Am kommenden Samstag könnte es beim TSV 1860 München soweit sein. Eine Teillassung von Zuschauern könnte beim Spiel der Löwen gegen Lübeck wieder Fans im Stadion ermöglichen. Die Löwen setzen auf Rudelbildung. Das sorgt bei Fans für Kritik.
Als umständlich und kompliziert bezeichnet ein Fan in den sozialen Medien die Rudelbildung. Ein anderer kritisiert, dass Einzelpersonen kaum eine Chance haben, ins Stadion zu gehen, weil es ohne entsprechende Kontakte schwierig ist, ein Rudel zu finden. Es sei Pandemie und man würde nun die Fans dazu auffordern, sich im Stadion zusammen zu tun, so ein anderer.
Es ist tatsächlich eine Gradwanderung. Allerdings nicht unbedingt seitens des TSV 1860 München, sondern von den Behörden. Sie geben vor, wie viele Zuschauer nach aktueller Lage möglich wären. Eine Gratwanderung, weil es eine Abwägung zwischen sinnvollen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und der Wiederzulassung von sozialem Leben ist. Eine äußerst schwierige, politische und auch wissenschaftliche Frage. Die Kritiker von beiden Seiten auf den Plan ruft. Die einen wollen stärkere Maßnahmen, die anderen eine deutlichere Lockerung. Dass Bürgerinnen und Bürger von zwei Seiten kritisch bleiben, ist auch durchaus positiv. Am Ende müssen Politiker und die Behörden allerdings nach bestem Wissen und Gewissen abwägen. Ob man ihnen dabei das Vertrauen schenkt oder nicht, so man muss so ehrlich sein und eingestehen, dass die aktuelle Lage keineswegs einfach ist und das richtige Abwägen schwierig. Klar ist, dass die Politik durchaus im Laufe der Pandemie Anpassungen vorgenommen hat. Und auch weiterhin vornehmen wird.
Der TSV 1860 München kann sich lediglich im Rahmen der Möglichkeiten bewegen und muss entsprechende Hygienekonzepte vorlegen und Maßnahmen einleiten. Dass man dabei auf eine “Rudelbildung” setzt, klingt erst einmal irritierend. Würde man dies jedoch nicht tun, würde die mögliche Kapazität sich vermutlich drastisch reduzieren. Denn bei den Vorgaben von Behörden und dem Verband geht es nicht nur um die räumliche Verteilung der Fans im Stadion. Es geht vor allem auch um den Zeitfaktor. Es gibt ein entsprechendes Zeitfenster, in dem die Fans ihren Platz erreichen müssen und entsprechend nach dem Spiel auch wieder verlassen müssen.
Hierzu bietet der Deutsche Fußball-Bund den Klubs ein Tool. Einige Faktoren sind örtlich bedingt, andere behördlich. Einfluss darauf haben die Sechzger nicht. Andere Faktoren sind organisatorisch bedingt. Und hier muss die Geschäftsführung den Hebel ansetzen. Die maximale Kapazität liegt von Seiten der Behörden bei 3.000 Zuschauer. Räumlich sind also so viele Fans möglich. Das heißt jedoch nicht, dass es organisatorisch möglich ist. Wie sind die Anreisemöglichkeiten? Welche Zufahrtswege können ermöglicht werden? Wie schnell kann der Einlass geschehen?
Leider kennen wir die Zahlen nicht, die für die Berechnung des tatsächlichen Kapazität-Limits notwendig sind. Wir haben jedoch einige mögliche Szenarien durchgespielt und kommen bei der Vorgabe von sogenannten “Rudeln” auf maximal 3.500 Zuschauer, die anhand des organisatorischen Zeitfaktors ins Stadion können. Die behördliche maximale Kapazitätsgrenze von 3.000 kann somit ausgeschöpft werden. Würde man Zuschauer nur paarweise zulassen, kommen wir im Hinblick auf den Zeitfaktor auf maximal 2.000 Fans. Bei Einzelzulassung auf lediglich 1.000 Fans. Ob unsere Berechnungen stimmen, wissen wir nicht. * Wir sehen dadurch jedoch durchaus den Sinn in den Überlegungen des TSV 1860 München.
* geändert: Nach entsprechender Recherche und nun genauer Berechnung kommen wir bei Einzelzulassung auf lediglich 700 Fans die zugelassen werden können. Bei unserer Berechnung kamen wir auf 1.000 Fans, da wir die Haupttribüne mitberechnet hatten.
Fazit: Die aktuelle Pandemie schränkt uns in vielen Bereichen enorm ein. Der TSV 1860 München versucht dabei nach den aktuellen behördlichen und organisatorischen Vorgaben die maximale Zuschauer zu ermöglichen. Hierzu scheint wohl die Rudelbildung eine sinnvolle Option zu sein.