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Externes Bündnis statt Zusammenführung der Gesellschafter?

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Der Hauptsponsor “die Bayerische” hat ein Bündnis ins Leben gerufen. Das wirft Fragen auf. Ein Kommentar der Redaktion.

Man habe dazu eingeladen, gezielt über Zukunftsthemen zu sprechen und einen konkreten Plan für die wichtigsten Fragen anzugehen, erklärte Martin Gräfer, Vorstandsmitglied von die Bayerische gegenüber dem Löwenmagazin. Wer hofft, dass die Bayerische als Vermittler zwischen den Gesellschaftern auftritt, der wird enttäuscht. Auch von der einstigen Idee einen dritten Gesellschafter zu etablieren, ist nichts mehr zu hören. Der Hauptsponsor gründet stattdessen ein externes Bündnis. Eingeladen sind vorerst nur Sponsoren. Sie sollen die erste Ebene des neuen Bündnisses bilden und in Arbeitsgruppen verschiedene Themen angehen.

Ein erstes Logo gibt es auch schon. Sogar fürs Trikot. Siehe Titelbild.

Drei-Klassen-Bündnis?

Mit 50+1 schützt der Deutsche Fußball-Bund seine Fußballigen und Klubs vor zu viel Macht einzelner Personen / Unternehmen. Die Stimmhoheit soll bei den eingetragenen Muttervereinen bleiben. Und für die Vereine gilt grundsätzlich, dass sie für alle Menschen offen sind. Sie sollen allen Menschen, unabhängig von ihrem Beruf, Alter, Geschlecht oder Herkunft, eine gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Im Verein sind alle Mitglieder gleichberechtigt. Jeder hat die gleichen Pflichten und Rechte. Das heißt, dass sich zum Beispiel auch jeder wählen darf oder sich auch zur Wahl stellen.

Das Bündnis Zukunft handelt diametral zu diesem Grundsatz. Hauptsponsor “die Bayerische” führt in seinem Konzept drei Ebenen ein. Man könnte auch von Klassen sprechen. Im Konzept hat man diese auch, ähnlich wie bei einer Klassengesellschaft, pyramidenförmig dargestellt. Die erste Ebene nennt sich die Ebene der Initiatoren. Sie bestehen aus der Bayerischen selbst sowie Partnern aus dem Sponsoring. Das aktuell vorliegende Konzept und das Angebot in den Arbeitsgruppen mitzuwirken, ist auch nur auf diese Ebene beschränkt. Die zweite Ebene ist die Ebene der Multiplikatoren. “Aus Wirtschaft, Sport, Medien, Gesellschaft, ehemaligen Spielern, Prominenten, Politikern aus dem Umfeld von TSV 1860 München”, heißt es. Sie sollen also die Botschaft nach außen tragen. Und die letzte Ebene? Das sind die Fans und Privatpersonen, so heißt es. Man wird also nicht nach seinen Fähigkeiten beurteilt, sondern nach seiner gesellschaftlichen Rolle.

Einige Sponsoren sind kritisch

Ein Konzept für die Zukunft des TSV 1860 München? Das klingt für den einen oder anderen Sponsor durchaus attraktiv. Und es ist ja nichts Neues, dass in schwierigen Zeiten neue Ideen für Hoffnung sorgen. Und man sich so auch schnell für die skurrilsten Projekte Unterstützer ins Haus holt. Doch die ersten Sponsoren sind bereits mehr als kritisch. Gerade auch, was die erste Ebene angeht. “Die Kompetenz alleine darauf begründen, dass jemand Unternehmer ist, halte ich für völlig irrsinnig”, erklärt einer der Löwen-Sponsoren. “Nur weil jemand löwenaffin ist und den TSV 1860 finanziell oder durch Dienstleistungen unterstützt, sagt das in keiner Weise etwas über seine Befähigung im Hinblick auf das gesamte Konstrukt aus. Bei dem einen oder anderen habe ich aufgrund seiner Auftritte in Social Media Plattformen sogar grundsätzlich Bedenken.” Was der Unternehmer meint: Einige der Hauptinitiatoren, die den Hauptsponsor bei der Gründung des Bündnisses unterstützen, sind in den sozialen Netzwerken bei fragwürdigen Themen aktiv. So sind zum Beispiel nicht nur zwei der aktuellen Initiatoren als bekennende Fans des FC Bayern München zu finden, einer fällt vor allem mit einem fragwürdigen rechtspolitischen Statement auf. “Ich respektiere grundsätzlich jeden Mitsponsor”, erklärt der Unternehmer. “Und ich interessiere mich nicht für deren persönliche Grundsätze und Werte. Das ändert sich jedoch, wenn sie versuchen klubpolitisch Verantwortung zu übernehmen.” Und tatsächlich ist der demokratische Weg in die Gremien des e.V. so elementar wichtig. Die Mitglieder entscheiden, wer sie vertritt. Da benötigt es kein externes Bündnis, das von außen versucht einzuwirken.

Einen positiven Effekt hat das Bündnis aber dann tatsächlich. Ein anderer Unternehmer und Sponsor der Löwen überlegt nun, wie er den TSV 1860 unabhängig von irgendeinem Bündnis unterstützen kann. “Ich habe schon länger überlegt mich in einem Gremium einzubringen. Ich bin nicht nur Sponsor, sondern auch Mitglied. Ich werde mir überlegen, ob ich mich als Mitglied auch aktiv vereinspolitisch engagiere.” Dem Bündnis wird er dann nicht angehören.

Hauptsponsor “die Bayerische” enttäuscht die Fans auf jeden Fall. Ein Bündnis statt ein Treffen der Gesellschafter. Kein gemeinsamer Weg, sondern der Versuch als externe Vereinigung Einfluss zu nehmen. Das ist ohnehin die Frage, ob das Bündnis nicht dann auch Kandidaten für den Verwaltungsrat aufstellen wird. So wie einst das Team Profifußball, das medial für viel Aufmerksamkeit sorgte, aber im demokratischen Prozess dann keine Chance hatte. Einen Hund gibt es bislang im Bündnis Zukunft noch nicht. Kann aber ja noch kommen.

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