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Diskussion beim TSV 1860 München: mit Olympia-Stadion aus der Krise

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Jüngst meldete sich ein Fan beim Löwenmagazin. Wir sollen doch bitte einen temporären Umzug ins Olympiastadion befürworten und dafür werben. Weil nur damit die Löwen gerettet werden können. Wir beschäftigen uns dabei recht kurz mit der Thematik und bitten dies zu entschuldigen. Heißt also: wir rechnen nicht. Sondern bringen nur eine Sichtweise. Gerne kann aber darüber weitreichender diskutiert werden.

Aktuell gibt es vom Deutschen Fußball-Bund und der Deutschen Fußball Liga die sogenannten Grundlagen und ein Leitfaden von DFB / DFL für ein Konzept zur Wiederzulassung von Zuschauern. Dabei könnte eine teilweise Zulassung von Zuschauern auch für das Sechzger Stadion an der Grünwalder Straße beschlossen werden. Berechnungen sind hierbei recht komplex. Als Grundlage für die Berechnung von Tribünenkapazität muss dabei vor allem das Abstandsgebot berechnet werden. Als Beispiele dienen diverse Auslastungsberechnungen. Den Maximalwert von 15.000 des Grünwalder Stadions als Basis zu nehmen, ist dabei nicht mal ganz richtig. Die Beschränkung auf 15.000 ist ja auch im Hinblick auf den Lärmschutz vorgenommen worden, nicht platzmäßig. Dabei spielen zudem auch Fußwege, Treppenhäuser, Kioske, etc. eine Rolle. Eine realistische Gesamtkapazität muss im Verhältnis von Platz und Zeit berechnet werden. Eine schwierige Aufgabe, die der TSV damit hat. So weit so gut.

Unabhängig von möglichen Zahlen, die dabei rauskommen, wird ein anderes Modell diskutiert: der temporäre Umzug ins Olympiastadion. Aufgrund der dortigen sehr weitläufigen Zuschauerränge wäre hierbei durchaus denkbar, dass mehr Zuschauer zugelassen werden könnten. Die Milchmädchenrechnung: mehr Zuschauer bringen mehr Einnahmen für den TSV 1860 München. So einfach ist das natürlich nicht. Zum einen kann niemand absehen, welche Kosten das Olympiastadion wirklich mit sich bringt. Vor allem als temporäres Stadion, dass nicht mal die gesamte Saison genutzt werden kann. Denn im Olympiastadion sollen weiterhin Open Air Konzerte stattfinden. Vielleicht genau zu Zeiten, wo es Sinn machen würde. Zum Anderen bedarf es einer eindeutigen Klärung, welche Kapazität tatsächlich im Olympiastadion möglich wäre und mit welchen Zuschauern man rechnen kann. Denn es ist durchaus fragwürdig, ob man wirklich große Massen für einen Stadionbesuch unter diversen Vorgaben und Regeln begeistern kann. Die Vergangenheit lehrt da durchaus eines Bessern. Ohne Corona-Krise.

Ein Argument ist allerdings sehr abwegig – nämlich die Theorie, dass man im Grünwalder Stadion während der Coronakrise, bei niedrigen Zuschauerzahlen und einem voraussichtlich verhältnismäßig höherem Aufwand und damit entsprechenden Kosten, als TSV 1860 München nicht überleben kann. Denn hierfür, so ehrlich muss man dann doch sein, wurde ja ein nachhaltiges Finanzpaket verabschiedet. Zweifelsohne ist es im Sinne der KGaA und auch des Gesellschafters HAM International, möglichst viel Geld in die leere Kasse zu spülen und damit eben Darlehen aus dem Notfallpaket zu verhindern. Die Theorie, dass man während der Corona-Krise nicht im Grünwalder Stadion überleben kann, ist jedoch damit hinfällig. Weil man eben genau das einkalkuliert hat. Und zwar mit 0 Zuschauern. Heißt: gibt es keine Zuschauer, kann der TSV 1860 München „bequem“ zu bestimmten Zeitpunkten entsprechend vorher festgelegte Summen abrufen. Außer der TSV macht während der Krise dann doch noch Gewinne. Weil solches Geld gleich wieder die Not-Darlehen bedient oder als Sicherheit herangenommen wird. Unterschrieben sowohl vom TSV München von 1860 e.V. als auch von HAM International und damit Hasan Ismaik. Sich auf ein Wagnis und ein Rechenspiel mit dem Olympiastadion einzulassen, hat also keinen Einfluss auf das Überleben der Löwen.

Der Spieler-Etat liegt bei 3 Millionen Euro. Könnte der temporäre Umzug ins Olympiastadion den Spieler-Etat erhöhen? Die Frage kann man getrost mit „nein“ beantworten. Das wäre nur dann möglich, wenn man beim Olympiastadion die gleichen oder geringere Kosten wie im Grünwalder Stadion hätte und stets mehr als 15.000 Zuschauer. Denn genau hierfür ist ja das Finanzpaket berechnet. Für das aktuelle Stadion in Giesing bei maximaler Auslastung. Nur wenn man Geld darüber hinaus einnimmt, wirkt sich dies positiv auf das Gesamtbudget und vermutlich auch auf den Spieler-Etat aus. Während der Pandemie so gut wie ausgeschlossen.

Mag sein, dass manche gerne über das Olympiastadion als mögliches Stadion für die Löwen diskutieren möchten. Und das ist auch ihr gutes Recht. Die Corona-Krise sollte jedoch keineswegs als Diskussionsgrundlage dienen. Wer glaubt, dass die Löwen während der Pandemie dort mehr verdienen, unterliegt zweifelsohne einem Irrtum. Die Einnahmen aus einem stets ausverkauften Sechzger Stadion an der Grünwalder Straße sind ohnehin da. Eben nämlich wegen dem nachhaltigen Finanzpaket. Ob man das jetzt gut findet oder nicht.

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