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Die unnötige Politisierung der Torhüter-Frage

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Beim TSV 1860 gibt es fast kein Thema, welches nicht für vereinspolitische Interessen genutzt wird. Aktuell wird in Teilen der (Online-)Löwen die Torwartfrage dazu gebraucht, um die Gräben zwischen Mutterverein und der KgaA weiter zu vertiefen. Leidtragende sind Marco Hiller, Rene Vollath und kurioserweise auch Felix Hiller. Ein Kommentar.

Marco Hiller spielt seit der Jugend beim TSV 1860 München. Ein Löwe durch und durch und eine Identifikationsfigur für viele Fans. Hiller ist Stammkeeper der Löwen seit dem Abstieg in die Regionalliga. Nach dem missratenen Versuch von Peter Cassalette und Hasan Ismaik mit teuren Stars in die 2. Liga aufzusteigen, formte Daniel Bierofka ein Team, mit welchem sich die Löwenfans endlich wieder identifizieren konnten. Mit einem bodenständigen Kurs schaffte man es zurück in die 3. Liga. Marco Hiller war ein Teil dieser Aufstiegsmannschaft. Mit Hendrik Bonmann der 2017 nach München wechselte, hatte Hiller einen starken Konkurrenten auf seiner Position bekommen. Die Saison 2018/19 startete Bierofka auch mit Bonmann als Nummer 1. Ein Bänderriss im Knie und weitere Verletzungen Bonmanns brachten aber Hiller ab dem 7. Spieltag wieder ins Tor zurück. Ähnlich verlief die Saison 2019/20. Bonmann erhielt erneut den Vorzug und war bis zu einer erneuten Verletzung bis zum 13. Spieltag der Stammkeeper der Löwen. Vereinspolitische Diskussionen – Fehlanzeige. Nachdem Bonmann den Club verließ, war Hiller bis in die Saison 2023/24 unangefochtene Nummer 1 der Löwen. Zu dieser Saison wurde als weiterer Torhüter David Richter von den Kickers Offenbach verpflichtet. Trainer Maurizio Jacobacci setzte weiterhin auf Hiller, bis dieser am 11. Spieltag verletzungsbedingt ausfiel. Was folgte war Jacobaccis bekannte Katastrophen-Kommunikation. Er sprach Hiller weiterhin sein Vertrauen aus, um ihn spontan dann doch auf die Bank zu setzen. Richter zeigte gute Leistungen, musste dann ab der Rückrunde unter dem neuen Trainer Agirios Giannikis dennoch seine Posten zwischen den Pfosten wieder räumen. Maurizio Jacobacci und Allein-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer entglitt zu diesem Zeitpunkt die Kontrolle und Kommunikation über die T-Frage komplett. Sie befeuerten sogar mit waghalsigen Aussagen die zu diesem Zeitpunkt sowieso politisch aufgeladene Stimmung im Umfeld des TSV 1860.

Verschwörungstheorien rund um T-Frage

Der Mutterverein installierte zur Rückrunde Dr. Christian Werner und Oliver Mueller per 50+1 als neue Geschäftsführer, die dann rasch Agirios Giannikis als Trainer einstellten. Pfeifer wurde freigestellt. Dies führte unter Teilen der Löwenfans zu abstrusen Ideen und Verschwörungstheorien. Der bekannte Kommentarbereich geriet ein mal wieder in Ekstase. Giannikis wurde vorgeworfen, er würde nicht nach Leistung aufstellen, sondern Anweisungen des e.V. befolgen, die angeblich Hiller als Nummer 1 sehen wollten. Oder aber die alte Leier, der Verein wäre von den Ultras gesteuert, da Hiller auf Grund oben genannten Werdegangs nun mal Publikumsliebling sei. Oder, dass Fanbeauftragter Felix Hiller, Bruder von Marco, derart großen Einfluss hätte, dass sein Bruder die Nummer 1 im Tor bleiben müsste.

Ähnliche gefährliche Theorien entwickelten sich, als David Richter zu Saisonende den Verein verließ. Dies schaukelte sich in einem Kommentarbereich soweit hoch, dass beide Hillers kräftig durch den Kakao gezogen und beleidigt wurden. Immer gepaart mit der Unterstellung, dass bei 1860 München das Leistungsprinzip nicht gelte und der e.V. Einfluss auf die Mannschaftsaufstellung nehmen würde. Wenig später wurde der Vereinswechsel von Rene Vollath bekannt und Felix Hiller wechselte in die Medien- und Presseabteilung. Das unwürdige Kommentarverhalten gegen die Hiller-Brüder von sogenannten Löwenfans spitzte sich zu: „Der planlose wird bestimmt Teammanager, hat ihm sein Bruder zugeschustert. Vetterlerswirtschaft“, „Der hat doch nicht mal seinen Fanbeaufragten Job vernünftig hinbekommen“, „Auch nur ein Stiefellecker Reisingers“ oder „Ja die Giesinger Sekte hält zusammen“. Weiter: „Das Er wird seinem Bruder, der Heulsuse, die Tempos reichen!“, „Die Strategie ist doch klar, den e.V. habens unterwandert, nun soll’s in der KgaA weitergehen mit den Verzwergern. Wann schieben diesem Pack endlich mal einen Riegel vor“ und „Die 2 Hillers kassieren für wenig Leistung ganz schön ab, schickt die Quertreiber endlich in die Wüste, sie sorgen eh nur für Unruhe im Verein.“

Instrumentalisierung von Löwen-Profis

Auf die Spitze wird die Diskussion aktuell geführt, indem man Hiller den „e.V.-Torwart“ nennt und Rene Vollath auf die “andere Seite” positioniert. Endlich würde wieder das Leistungsprinzip gelten… Das bekannte Spiel. Schwarz gegen Weiß. Gut gegen Böse. e.V. gegen KgaA. Der ewige Kampf der vermeintlichen zwei Läger wird nun versucht auf dem Rücken zweier Torhüter auszutragen. Durch an den Haaren herbeigezogene Behauptungen, die immer und immer wiederholt werden dürfen, nicht moderiert und öffentlich nicht widersprochen werden, schaffen es diejenigen die das tun, ihre Agenda weiter aufrecht zu erhalten. In der Politik ist es mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass Wiederholungen von falschen Behauptungen entsprechende Folgen haben. Auch beim TSV 1860 haben sich über die letzten Jahre Narrative durchgesetzt, die zwar einfach zu widerlegen sind und widerlegt wurden, aber dennoch in den Köpfen verankert sind. Live miterlebt haben wir dies auch am vergangenen Freitag in der Stehhalle.

Eine derartige Instrumentalisierung von Löwen-Profis für den eigenen Zweck darf bei den Löwen keinen Platz haben. Dies schadet sowohl Marco Hiller als auch Rene Vollath und dem gesamten Verein. Felix Hiller hat außerdem in dieser schwachsinnigen Diskussion rein gar nichts verloren. Auch auf seinem Rücken wird dieses Thema ausgetragen. Aus unserer Sicht muss dies schleunigst ein Ende haben.

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