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Ein Sitzplatz in der 12. Reihe

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Selbst an Weihnachten bleiben die Löwenfans nicht von populistischen Beiträgen verschont. Ein Leser des investorennahen Blogs dieblaue24 beobachtet einen Funktionär, der Journalist macht direkt am zweiten Weihnachtsfeiertag einen Artikel draus. Als Ehrenamtlicher bei den Löwen hat man es nicht leicht und die Privatsphäre ist oft nicht gegeben. Ein Kommentar.

Ein ehrenamtlicher Funktionär des TSV München von 1860 e.V. reist privat ins Ausland. Dabei wird er wohl von einem Leser des Portals dieblaue24 im Flugzeug gesehen und beobachtet. Dass der Funktionär nicht entspannt gewesen sei, wird später auf dem Portal geschrieben und dass er Airpods im Ohr gehabt hatte. Außerdem wird auch die Sitzreihe verraten und was er während des Flugs machte. Ja, wir reden weiterhin von einem ehrenamtlichen Funktionär und nicht von einem Hollywood-Star, der als Person des öffentlichen Lebens auch mit seiner Bekanntheit Geld macht.

Jemand berichtet über den Kernbereich der höchstpersönlichen, privaten Lebensgestaltung. Es ist anzunehmen, dass der Funktionär sich privat gefühlt hat und seine Tätigkeit nicht bewusst in die Öffentlichkeit tragen wollte. Klar sollte sein, dass auch im öffentlichen Raum ein Einzelner die Chance haben muss für sich zu sein. Der Funktionär reiste nicht im Auftrag des TSV 1860 München – ein öffentliches Interesse an seiner Reise bestand demzufolge nicht. Und zwar nicht einmal annähernd. Eine Abwägung der Persönlichkeitsrechte gegenüber dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit sollte also in jedem Fall zugunsten der Persönlichkeitsrechte gewertet werden.

Es ist einer der wesentlichen Problematiken beim TSV 1860 München. Wer ehrenamtlicher Funktionär bei den Löwen ist, der muss damit rechnen, dass seine Privatsphäre verletzt wird. Es ist im Grunde schon moralisch fragwürdig, dass ein Löwenfan den Funktionär auf dem Flug ins Ausland beobachtet, bewertet und seine Beobachtungen dann einem Journalisten mitteilt. Es ist allerdings noch viel fragwürdiger, ob man daraus tatsächlich einen Artikel machen sollte. Mit welchem Ziel?

Der Kommentarbereich spricht Bände. Es ist Weihnachten und es wird munter gegen den Funktionär gehetzt. Wegen einem nichtssagenden Artikel, der für den TSV 1860 keine Relevanz hat. Die Lobbyismus-Maschinerie wurde angeworfen und zwar ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte eines ehrenamtlichen Funktionärs. Das ist für den Funktionär als Privatperson mehr als unangenehm und macht seine ehrenamtliche Arbeit nicht gerade leicht. Klar kann man von dieser Reise auch berichten. Aber ob sie diese Information öffentlich preisgeben möchte, das sollte doch bitte die Person selbst entscheiden.

Derartige Vorgehensweisen haben auch langfristige Folgen für den TSV 1860 München. Funktionär zu sein bei den Löwen und sich am Nasenring durch die Manege führen lassen? Das können sich nur noch wenige vorstellen. Im Sommer hatten wir ein Gespräch mit einer sehr interessanten Persönlichkeit, die sich grundsätzlich vorstellen konnte bei der nächsten Präsidiumswahl zu kandidieren. Mittlerweile hat er uns mitgeteilt, dass er es sich keineswegs mehr vorstellen könne. Durch sein Interesse hat er die Berichterstattung näher verfolgt und ist zu einer Erkenntnis gekommen. Die Chance, dass man Tag für Tag auch mit seinem Privatleben durchs Dorf getrieben wird, ist hoch.

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