Am Dienstag in einer Woche stimmt der Kreisverwaltungsausschuss unter Oberbürgermeister Dieter Reiter über die Stadionordnung ab. Ein Kommentar zur bevorstehenden Abstimmung.
Wenn am Dienstag in einer Woche unter der Leitung von Oberbürgermeister Dieter Reiter der Kreisverwaltungsausschuss tagt und über die neue Stadionverordnung für das Grünwalder Stadion entscheidet, wird sich zeigen welches Gesicht die gewählten Vertreter des Stadtrates zeigen. Denn in der Frage rund um die Stadionverordnung geht es nicht um eine größere Anpassung oder gar Überarbeitung. Es geht um eine unverschämte Pauschalisierung von Fußballfans. Der Referent des Kreisverwaltungsrates, Stadtrat Thomas Böhle (SPD), wird seine ausgearbeitete Neufassung seinen Kollegen vorlegen. Dieter Reiter wird darüber abstimmen lassen.
Um was geht es überhaupt? Eigentlich wenig um die sachlichen Inhalte. Zusammen mit der Polizei München arbeitete Böhle an einer neuen Stadionordnung. Der Referent des Kreisverwaltungsrates machte es sich dabei sehr einfach. Es wurde dabei nicht wirklich die Stadionordnung überarbeitet, sondern einfach jedes zukünftige Spiel zum Risikospiel erklärt. Ohne Ausnahme. Die Polizei spielte da dankbar mit und untermalt die Argumentation mit dürftigen Erläuterungen. Einfach jedes Spiel als Risikospiel zu sehen, das spielt der Polizei durchaus in die Karten. Das bringt der Polizei mehr Handlungsfähigkeit, ohne auf irgendwelche Entscheidungen im Hinblick auf Risikospiele zu warten.
Recht schnell kritisierte man Stadtrat Thomas Böhle für seinen Vorstoß in Sachen Stadionordnung. Er habe das sozialpädagogische Fanprojekt umgangen und die Fanvertreter nicht eingebunden. Böhle ließ sich jeweils eine Stellungnahme zukommen. Geändert hat es nichts. Ja, er hat einige Formulierungen geändert. Zum Beispiel im Hinblick auf Extremismus. Auf die hätte er in der heutigen Zeit jedoch selbst draufkommen müssen. Und ansonsten? Es bleibt dabei – zukünftig sind alle Spiele eben Risikospiele und Punkt. Wobei, eine Sache ändert sich doch. Böhle streicht einfach das Wort „Risikospiele“ aus der Stadionordnung heraus. So einfach ist das. „Political correctness“ vom Feinsten. Gerade in der heutigen Zeit, wo man gerne von „kreativer Buchführung“ statt von „Bilanzfälschung“, von „Preisanpassung“ statt „Preiserhöhung“, von „Seniorenresidenz“ statt „Altersheim“ oder von „bildungsfern“ statt „ungebildet“ spricht, passt das sehr gut.
Es widerspricht dem, was in der Vergangenheit Polizei und Stadt gegenüber den Fans signalisiert haben. So oft hatte man die Fans gelobt. Seitens der Politik. Aber auch seitens der Polizei. Und dennoch will man pauschal jedes Heimspiel zum Risikospiel erklären. Weil´s einfach ist. Das ist eine vollkommen falsche politische Botschaft, sollte sie nächste Woche tatsächlich unterschrieben werden. Dass man das Wort „Risikospiele“ aus der Stadionordnung streicht, macht es noch viel schlimmer.
Laut der Abendzeitung betont Böhle: es träfe schon die Richtigen. Das erinnert mich an meinen Großvater. Der meinte, man könne alle Politiker in einen Sack stecken und mit dem Knüppel draufhauen. Da trifft es auch immer die Richtigen. Ich habe dennoch nie aufgegeben, daran zu glauben, dass mein Großvater Unrecht hat.