Der TSV München von 1860 e.V. möchte für sein Tochterunternehmen TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA eine Konsolidierung. Fälschlicherweise wird dies in den Medien oft so dargestellt, als gäbe es einen Konsolidierungskurs. Den kann es gar nicht geben, denn eine Konsolidierung der KGaA ist ein langfristiger Prozess. Konsolidierung heißt nicht, dass man ab sofort einen totalen Sparkurs fährt. Konsolidierung heißt auch nicht, dass man nicht investieren darf oder kann. Es heißt im Endeffekt nichts anderes als langfristig das bestehende Haushaltsdefizit abzubauen, die Neuverschuldung zu verringern und den Schuldenstand peu a peu zu reduzieren. Das ist ein Prozess, der in verschuldeten Unternehmen aber auch zum Beispiel in Gemeinden ein ständig begleitender Faktor ist. Bei Unternehmen heißt das nicht, dass man deshalb keine neuen Produkte mehr auf den Markt bringt und bei Gemeinden nicht, dass man keine Straßen sanieren wird. Beim TSV 1860 München heißt Konsolidierung nicht, dass man nicht in den Aufstieg investiert.
Die Konsolidierung ist eine Mammutaufgabe bei dem großen Schuldenberg, der sich in den vergangenen Jahren angehäuft hat. Sie ist kein einmaliger Kraftakt sondern eben ein laufender und langfristiger Prozess. Es geht nicht darum, auf einen Schlag alle Schulden loszuwerden, sondern die Klub-Schulden nicht größer werden zu lassen und nach und nach abzubauen. Es heißt auch nicht, kein Geld anzunehmen. Die Frage ist nur in welcher Form und zu welchen Bedingungen.
Keine weiteren Schulden
Der erste Schritt ist in jedem Fall, die Negativspirale der wachsenden Zinsbelastung einzudämmen. Das heißt: Es ist wichtig, möglichst keine neuen Schulden aufkommen zu lassen. Das Präsidium hat hierbei klar zum Ausdruck gebracht, dass man keine weiteren Kredite mehr annehmen wird. Hier hat das Präsidium eine klare Vorstellung, die realistisch ist. Diskutieren kann man die Annahme von Genussscheinen. Aber auch dabei ist es wichtig, dass die Rahmenbedingungen stimmen.
Mehr Einnahmen
Eine Konsolidierung ist möglich durch mehr Einnahmen. Die Regierung nutzt dabei oft ein einfaches Mittel: mehr Steuern. Das ist beim TSV 1860 München nicht möglich. Scherzhaft könnte man anführen, man könne die Mitgliedsbeiträge erhöhen. Die dürfen aber für die KGaA natürlich nicht verwendet werden. Deshalb hofft das Präsidium um Robert ReisingerRobert Reisinger, geboren 15.01.1964 ist Präsident des TSV ... Mehr vor allem auf die Machbarkeitsstudie. Mehr Einnahmen könnte man zum Beispiel im Grünwalder Stadion bekommen. Hierzu muss es jedoch ausgebaut werden. Es sind vor allem Business- und VIP-Bereiche notwendig. Überlegungen stellt das Präsidium zudem im Hinblick auf weitere Gesellschafter an. Hierzu müsste der KooperationsvertragDer Kooperationsvertrag wurde zwischen HAM International Lim... Mehr geändert werden. Daran hält HAM International allerdings fest. Auch die Vermarktung liegt nicht in den Händen des TSV, was sich negativ auf Einnahmen auswirkt. Die Vermarktungsrechte liegen bis 2028 noch bei Infront. Der gesamte Merchandising-Bereich, der ein großes Plus an Mehreinnahmen bedeuten würde, liegt bei HI Squared International, der Firma von Hasan IsmaikHasan Abdullah Mohamed Ismaik (arabisch: حسن عبد ال... Mehr. Würde er diesen Bereich zurückführen, dann hätte seine Firma TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA eine deutlich größere Handlungsfreiheit.
Weniger Ausgaben
Eine Konsolidierung ist möglich auch durch weniger Ausgaben. Schlanke Strukturen zum Beispiel, wie es manche Drittligisten haben, deren Spanne zwischen Gesamtbudget und Spieleretat nicht so groß ist wie beim TSV 1860 München. Ein Vorschlag des Präsidiums hierbei ist es, das Nachwuchsleistungszentrum in den e.V. temporär einzugliedern. Das würde bedeuten, dass man hierfür gemeinnützige Spenden verwenden kann. Und auch Sponsoren könnten unabhängig vom Unternehmen 1860 den Nachwuchsbereich fördern. Die KGaA würde mit 1 bis 1,5 Millionen Euro entlastet werden. Auch den sehr großen Kader zu reduzieren bedeutet weniger Ausgaben. Konsolidierung heißt hierbei jedoch nicht, dass man wahllos streicht. Das genau ist die schwierige aber durchaus lösbare Aufgabe der Geschäftsführung. Auszuloten, wo eingespart werden kann und wo man vorhandenes Geld investiert.
Umschuldung
Eine Möglichkeit ist es, teure Kredite abzulösen oder Darlehen in Genussscheine umzuwandeln. Aktuell ist es so, dass selbst ohne die Annahme weiterer Kredite die Schulden weiter wachsen. Denn Jahr für Jahr werden Zinsen bei HAM International fällig. Zinsen, die man nicht zahlt, weil sie gestundet werden. Die jedoch stetig den Schuldenberg erhöhen. Diese Negativspirale könnte man nur durch eine Zinsbefreiung bewerkstelligen. HAM International müsste zum Beispiel alle Darlehen in Genussscheine umwandeln.
Bogen zwischen Konsolidierung und Erfolg
Das Präsidium des TSV München von 1860 e.V. hat Vorschläge gemacht. Ob diese gut sind, müssen Fachleute bewerten. Klar ist jedoch, dass es eine Handlungsbasis gibt und man durchaus von HAM International und seinen Vertretern erwarten kann, dass diese zumindest darauf eingehen.
Einen Konsolidierungskurs gibt es nicht, sondern einen langfristigen Konsolidierungsprozess, der eigentlich schon lange notwendig war. Nun kommt es darauf an, inwieweit die Gesellschafter gemeinsam den Bogen zwischen Konsolidierung und größtmöglichem sportlichen Erfolg schaffen.
Eure Meinung ist gefragt
Vielleicht haben wir Fachleute, die über Haushaltskonsolidierung mehr wissen? Gerne dürft Ihr über diesen Beitrag diskutieren und Anmerkungen machen.