
26 Tage zuvor

Wenn man mit Dingen überfordert ist, keine Lösung hat und nicht mal einen erkennbaren Weg …

Aber es wundert doch nicht, wenn man hier und da und dort irgendwas in irgendwelche Löcher stopft, wenn das, was man zum Stopfen nimmt, schon woanders gestopft hat. Es gibt – mal für mich – auch keine Strategie von dem Aufsichtsrat der KGaA. Für mich ist ein Aufsichtsrat ein Gremium, das nicht nur die Arbeit der Vorstände bzw. Geschäftsführer in diesem Fall kontrolliert, sondern auch strategisch die nächsten 4,5 Jahre plant. In allen Bereichen. Hat man so was bei der KGaA?

Eher nicht. Man lebt vom Hand in den Mund, der Spruch: “zum leben zu wenig und zum sterben zu viel” passt auch ganz gut. Du kannst doch nicht langfristig planen, wenn du im Grunde nicht weißt, wie viel Geld hast du eigentlich zur Verfügung? Sprünge kann man keine machen, der Schuldenberg ist zu groß und über den Investor braucht man auch nicht reden. Er hält die Firma am Leben, weil sonst sein Geld komplett weg ist.

Geld geben will er nicht, kann er nicht, mag er nicht. Mal nicht, wenn andere sein Geld für was auch immer ausgeben. Da ist es doch besser, es selbst zu machen. Oder machen zu wollen. Nur: man lässt ihn nicht. Auch das wundert nicht, denn schlussendlich steht der e.V. als Komplementär in der Verantwortung.

Es ist nicht nur die sportliche Situation, die im Moment zum Denken gibt. Es sind auch diese Spielchen, die da nebenher ablaufen. Spielchen, die für meinen Geschmack schon unter der Gürtellinie gehen. Nur gut, dass eine Seite auf das nicht anspringt, nicht mitmacht und auch keinen Konter gibt. Wobei das eigentlich vielleicht aber auch mal notwendig wäre, auch wenn es nicht viel bringen wird. Und an den Sommer will ich erst mal noch gar nicht denken.

Der TSV ist in einem schwarzen Loch gefangen, aber noch nicht verschluckt. Allerdings kommt man so, wie es seit einiger Zeit läuft, keinen Schritt weiter, nicht aus dieser Umlaufbahn. Gefangen in seinem Überlebenskampf. Aber niemand traut sich, da einen Schlussstrich zu ziehen.

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