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Ein Kommentar zum Interview von Hasan Ismaik im Kicker

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Es war den meisten Fans wohl klar. Kurz vor der Jahreshauptversammlung wird HAM International noch einmal die Fäuste ballen und sich in den internen Wahlkampf des Mitgesellschafters beim TSV 1860 München einmischen. Im Prinzip war auch klar, dass er hierfür den Kicker als Plattform nutzt. Der hatte bereits Saki Stimoniaris die Möglichkeit gegeben, sich aktiv gegen das Präsidium zu stellen. Es ist der gleiche Journalist und das gleiche Medium, das diese Plattform bietet: Georg Holzner vom Fußballmagazin Kicker. Zeitlich perfekt abgestimmt in der Donnerstagsausgabe, direkt vor der Mitgliederversammlung. Honi soit qui mal y pense – ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Die seltsam anmutende Symbiose zwischen dem Kicker und dem Machtkampf, den HAM International führt, begann mit Saki Stimoniaris. Als Aufsichtsratsvorsitzender des TSV 1860 München griff er die Führung des Vereins massiv an. Der 48-Jährige spricht im Interview „Klartext“, schreibt die Sportzeitschrift. Heraus kommen die gleichen unverbindlichen Phrasen und dieselbe populistische Stimmungsmache, die Stimoniaris in den Wochen zuvor bereits in die Wege leitete. Der Journalist lässt konkretes Nachfragen vermissen. Nach der eigentlichen Alternative zum Beispiel. Nach dem Konzept von HAM International und Saki Stimoniaris. Jeder Kreisligist würde demokratischer geführt, als 1860, so der Aufsichtsratsvorsitzende. Die Botschaft an die Mitglieder klar: Ihr müsst etwas ändern. Ihr müsst mir den Weg frei machen. Er selbst versäumt es hingegen, sein Recht auf demokratisches Mitbestimmungsrecht wahrzunehmen und satzungsändernde Anträge zu stellen. Sich einzubringen. Stattdessen taucht er einige Wochen vor der Wahl unter. Er ist weder für seine Kollegen im Aufsichtsrat erreichbar, noch für die Presse oder Fans. „Ein Saki Stimoniaris steht für Gemeinsamkeit“, so der Aufsichtsratsvorsitzende im Kicker. Interviews, die einmal zu Papier gebracht wurden, sind geduldig. Gelebt werden sie nicht. Stimoniaris taucht unter. Auch Präsident Robert Reisinger war in der vergangenen Woche im Urlaub. Erreichbar war er trotzdem.

Stimoniaris sollte die Speerspitze von HAM International werden. Er sollte die Mitglieder auf seine Seite bringen und für Unruhe sorgen. Um im Verein die Machtverhältnisse zu kippen und mehr Einfluss für HAM International zu ermöglichen. Im Endeffekt hat Stimoniaris auf allen Ebenen versagt. Deshalb schickt Gesellschafter und Kreditgeber Ismaik mehr Gewicht in den Wahlkampf: sich selbst. „Wenn wieder Vernunft einkehrt, fliege ich am nächsten Tag nach München“, so der Jordanier. Er fordert die Mitglieder auf, Reisinger nicht zu bestätigen. Er sei dann bereit über alle Dinge zu sprechen, damit der Profifußball wieder aufsteht. Die gleichen leeren Phrasen ohne Konzept, die auch der untergetauchte Stimoniaris auf den Tisch legte.

Wer sich mit der Vereinspolitik und den Personen beschäftigt, der weiß: eigentlich ist Robert Reisinger eine Chance für Hasan Ismaik. Der Präsident ist kein Hardliner. Er sucht durchaus Kompromisse. Er bietet sich als Problemlöser an und hat Vorschläge gemacht. HAM International blockiert. Sollte Präsident Robert Reisinger nicht gewählt werden, dann ist die Chance hoch, dass der Verwaltungsrat einen Hardliner präsentiert. Da sind sich viele einig. Ausgeschlossen scheint, dass sie Saki Stimoniaris nominieren und damit ermöglichen, dass HAM International auf demokratischem Weg die Demokratie unterwandert.

Hasan Ismaik hat eines nicht geschafft: mit irgendjemanden in den vergangenen acht Jahren zurechtzukommen. Selbst die eigenen Leute, die er teilweise wie Verwandtschaft behandelte und auch als solche vorgestellt hat, brachen irgendwann mit ihm. Von Angestellten hingegen forderte er Köpfe. Immer und immer wieder. Bis er schalten und walten konnte und den TSV 1860 München in die Regionalliga schickte. „Der kleine Diktator, der einen Traditionsverein ins Abseits führt“, titelte der Spiegel im März 2017. Viele Menschen blieben dabei auf der Strecke. Einige gingen laut, einige sehr leise. Es ist ein trauriges Spiel. Beim TSV 1860 München rennen alle herum wie die Ameisen und versuchen ihr Bestes zu geben. Ismaik steht über ihnen. Mit einem fiesen Brennglas in der Hand, mit dem er sich immer wieder eine rauspickt, um sie zu verbrennen.

Wird Robert Reisinger gewählt, dann muss er Klartext sprechen. HAM-Vertreter Anthony Power ist eigentlich Geschäftsführer der Merchandising GmbH. Er mischt sich aber immer wieder in die Geschäfte der Fußball-KGaA ein. Er beeinflusst Entscheidungen im Hinblick auf den Umgang mit Fans. Er blockiert Entscheidungen und Prozesse. Droht dem Geschäftsführer der KGaA mit Klage, wenn er den Deal mit Hauptsponsor „die Bayerische“ abschließt. Nur weil Reisinger ein Machtwort spricht und über 50+1 Geschäftsführer Michael Scharold aus der Pflicht nimmt, wird der Vertrag mit dem Hauptsponsor überhaupt besiegelt. Und der Totalstillstand abgewendet. Wird Reisinger gewählt, muss er öfters genau diese klare Linie fahren. Das ist er dann seinen Wählern schuldig.

Kicker: „Wenn Vernunft einkehrt, fliege ich sofort nach München“

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