Die Super League scheint so gut wie vom Tisch. Den Fans wird signalisiert: ihr Protest hat geholfen. Die UEFA kann damit geschickt ablenken. Und zwar von der Reform der Champions League.
Eine riesengroße Protestwelle. Fans vor allem in England stiegen auf die Barrikade. Zwölf europäische Spitzenklubs, darunter auch der FC Liverpool oder Real Madrid hatten in der Nacht zum Montag die League angekündigt. An dem Montag, als die UEFA die Reform der Champions League beschlossen hat. Wieder über Nacht dann der Rücktritt der englischen Klubs vom Projekt Super League. Die Problematik mit hohen Investorengeldern und einem aufgeweichten Financial Play ist nicht vom Tisch. Sondern eben zurück bei der UEFA. Die macht nun einen auf Saubermann. Kritisierte die Super League sofort aufs Schärfste. Drückte aber gleichzeitig ihre Reform für die Champions League durch. Mehr Spiele wird es geben und damit eine Verwässerung des Wettbewerbs sowie eine höhere Belastung für Spieler, das Financial Play wurde deutlich aufgeweicht. Das kritisiert Steffen Schneekloth, Mitglied im DFB-Vorstand. Er ist zudem Präsident des Zweitligisten Holstein Kiel.
Stellungnahme von Steffen Schneekloth:
„Auch wir als Zweitligist Holstein Kiel und Mitglied der Deutschen Fußball Liga lehnen das Konzept einer Super League entschieden ab. Dieser Vorstoß von zwölf Schwergewichten in Europa basiert auf ausschließlich wirtschaftlichen Interessen und beschädigt die gewachsenen Strukturen im europäischen Fußball. Die Folgen sind weit in die nationalen Ligen spürbar. Ein fairer und integrer Wettbewerb innerhalb der jeweiligen nationalen Liga ist damit zukünftig ausgeschlossen. Eine solche Super League ohne jeglichen sportlichen Wert ist ausschließlich motiviert von finanziellen Interessen einiger weniger Top-Clubs aus England, Spanien und Italien. Gerade diese Clubs haben allerdings eindrucksvoll bewiesen, nicht nachhaltig mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln umgegangen zu sein. Diese Clubs verschulden sich von Jahr zu Jahr weiter und treiben durch ihr zügelloses Wirtschaften Gehälter für Spieler und Honorare für Berater in immer größere Dimensionen, die nicht mehr nachvollziehbar sind. Die wirtschaftliche Not dieser Clubs scheint derart groß, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen, als den Investoren das Spielfeld zu überlassen.
Gerade mit Blick auf die aktuellen Bemühungen des deutschen Fußballs für eine Stärkung der sportlichen Integrität, für eine höhere Akzeptanz in der Gesellschaft und für die nachhaltige wirtschaftliche Stabilität der Clubs mutet diese Entscheidung egoistisch, selbstherrlich und unsolidarisch an.
Ebenso nicht nachvollziehbar ist die heutige Entscheidung des UEFA-Exekutivkomitees für die geplante Reform der europäischen Klubwettbewerbe, insbesondere der UEFA Champions League, die einstimmig und somit mit deutscher Zustimmung gefallen ist. Neben mehr Spielen, die den Wettbewerb weiter verwässern und den Spielern eine nochmals höhere Belastung zumuten, ist insbesondere darauf hinzuweisen, dass die UEFA damit das seinerzeit eigens eingeführte Financial Fairplay deutlich aufweicht und auch hier Investorengelder zur Finanzierung von Spielerkadern zulässt.
Der Fußball eignet sich nicht als Spekulationsgut für Investoren, sondern hat neben dem sportlichen Wettkampf eine übergeordnete gesellschaftliche Bedeutung, die es unbedingt gilt, aufrecht zu erhalten. Somit stehen diese Entwicklungen im Widerspruch zu den Bemühungen und Ergebnissen der Taskforce Profi-Fußball, die sich seit dem vergangenen Jahr mit Themen wie Wettbewerbsbalance, Zahlungsströme, gesellschaftliche Verankerung, Ethik-Richtlinien, Fan-Interessen und wirtschaftlicher Stabilität befasst.“