Am 22. März wollen bei der DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga darüber abstimmen, ob sie einen Diskussionsprozess zu einer Modifikation der 50+1-Regel einleiten wollen. Nachdem Martin Kind, Präsident von Hannover 96, versucht hatte, die Regelung in Hannover zu kippen und seinen Antrag überraschend zurückzog, sprach sich das Präsidium der DFL für eine »ergebnisoffene Grundsatzdebatte« aus.
Ein breites Bündnis von Fußballfans aus ganz Deutschland stellt sich dem nun entgegen. Die Proteste gegen eine Neufassung der 50+1-Regel nehmen einige Tage vor der Mitgliederversammlung richtig Fahrt auf. Über 2000 Fanclubs, Fangruppierungen und –Verbände aus ganz Deutschland haben bereits die Petition auf der Webseite 50plus1bleibt.de unterschrieben und täglich werden es mehr.
“Fußball gehört keinen Personen oder Unternehmen”
Die 50+1-Regel besagt, dass Investoren nicht die Stimmenmehrheit an einem Verein erlangen können und die Position der Fans ist hierbei klar: Die 50+1-Regel ist nicht verhandelbar. „Der Fußball bringt jede Woche hunderttausende unterschiedliche Menschen zusammen. Er gehört keinen Einzelpersonen, Unternehmen oder Investoren. Er gehört uns allen und darf nicht noch mehr zum Spielball einiger Weniger werden“, heißt es in dem Statement der Initiative. Die Fans fürchten, dass sich bei einem Wegfall der Regel der Fußball grundlegend verändern würde. „Der Wettbewerbsdruck würde sich für alle Clubs unweigerlich erhöhen. Die Finanzkraft mancher Eigentümer wäre plötzlich wichtiger als die solide und erfolgreiche Arbeit Anderer.“
Für eine Änderung der DFL-Satzung ist eine Zweidrittelmehrheit der 36 Bundesliga-Klubs erforderlich. Mit ihrem breiten Bündnis setzen Fußballfans aus ganz Deutschland nun im Vorfeld der DFL-Mitgliederversammlung ein deutliches Zeichen für den Erhalt von 50+1.
Auch zahlreiche Fanclubs um den TSV 1860 München haben sich bereits eingetragen.
Ausnahmen gibt es bereits in der Bundesliga
Im Gegensatz zu den anderen europäischen Top-Ligen dürfen Investoren in Deutschland die Mehrheit an einem Verein derzeit nur dann halten, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre „ununterbrochen“ und „erheblich“ gefördert haben. In der Bundesliga gelten zudem entsprechende Ausnahme-Genehmigungen für Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim. Experten gehen jedoch davon aus, dass die 50+1-Regel einer Klage vor einem außersportlichen Gericht nicht standhalten würde.
Dass die Fans ihre Stimme erheben und ihre Meinung kundtun ist wichtig und richtig. Ob sie aber auch angehört wird, steht auf einem anderen Blatt Papier. Der 22. März wird wohl wegweisend für das Fußball-Deutschland sein – in welche Richtung auch immer.