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Die Entwicklung des Spieler-Etats

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Der Spieleretat für die Saison 2020 / 2021 beträgt 3 Millionen Euro. Betrachtet man die aktuelle Krise im Hinblick auf die Corona-Pandemie und die Unsicherheit bei anderen Klubs, ein durchaus ordentliches Budget für die sportliche Führung.

Selbstverständlich hätte Günther Gorenzel gerne noch ein wenig mehr Spielraum. Doch mit einem Spieler-Etat von 3 Millionen Euro lässt sich durchaus ein guter konkurrenzfähiger Kader aufstellen. 3 Millionen für die Spielergehälter und die Lohnnebenkosten. Der Etat ist also genau so geplant, wie man bereits in den beiden vorausgehenden Spielzeiten geplant hatte. Zumindest ursprünglich.

Die Saison 2018 / 2019

Nach dem Aufstieg in die Dritte Liga stockte man die 3 Millionen nämlich auf. Es kam zur bekannten Balkon-Szene. Am 5. Mai 2018 sicherte sich der TSV 1860 München den Meistertitel in der Regionalliga. Hasan Ismaik, sein Bruder Yahya und die Statthalter Peter Casalette und Saki Stimonaris verkündeten bereits am gleichen Tag von einem Balkon des Charles Hotels in München, man sei in Gesprächen um den Etat zu erhöhen. Am 8. Mai kam es zu einem weiteren Treffen. Mit Günther Gorenzel und Daniel Bierofka. Der von Michael Scharold angedachte Etat von 3 Millionen wurde in Frage gestellt. Man wolle ein zusätzliches Budget zur Verfügung stellen, so Saki Stimoniaris. „Damit ist die Zukunft der Löwen gesichert“, schreibt er in einer Presseerklärung. Stimoniaris schraubte bewusst die Erwartungen nach oben. Sowohl bei den Fans als auch bei Günther Gorenzel und Daniel Bierofka. “Ich reiche euch die Hand” schrieb Hasan Ismaik in Richtung Präsidium. Es kam zu einem hin und her. Am Ende einigte man sich auf Genusscheine in Höhe von 2 Millionen Euro. Für zwei Jahre. Man wäre politisch tot gewesen, erklärte Reisinger später, wenn man sich gegen die Wünsche des Mitgesellschafters und vor allem von Daniel Bierofka stellen würde. Lange nahm man an, der Spieler-Etat läge bei 4,5 Millionen. Am Ende betrug er für 2018 / 2019 rund 3,75 Millionen Euro. Sicherlich auch, weil Grimaldi vorzeitig ging.

Sportlich lief es in der zweiten Saisonhälfte nicht wirklich gut. Der Grund für viele Fans und auch für manche Frau oder manchen Herrn von der schreibenden Zunft: Robert Reisinger hatte den Konsolidierungskurs ausgerufen und damit für Verunsicherung gesorgt. Das hatte er nicht. Lediglich betont, dass man aufgrund der aktuellen Situation nur Genusscheine oder ein Sponsoring mit Sofortzahlung akzeptieren könne. Denn im Winter hatte Hasan Ismaik sehr spät die versprochenen Genusscheine ausgezahlt.

Die Saison 2019 / 2020

Die vorläufigen Planzahlungen für die Saison 2019 / 2020 veröffentlichte Michael Scharold im Mai 2019. Und wieder waren sie da, die 3 Millionen Euro. Man habe keinen Handlungsspielraum, erklärte daraufhin Günther Gorenzel. Ihm seien die Hände gebunden. Von einem “Schrumpfkader” war die Rede in der Presse. Auf der Plattform loewen-bar.de wurde die Wortkreation “gorenzeln” erfunden. Bereits Anfang 2019 hatte der TSV 1860 München übrigens Gorenzel zum Geschäftsführer befördert. Die Mehrkosten wollte Hasan Ismaik übernehmen. Tat er nicht und seitdem gehen diese Mehrkosten zu Lasten des TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA. Trotz der immer wieder thematisierten Geldproblematik leistet sich der TSV seitdem zwei Geschäftsführer.

