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Fehlendes Sport-Controlling und späte Budgetierung bei den Löwen

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Es ist eine der interessantesten Fragen. Sind die Löwen mit ihrem 5,5 Millionen Sportbudget wieder “All-In” gegangen oder gibt es einen gewissen Handlungsspielraum für Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer?

Wer Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA ist, der hat jedes Jahr vor der Saison die gleiche Herausforderung. Aufgrund der desaströsen Vergangenheit der Löwen gibt es anfänglich ein eher niedriges Budget. Mit 4,5 Millionen Euro konnte Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer ursprünglich planen. Mit 4,3 Millionen erspielt man sich laut dem jährlichen Saisonreport des Deutschen Fußball-Bundes durchschnittlich Platz 7 bis 14. Zu wenig für die Anforderungen der Löwen, die gerne vorne mitspielen wollen. Also wurde das Sportbudget erhöht. Zwei Mal um jeweils 500.000 Euro, mitten während der Saisonvorbereitung. Und nicht gleich vor der Vorbereitungsphase, so dass man ausschließlich nach sportlichen Gesichtspunkten hätte planen können. Eine zielgerichtete und frühzeitige Planung ist damit nur schwer möglich. Es wirkt, als würde man Spieler empfohlen bekommen und dann das Budget erhöhen, könnte man ironischerweise anmerken. Tatsächlich fehlte den Löwen aber auch eine adäquate sportliche Führung. Es findet kein Controlling statt. Und dabei ist auch für Laien zu erkennen, dass die sportliche Einzelleistung nicht zu einer sportlichen Mannschaftsleistung gebündelt werden kann.

Die Frage, die man sich nun stellt: Hat die Geschäftsführung die komplette Summe des vorhandenen Budgets bereits ausgegeben, oder wurden Reserven gebildet? Klar, wenn HAM International Budget freigibt, dann möchten sie dafür auch etwas sofort sehen. Doch die Problematik liegt auf der Hand. Sind keine Reserven vorhanden und man will aus sportlichen Gründen korrigieren, muss Marc-Nicolai Pfeifer zum Aufsichtsrat gehen und quasi um Geld betteln. Und im Aufsichtsrat hat Ismaiks Unternehmen HAM International das letzte Wort. Einmal mehr wäre damit wieder ein Druckmittel da. Entscheidungen rein aus sportlicher Bewertung werden dann zum Politikum. Ein Teufelskreis.

Wo wir bei einer weiteren wichtigen Frage wären, in welcher Form findet überhaupt das sportliche Controlling bei den Löwen statt? Wer entscheidet, ob die Löwen Anpassungen vornehmen müssen? Weder der e.V. als Gesellschafter, noch HAM International ist hierfür in der Lage. Da sind sich viele Fans einig. Deshalb drängte der e.V. ja auch die KGaA dahingehend, dass man für Gorenzel einen geeigneten Nachfolger finden muss. Passiert ist nichts. Klar, wäre das Projekt gutgegangen, dann wäre Pfeifer nun der Held. Gemeinsam mit Power und Jacobacci. Doch so richtig läuft es nicht. Und das war zwar nicht voraussehbar, aber durchaus im Bereich des Möglichen. Ein guter Sportchef hätte hier sofort die Alarmglocken geläutet.

Ob man mit diesem aktuellen Konstrukt irgendwann einmal Erfolg haben wird, darüber lässt sich streiten. Solange immer scheibchenweise der Etat freigegeben wird und dadurch stets ein Druckmittel entsteht, ist es allerdings eher unwahrscheinlich. Unabhängig davon, ob nun ein Sportchef da ist oder nicht. Auch Günther Gorenzel hatte mit der zähen Planung des Sportbudgets stets zu kämpfen. Ändert sich dahingehend nichts, wird eine rein nach sportlichen Gesichtspunkten angesetzte Planung nicht möglich sein. Zum Leidwesen der Fans, für die der TSV 1860 München eben nicht nur ein Klub in einem EA Sports Fußball-Manager ist.

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