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Die WM in Qatar hat begonnen

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Die Fifa-WM in Qatar hat also nun begonnen. In einem Land in dem Menschenrechte verletzt, Frauen unterdrückt werden und keine Pressefreiheit herrscht. In Zusammenhang mit den Baustellen für die WM sollen bis zu 15.000 Menschen gestorben sein. Ein Kommentar.

Mein Interesse an einer Fussball-WM hält sich in Grenzen. Nicht nur in diesem Jahr, sondern schon seit langer Zeit. Der künstlich, frei nach Effenberg und Labbadia, “hochstilisierte” Hype um „Die Mannschaft“, der Kommerz rund um so ein Turnier und die Machenschaften der Fifa schreckten mich schon immer ab. Wenn man sich heute die überaus sehenswerte Doku „Fifa uncovered“ auf Netflix anschaut, fühle ich mich in meiner Entscheidung bestätigt. Korruption, Lügen und Betrug prägen die Fifa und die Entscheidungen rund um eine WM. Ich werde mir kein Spiel dieses Events anschauen, interessiere mich aber für die teilweise groß angekündigte „kritische Berichterstattung“ der deutschen Medien. Immer wieder wird versucht zu erklären, warum man von dieser WM berichtet. BR24sport begründet dies heute so: „Wir sind der Überzeugung, dass es wichtig ist, kritisch zu berichten und auf Missstände hinzuweisen. Unser Anliegen ist es, die Menschen in Bayern über die Situation in Katar aufzuklären und die Geschehnisse einzuordnen“. Man darf also gespannt sein.

In diesem Zusammenhang habe ich mir die Frage gestellt, was beim TSV 1860 rund um dieses Thema passiert ist.

Am auffälligsten war mit Sicherheit die Aktion der aktiven Fanszene am Spieltag gegen Saarbrücken am 6. November. Neben einer beeindruckenden Choreo in der Westkurve, wurde auf jedem Sitz ein Blatt mit einem Kreuz verteilt. Jeder der 15.000 Zuschauer symbolisierte durch das Hochhalten dieses Kreuzes einen Toten, der auf WM-Baustellen ums Leben gekommen ist. Lt. Fupa.net habe unsere KgaA es aber leider nicht erlaubt, das „Boycott Qatar“-Banner am Zaun der Stehhalle aufzuhängen. Dort hätte es mit Sicherheit auch auf MagentaTV gesehen werden können, die diese Choreo mit keinem Wort bzw. Bild erwähnt haben. Warum nur?

Dass sich ist bei einem Traditionsverein wie Sechzig immer wieder auch ehemalige Spieler äußern ist normal. Was Peter Pacult gestern allerdings zum Thema Qatar geäußert hat, lässt einen nur noch den Kopf schütteln. Der Kommentator des Testspiels Sechzig gegen Klagenfurt auf München.tv sagte dazu: „Da benötigst du eine Menge Sarkasmus“. So ein Interview mit diesem Inhalt im Umfeld von Sechzig München zu lesen, ist nicht gut. Nicht für den Verein, nicht für die handelnden Personen: „Ich finde, Katar hat tolle Stadien gebaut und alles dafür getan, den Zuschlag zu bekommen. So traurig es ist, dass Menschen beim Bau der Stadien gestorben sind, so muss man aber auch sehen, wie viele Menschen dabei Arbeit gefunden haben.“

Ansonsten hört man von Sechzig in diesem Zusammenhang leider wenig. Präsident Robert Reisinger kommentierte das diesjährige Testspiel gegen Newcastle United (welches zu großen Teilen vom saudi-arabischen Staatsfonds finanziert ist), dass in Saudi-Arabien „Menschenrechte und die Rechte der Frauen mit Füßen getreten und Homosexuelle für ihre Sexualität bestraft“ werden und man nicht gegen Newcastle spiele.Eine Haltung, die man auch zum Thema „Qatar“ einnehmen könnte. (Anmerkung der Redaktion: Robert Reisinger hat sich in seinen letzten Interview in der Bild klar gegen die WM positioniert und auch die Fritz Kola Kampagne auf Linkedin, Facebook und Instagram mit seinem Namen und dem des Vereins – EV – unterstützt).

Ich stelle mir daher grundsätzlich die Frage, warum man sich im deutschen Fußball so schwer damit tut, klare und eindeutige Aussagen, zu wichtigen Themen zu äußern? Genauso, warum unsere KgaA dem Wunsch der Fans bzgl. Des Banners nicht nachkommt. Genauso, was Peter Pacult reitet, so ein Interview zu geben? Im Podcast „Ausverkauft – Katar, der Fußball und das große Geld“ (Spotify & Der Spiegel)  hat sich einzig Lars Stindl bereit erklärt, sich rund um Qatar zu äußern. Sehr vorsichtig, aber immerhin. Leon Goretzka ist eine weitere Ausnahme. Viel mehr gibt es nicht.

Eine von vielen schlechten Entwicklungen im Profifußball.

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