Es ist ein schicksalshafter Fall – ein 16-jähriger Löwenfan erleidet während eines Fußballspiels seines Heimatvereins einen Herzstillstand. Wiederbelebt wird er von einem Roten. Eine Geschichte die zeigt, dass es in manchen Situationen völlig egal ist, welchem Klub man angehört. Wir haben mit Maxi gesprochen.
Es ist ein Moment, den man beim Fußballspiel nicht erleben möchte. Während eines Spiels in Waldperlach bricht ein 16-jähriger Torwart im Frühsommer letzten Jahres zusammen und erleidet einen Herzstillstand. Auslöser war wohl eine Herzmuskelentzündung. Ein 18-jähriger Torwart aus der älteren Mannschaft des Klubs, der hinter dem Tor stand, erkennt den Ernst der Lage und leistet Erste Hilfe. Der 16-jährige, der den Herzstillstand, erleidet ist ein Löwe. Der Lebensretter ein Roter. Wir haben Max in der Westkurve getroffen. Er erzählt uns gemeinsam mit seinem Vater wie er gerettet wurde.
Wie war das damals als du den Herzstillstand hattest, hast du davor etwas gemerkt? Gab es Anzeichen?
Max: Nein, eigentlich nicht.
Vater: Das ist das Problem. Max weiß eigentlich gar nichts. Die Erinnerung von etwa vier Wochen vor dem Unfall und zwei Wochen danach ist nicht mehr vorhanden. Er war ja länger im künstlichen Koma. Als man ihn aus dem Koma geholt hat, hat er zwar mit uns gesprochen. Aber auch die zwei Wochen danach waren eine ausgeblendete Zeit, sage ich mal. Daran erinnert er sich nicht.
Wie lange war er im Koma?
Vater: Drei bis vier Tage. Aber erst nach dem zehnten Tag wusste er eigentlich, dass er wieder da ist. Dazwischen war er im Delir. Für mich war das als Vater die schlimmste Zeit. Er war in einem sehr unberechenbaren Zustand, war sehr aggressiv. Keiner wusste, wie er reagiert, wenn man ihn behandelt. Ich habe ihn mal selber festgehalten, als ihn eine Krankenschwester behandelt hat. Er hat sich gewehrt, geschlagen … das war sehr hart für mich. Ich konnte danach nicht mehr. Er hatte ein Herzstillstand, das Herz schlug wieder, dann war er drei oder vier Tage im Koma und dann dieser Zustand. Heftig und eine schwierige Zeit.
[Als Delir wird eine akute, vorübergehende, meist reversible fluktuierende Störung der Aufmerksamkeit, der Kognition und des Bewusstseinsniveaus bezeichnet.]
Und wie war es als du wieder zurückkamst, Max?
Max: Ich habe mich erst gewundert, wo ich bin. Im ersten Moment dachte ich, ich hätte einen Albtraum gehabt. Aber dann war ich irgendwie wach. Und dann ging das Leben weiter …
Also nicht direkt nach dem Koma, sondern nach zehn Tagen …
Max: Genau. Nachdem ich drei Tage im Koma lag und dann nach weiteren Tagen, dann bin ich aufgewacht.

Hat man es dir dann erzählt was passiert war?
Max: Ich habe mir auf dem Handy die Bilder in meiner Galerie angeschaut. Und so wurde mir langsam schon klar, was passiert ist. Ich hatte auch über 2100 Nachrichten und war ganz schön beschäftigt damit. Da wurde mir auch erstmals wieder klar, wer meine Freunde sind, wie die heißen und wie die ausschauen. Ich hatte alles vergessen. Aber die Zeit vor und danach, die ist weg.
Vater: Er hatte jemand in den Pfingstferien kennengelernt – die waren dann „Best Friends“, aber Maxi kannte ihn nicht mehr. So ein bisschen kam wieder zurück. Aber Wissenslücken sind weiterhin da.
Gerettet wurdest du durch einen anderen Spieler?
Max: Ja, Pit hat erste Hilfe geleistet, bis der Notarzt kam.

