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Die Selbstviktimisierung des Bündnis Zukunft

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Sie sind angetreten um beim TSV 1860 München alles besser zu machen. Doch bislang sind die Ergebnisse der Arbeitsgruppen ernüchternd. Martin Gräfer ändert erneut seine Strategie. Der Bündnis-Chef inszeniert sich nun als Opfer. Ein Kommentar der Redaktion.

Martin Gräfer ist aktuell die polarisierende Person bei den Löwen schlechthin. Mit Mitgliedern und Unterstützern seines Bündnisses hat er eine Rolle als Opposition eingenommen. Auch in der Presse wird ihm und seinem Team diese Rolle zugesprochen. Mit einem “neuen Zukunftsplan” möchte er auf 1860-Kreditgeber und Gesellschafter Hasan Ismaik zugehen. Hierzu hat er sich mit dem jordanisch-palästinensischen Geschäftsmann auch getroffen.

Strategie 1: Das Bündnis als Ideengeber, Mediator und Brückenbauer

Eigentlich wollte Gräfer sich dabei ganz anders darstellen oder besser gesagt, dargestellt wissen. Als derjenige, der vermittelt. Als Brückenbauer. Beim Fantalk war es durchaus zu sehen wie geschickt er sich präsentiert. Seine Handflächen zeigen fast auf jedem Bild nach oben. Eine Gehorsamkeitsgeste die Unterwerfung und Ehrlichkeit vermitteln soll.

Immer und immer wieder lobte er die handelnden Personen im e.V. – zuletzt eben auch beim Fantalk. Man arbeite gut mit den Funktionären zusammen. Sein Weg in den Verwaltungsrat und vermutlich kommendes Jahr ins Präsidium (auch wenn er selbst bestreitet für ein Amt im Präsidium zur Verfügung zu stehen) sollte geprägt sein von einer neutralen Ader. Von Demut. Von Ehrlichkeit. Gräfer präsentierte sich als Mediator. Als Friedensstifter und Versöhner. Als Bindeglied zwischen e.V. und dem Investor. “Das Bündnis Zukunft 1860 ist keine Opposition. Ganz im Gegenteil. Das Bündnis Zukunft 1860 will in den bestehenden Strukturen und Prozessen Verbesserungen erreichen”, so steht es bis heute im FAQ des Bündnisses. Dem Bündnis gehe es “lediglich um Inhalte”, sein Handeln ist “keineswegs auf Personen ausgerichtet.” Man will Ideengeber sein. Zukunftspläne entwickeln. Und nicht in die Klubpolitik eingreifen.

Strategie 2: Die oppositionelle Kraft mit Zukunftsvision

Die Rolle als Mediator konnte er nicht überzeugend darstellen. Sicherlich hatte er sich auch die Entwicklung seines Bündnisses anders vorgestellt. Gräfer hoffte auf entsprechende “Persönlichkeiten” mit entsprechender Schlagkraft. Doch die fand er nicht. Mancher ehemaliger Fußballspieler machte ihm wohl deutlich, dass man für Veränderung sehr offen sei, aber nicht im Rahmen eines Ehrenamtes mitwirken möchte. Gerne könne man auf einen zukommen, wenn im Rahmen der “Erneuerung” ein Job frei wird. Als Geschäftsführer der neu zu gründenden NLZ-Gesellschaft zum Beispiel.

Mittlerweile hat das Bündnis bekannt gegeben zu kandidieren. Mit deutlich weniger personeller Schlagkraft als geplant. Aber immerhin. In der Presse ist ganz klar von einer Opposition die Rede. Einen Brückenbauer Gräfer gibt es nicht mehr. Die Handfläche geht nach unten. Er spricht von einem “Sumpf” im Hinblick auf die aktuellen Verantwortlichen beim Mutterverein. Plötzlich fallen Worte wie “Ideologie” und “schweigende Mehrheit”. Auch Angst wird dabei geschürt. Die Angst vor dem Abstieg. “Diesmal hat jeder die Wahl für einen konkreten Zukunftsplan”, wirbt er nun für sich und das Bündnis. Immer wieder betont er die Demokratie. Doch Gräfer merkt wohl, dass seine Taktik nicht ganz so aufgeht. Vielleicht ist es aber auch seine PR-Agentur.

Strategie 3: Die Selbst-Viktimisierung des Bündnis Zukunft

Deshalb hat das Vorstandsmitglied von “die Bayerische” eine neue Strategie begonnen. Die Viktimisierung des Bündnis Zukunft. Schon lange vorher sei eine Kampagne gegen ihn angekündigt worden, behauptet er. Richtig ist das nicht. Das hatten wir eigentlich auch im persönlichen Gespräch geklärt. Aber es hört sich halt im Rahmen seiner Selbstinszenierung als Opfer gut an. Also wiederholt er es. Kritiker versucht er mundtot zu machen. Er spricht von “Fake News” und bewussten Lügen. Im Internet verbietet er ironischerweise das Zitieren seiner Kommentare. Das hat fast schon satirischen Wert.

Gräfer greift aktuell handelnde Personen im e.V. bewusst an “Sie wollen bestimmen!” Kritik an seiner Person versucht er klein zureden. Es gehe um ein Ehrenamt und nicht darum US-Präsident zu werden, meint Martin Gräfer in einer ausführlichen Stellungnahme. Er selbst hört aber nicht auf, ständig zu polarisieren und Stimmung zu machen. Täglich betreibt er Wahlkampf. Neben Alexander Hofmann, der im Internet auch zahlreiche äußerst fragwürdige Kommentare liked und Unterstützung auch bewusst von Hatern sucht, ist er der einzige, der Wahlkampf betreibt. Und ironischerweise Kommentare als unmöglich und unverschämt kritisiert, die weit weniger fragwürdig sind, als die Kommentare, die sein Mit-Kandidat Hofmann liked. Schuld sind die anderen. Die Ewiggestrigen, die keinen Erfolg haben wollen. Die seinen Zukunftsplan verhindern wollen, weil sie eben Angst hätten “Macht zu verlieren”.

Gräfer inzensiert sich sicherlich ganz bewusst als Opfer. Durchaus möglich, dass das die Idee der teuren PR-Agentur ist. Auch im Schweineskandal inszenierte sich Tönnies gerne als Opfer. Warum dieser Vergleich? Weil es die gleiche PR-Agentur ist. Man kann nur hoffen, dass möglichst viele Löwen nicht nur von ihrem Wahlrecht und ihren demokratischen Möglichkeiten gebrauch machen, sondern vor allem im Rahmen der Demokratie und der dazugehörigen Meinungs- und Informationsfreiheit sich auch umfänglich informieren.

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