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Die Handlungsfähigkeit eines Günther Gorenzels

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Die Bank zu schwach, der Weggang von Mölders nicht kompensiert, die falsche Mannschaft zusammengestellt – ein Totalversagen der sportlichen Führung beim TSV 1860 München. Kritik muss sich dabei vor allem Günther Gorenzel anhören. Doch ist diese überhaupt angebracht? Ein Kommentar zur aktuellen Lage des TSV 1860 München.

“Ein Kritiker ist eine Henne, die gackert, wenn andere legen”, sagte einst Giovanni Guareschi. Bekannt ist der Schriftsteller vor allem durch seine Geschichten über Don Camillo und Peppone. Freilich, Kritik ist wichtig. Aber die ständige unreflektierte oder falsch gesetzte Kritik ist nervig. Man muss wohl die Löwen immer wieder daran erinnern: der TSV 1860 München hat eine hochverschuldete Profifußball-Firma mit wenig Spielraum. “Wenn wir kein Geld haben, dann brauchen wir wenigstens gute Ideen”, sagte einst Oskar Lafontaine. Die Verantwortlichen beim TSV 1860 sind äußerst kreativ. Aber Kreativität hat auch seine Grenzen. Den Ruf eines Chaos-Klubs hat man so gut wie abgelegt. Die aktuelle Situation basiert überwiegend nicht etwa auf aktuellen Fehlentscheidungen, sondern sind das Resultat einer jahrelangen Misswirtschaft aller Verantwortlichen. Ersteres ist aber in jedem Fall viel wert.

Der TSV 1860 und seine Fettleber

Was der TSV 1860 in seiner Profi-Firma hat, das ist kein Schnupfen den man mit Kamille, Ingwer und Salbei bekämpfen kann und dann nach ein paar Tagen fit ist. Es ist wie eine Fettleber. Dagegen gibt es im Grunde keine Medizin. Du musst deine Ernährung umstellen, die Leber langsam entgiften und dann hoffen, dass sie sich Stück für Stück erholt. Das kann, je nach Schädigung, Jahre dauern. Aber wichtig ist vor allem, dass du erst einmal den zerstörerischen Prozess angehalten hast, das ist schon viel wert. Das was der TSV 1860 München macht, ist eine Gesundung. Die lange dauern wird. Und ja, wenn ein wenig Kreativität zur richtigen Zeit kommt, dann wird der Körper vielleicht auch schneller wieder mehr erreichen. Die Leber wird allerdings noch länger brauchen. In dem Fall die Gesundung der Profifußball-KGaA.

Was hat das nun mit Günther Gorenzel zu tun? Nun ja, Kreativität hin oder her. Ist der Körper derart erkrankt, dann ist der Spielraum nun mal etwas kleiner. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Warum verpflichtete denn Gorenzel nicht im Winter einen Ersatz für Mölders? Weil die Leber erkrankt ist und du halt keine großen Sprünge machen kannst. Um es ohne Metapher zu sagen: weil die Löwen schlichtweg nicht das Budget für einen Ersatz hatten.

Harte Arbeit

Der TSV 1860 München kann froh sein, dass aktuell sehr kreative Köpfe die Führung inne haben. Zweifelsohne gibt es immer Kritikpunkte, die man anbringen kann. Aber im Rahmen der Möglichkeiten wird nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Oft ruft man nach neuen Protagonisten und wirft dann große Namen in den Raum. Mal ganz ernsthaft, gackernde Hennen, glaubt ihr wirklich, dass jeder “hier, hier!” schreit, wenn es um einen Job geht, bei dem die Rahmenbedingungen eng gestrickt ist und man sich an Lafontaines Worte halten muss? Ich erinnere noch einmal an sein Zitat: “Wenn wir kein Geld haben, dann brauchen wir wenigstens gute Ideen.” Viele im Fußball-Business wollen sich möglichst schnell einen Namen machen. Und nicht unbedingt ackern wie verrückt.

Es ist wichtig, immer wieder zu betonen, wie schlecht es eigentlich der KGaA geht und wieviel Kreativität dennoch aufgebracht wird, um einen ordentlichen Etat zusammenzubringen. Dafür benötigt es Arbeiter. Gorenzel ist definitiv einer von ihnen.

Es benötigt am Ende vielleicht auch ein bisschen Glück. Glück, dass viele Komponenten zum richtigen Zeitpunkt zusammenkommen. Dann können sich handelnde Personen wie Gorenzel, Köllner, Pfeifer, aber auch die Gesellschafter und deren Vertreter, für ihr Tun und Handeln über die Erwartungshaltung hinaus belohnen. Über die Erwartungshaltung hinaus? Ja, ganz genau. Eine derart verschuldete Profifußball-Firma könnte auch längst im Niemandsland versunken sein. Aber Moment, das ist doch ein Traditionsverein, der ganz nach oben gehört. Ja ihr gackernden Hennen. Träumen darf erlaubt sein. Aber die Realität ist halt einfach harte Arbeit. Traditionsverein hin oder her.

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