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Diskussionskultur von Fans: beeinflusst von Lobbyisten?

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Wer sich in den sozialen Netzwerken, den Foren und Blogs an Diskussionen beteiligen will, der geht logischerweise erst einmal davon aus, dass er tatsächlich auch mit Fans kommuniziert. „Das muss nicht immer sein“, meint Olaf R., ein Spezialist für Lobbyismus und Befürworter einer klaren Transparenz im Hinblick auf die Lobby-Arbeit vor allem der Industrie.

120 Millionen Euro in Europa allein aus Finanzindustrie

In der Politik ist es völlig normal, dass Lobbyisten Einfluss nehmen. Die Auftraggeber sind mächtige Akteure in der Wirtschaft und die Lobbyisten sollen Einfluss nehmen auf politische Entscheidungen. Laut Spiegel Online beschäftigt die Finanzindustrie aus Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter alleine in Brüssel rund 1.700 Lobbyisten. Auf einen EU-Beamten kommen vier Lobbyisten. Rund 120 Millionen Euro werden insgesamt dafür eingesetzt. Nur alleine um die EU zu beeinflussen. Auch Waffen- und Autoindustrie setzen massiv Lobbyisten ein. Und die versuchen natürlich auch die Bürgerinnen und Bürger zu beeinflussen. „Oftmals dadurch, dass sie sich in sozialen Netzwerken unter die Bürger mischen“, meint der Lobby-Experte. Er setzt sich für die Kontrolle des Lobbyismus in Deutschland ein. Kennenlernen durfte ich ihn aufgrund einer Recherche über Waffenlobbyismus. Er ist ein großer Kritiker der stetig wachsenden Einflussnahme der Wirtschaft in die Politik: „Wir nähern uns in dem Punkt immer mehr den USA. Eindämmung von Lobbyismus ist in Deutschland leider kein wichtiges politisches Thema.“ Olaf fordert mehr Transparenz und Kontrolle im Hinblick auf Lobbyismus.

Mangelnde Transparenz in der Diskussionskultur

„Ist Lobbyismus überall möglich?“, frage ich ihn. Er nickt: da wo es um Einflussnahme geht und Geld eine wichtige Rolle spielt, ist er durchaus ein mögliches Thema. Ich zeige ihm Kommentare in den sozialen Netzwerken, aus Foren und aus Blogs. „Nein, so einfach ist das nicht“, meint Olaf: „Lobbyisten sind schwer zu erkennen. Die machen das durchaus geschickt“. Ich spüre, dass er er keine Mutmaßungen äußern will. Auffällig seien einige Kommentatoren jedoch schon. Vor allem die sich immer wieder wiederholenden Phrasen. Sind es also am Ende nicht nur Fans, die aufeinander schimpfen oder vermeintlich „diskutieren“, sondern Lobbyisten? Der Experte weicht meiner Frage aus, aber er meint: „Es wäre wichtig hier Transparenz zu schaffen. Wenn Agenturen hier tatsächlich eingreifen würden, dann sollten die Fans das durchaus wissen. Hier könnten vor allem die Blogger und Administratoren aktiv werden. „Wenn man auffällige User sperrt, dann ist das schon mal ein guter Schritt“, sagt der Experte: „Man kann sie auch anschreiben. Wirkliche Fans werden dann schon klar Stellung beziehen und protestieren!“

Er zeigt mir eine Liste von Lobbycontrol, einer Organisation, die sich genau damit beschäftigt. Mit Lobbyismus in Deutschland. Darunter steht auch eine Firma, die Ende 2015 von Investor Hasan Ismaik unter Vertrag genommen wurde. Zu dem Zeitpunkt begannen auch sein Internetauftritte auf Facebook und Twitter. Kunden dieses Unternehmens waren zum Beispiel die malaysische Regierung oder auch der Staat Kasachstan.

Eine Diskussionskultur unter Fans, die auch von Außenstehenden mit beeinflusst werden? Beweise gibt es nicht. Dennoch sollten die Fans vorsichtig sein und Kommentare hinterfragen. „Man darf nicht paranoid werden und hinter jedem Kommentar, der eine andere Meinung widerspiegelt, einen Lobbyisten vermuten“, sagt Olaf: „Grundsätzlich sollte man jedoch kritisch sein. Auch wenn es „nur“ um einen Regionalligisten geht. Wo Geld und Einfluss eine Rolle spielen, sind Lobbyisten oft nicht weit.

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