Das “gorenzeln” funktionierte. Die Bayerische fühlte sich berufen, die Namensrechte am Nachwuchsleistungszentrum temporär zu kaufen. 500.000 Euro zahlte der Hauptsponsor für die kommenden zwei Jahre, der TSV München von 1860 e.V. übernahm Kosten am Nachwuchsleistungszentrum und entlastete damit die KGaA. Am Ende kam dann wohl ein Spieler-Etat von 3,5 Millionen heraus. Zudem finanzierten private Gönner den Innenverteidiger Aaron Berzel. HAM International übernahm das Gehalt von Prince Owusu und Timo Gebhart. Der TSV 1860 München leistete sich schließlich einen durchaus großen Kader.

Daniel Bierofka blieb allerdings nicht allzu lange und Michael Köllner übernahm die Mannschaft. Am Ende gab es eine tolle Saison und durchaus auch die Chance auf einen Aufstieg.

Die Saison 2020 / 2021

Die Planungen für die Saison 2020 / 2021 waren überraschend anders. Der Aufsichtsrat des TSV 1860 München verkündete ein nachhaltiges Finanzpaket. Mit einem potentiellen Darlehen von 6,3 Millionen Euro sichert HAM International die positive Fortführungsprognose. Das große Manko: anders als im vergangenen Jahr können zum Beispiel private Gönner nicht einfach einen Spieler fremdfinanzieren und damit den TSV entlasten. Das ist durchaus diskussionswürdig. Denn alle Einnahmen gehen grundsätzlich erst einmal in die Sicherheiten für die positive Fortführungsprognose. Und minimieren damit Stück für Stück das potentielle Darlehen aus dem Corona-Paket. Der Aufsichtsrat ist dennoch zufrieden. Der Spieler-Etat soll bei 3 Millionen Euro liegen. Günther Gorenzel hätte jedoch gerne mehr. Bereits frühzeitig sprach er von einem nötigen “Wumms-Paket”. Das Saisonziel müsse heruntergeschraubt werden. Er fordert Lösungen.

Ob der Spieler-Etat von 3 Millionen ausreicht? Aaron Berzel wurde vergangene Saison durch private Gönner finanziert. Das ist nicht mehr möglich. Er ist auch bereits weg. Auch Prince Owusu wurde außerhalb des vergangenen Spieler-Etats finanziert. Auch er ist weg. Bei Timo Gebhart steht noch ein Fragezeichen.

Grundsätzlich ist der TSV 1860 München jedoch sowohl handlungsfähig, als auch mit einem Etat ausgestattet, mit dem man gut arbeiten kann. Michael Köllner kann als Trainer, gemeinsam mit Gorenzel, nun die Mannschaft auch mehr auf seine Wünsche ausrichten. Während andere Klubs weiterhin vielfach in Unsicherheit leben. Denn die Corona-Krise ist noch nicht überstanden. Lediglich der TSV hat komplette Planungssicherheit. Eben durch das beschlossene Finanzpaket.

Fans sollten sich in jedem Fall auf eine spannende Saison vorbereiten.

Wie geht es weiter?

Am Ende stellt sich dennoch die Frage, wie das mit den Finanzen in der Zukunft wohl sein wird. Zwei Jahre hat der TSV erst einmal finanzielle Ruhe und eine gesicherte positive Fortführungsprognose. Dann muss man sich wieder an den Tisch setzen. Und vielleicht wieder neue Darlehen aushandeln. Die dann irgendwann zu Genussscheinen werden. Von Jahr zu Jahr werden die Löcher gestopft. 1860 ist wie der Sohn von reichen Eltern. Der ordentlich Geld bekommt um sein teures Studentenleben zu finanzieren. Der aber nie sein Studium beenden wird.

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