Pit ist Bayern-Fan, habt ihr mir im Vorfeld erzählt?
Max: Ja.
Vater: Bis heute ist das so, dass er sich dafür schämt, dass ihn ein Bayern-Fan gerettet hat. Das ist tatsächlich ein innerer Konflikt.
Ein unnötiger Konflikt wie ich finde. Es ging um Leben oder Tod …
Max: Ja, schon. Wenn er nicht dagewesen wäre, wäre es nicht so ausgegangen.
Vater: Alle Erwachsenen standen neben sich. Der 18-jährige Pit war ein Spieler, der eine Klasse höher gespielt hat. Er sah das und leistete Erste Hilfe. Das ist so eine tolle Geschichte. Aber Max war danach sehr unsicher, wie andere Löwen reagieren
Im Endeffekt völlig egal welche Farben man trägt in so einer Situation.
Max: Ja, vermutlich.
Du zweifelst …
Max zuckt mit den Schultern
Vater: Ich finde das einfach eine geile Geschichte. Es gibt so viel Streit auch bei unseren Löwen. Für mich ist das ein so schönes Bild. Ja, es war ein Bayernfan. Aber es ging um Leben und Tod, wie du schon gesagt hast.
Wie ist das Leben danach? Kannst du Sport machen? Ist Normalität wieder vorhanden?
Vater: Die Ärzte meinten es wäre durchaus möglich, dass er sechs, sieben Monate im Krankenhaus bleiben muss und dann schwer behindert ist. Das war nicht der Fall. Aber es ist unwahrscheinlich, dass er wieder in den Leistungssport zurückkehrt.
Du warst Torwart?
Max: Ja. Ich mach jetzt auch Torwarttraining. Das macht mir sehr Spaß. Aber ich muss langsam machen. Ich muss auf mich achten.
Vater: Die Ärzte sind sehr vorsichtig. Er darf nur leichten Sport machen, soll den Puls nicht über 100 bringen. Außerdem darf er kein Cola trinken, kein Tonic-Water, keinen Alkohol, nicht rauchen …
Das ist hart für einen 17-jährigen. Wie bist du überhaupt Löwe geworden?
Max: Ich bin mit meinem Vater zum Fußballspiel gegangen, da war ich fünf Jahre alt.
Vater: In die Allianz Arena. Das war gegen Dortmund. Pokalspiel. War ein Höllentrip mit der U-Bahn damals. Die Infrastruktur – unmöglich. Ich bin so froh, dass ich dann mit ihm später ins Grünwalder Stadion konnte.
Max: Irgendwann bin ich dann mit Freunden gegangen und dann regelmäßig.

Dich findet man heute in der Westkurve …
Max: Ja, immer in Block H.
Wie ist die Stimmung?
Max: Oft sehr gut aber in letzter Zeit auch manchmal etwas mau.
Du lebst dein Leben nun, bist du dankbar das du leben kannst?
Max: Ich weiß nicht. So richtig schätzen gelernt hab ich es noch nicht.
Was ist dein Motto?
Max: Nutze den Tag so als wäre es der Letzte.
Am Montag nach der Mitgliederversammlung plant ihr im Schlagergarten in München zu feiern?
Vater: Ja, wir hoffen, dass möglichst viele Löwen kommen. Einserseit um die Lebensrettung zu feiern, andererseits hoffe ich, dass nach der Mitgliederversammlung alles wieder ruhiger wird bei den Löwen.
Super. Danke fürs Gespräch. Wir wünschen dir das Beste.

Löwen sind herzlich Willkommen. Zur besseren Planung bittet Max sein Vater (unverbindlich) folgenden Link zu nutzen:
Ich komme: https://info.omnimedica.com/partyon
Ich komme leider nicht: https://info.omnimedica.com/partyoff