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Zwischen Euphorie und nüchterner Trainerarbeit

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Am Donnerstag bebte das Grünwalder Stadion. Fußball wurde zelebriert und der TSV 1860 München versetzt dem FV Illertissen einen sportlichen Dolchstoß. Mit 5:0 gewinnen die Löwen. Ein Fußballfest, das sogar alle Kritiker jegliche sportpolitischen Seitenhiebe vergessen lässt. Man ist froh an der Grünwalder Straße und in Giesing. Und man verfällt einer gewissen Euphorie.

Bayern II und Schweinfurt verpassen Anschluss

Zwei Tage später ist es deutlich ruhiger im städtischen Stadion. Nicht einmal 800 Zuschauer verfolgen die Partie zwischen dem FC Bayern II und dem FC Pipinsried. Für die Reserve des Rekordmeisters die erste Saisonniederlage in der Regionalliga. Dabei wäre der Aufstieg in die 3. Liga eigentlich so wichtig. Vor allem für die Nachwuchsarbeit des FC Bayern. Der FC Pipinsried, im Moment mit Geldsorgen, gewinnt am Ende sogar mit Unterzahl. Vor 782 Zuschauern. Was im Vergleich zur Einwohnerzahl von Pipinsried (unter 600 Einwohnern) fast schon viel ist.

Und auch der 1. FC Schweinfurt ist an diesem Wochenende sieglos. Man kann gegen die SpVgg Bayreuth keinen Punkt holen. Für den TSV 1860 München heißt dies, dass er die Tabellenspitze weiter festigen kann. Mit 18 Punkten vor der SpVgg Bayreuth und dem TSV Buchbach mit jeweils 13 Punkten. Dann folgen die beiden stärksten Konkurrenten Schweinfurt (12 Punkte) und der FC Bayern II (11 Punkte). Allerdings mit jeweils einem Spiel weniger.

Ein Trainer mitten in der Welle der Euphorie

Die Löwen profitieren vor allem von einer großartigen Fankulisse. Sascha Mölders zeigte sich nach dem Spiel beeindruckt von der großen Leidenschaft der Zuschauer. Er zollt den Fans seinen Respekt. Und im Vergleich zu den anderen Mannschaften ist deutlich zu sehen, dass der TSV 1860 München der wohl heißeste Anwärter auf den Titel ist.

“… wenn man gewinnt, dann muss man schauen, dass man auf dem Teppich bleibt!”

Ja, die Euphorie hat mittlerweile fast jeden angesteckt. Nach dem Spiel gegen den FV Illertissen ist zu spüren, dass auch die Spieler auf Wolke 7 schweben. In Giesing ist man glücklich. Im Stadion und auf den Straßen wird ausgelassen gefeiert. Und manch einer spricht schon jetzt wieder von der Meisterschaft, andere gar vom Aufstieg. Im Moment sieht es tatsächlich gut aus.

Zu verdanken ist das vor allem auch einem Trainer, der in so einer Situation wohl als einer der wenigen sich nicht von dieser Euphorie anstecken lässt. Der nach dem Spiel sofort in der Kabine verschwindet und das Feiern den Fans und den Spielern überlässt. Ein nüchterner Stratege, der sich zwar für die Mannschaft und die Zuschauer freut, aber auch klar sagt: “Ich muss der Mannschaft auch die Sachen aufzeigen, die nicht so gut waren”. Er ist niemand, der sich nun zurücklehnt. Und er bremst die Euphorie ein. Zwei Tage nach dem Spiel geht es schon weiter und es folgt eine Analyse des Spiels. Bierofka sagt ganz klar, “wenn man gewinnt, dann muss man schauen, dass man auf dem Teppich bleibt!”. Am heutigen Sonntag möchte er in einer Videositzung mit den Spielern über die Baustellen sprechen und er wird dabei sicherlich ganz klar sagen “was ihm nicht gefallen hat”. Es ist noch ein steiniger Weg bis zur Meisterschaft.

Das Erfolgsgeheimnis von Daniel Bierofka liegt wohl vor allem darin begründet. Eine nüchterne Trainerarbeit im Rahmen einer Euphoriewelle, die es um ihn herum gibt. Das schafft sicherlich nicht jeder Trainer. Wir alle können froh sein, dass wir keinen selbstdarstellerischen Coach haben, sondern einen Herzblut-Löwen, der mit beiden Beinen fest auf dem Rasen steht.

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