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Die Bayerische und das Bündnis Zukunft – Lobbyarbeit beim TSV 1860 München

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Zuerst gibt es einen politischen Blankoscheck von den Hauptinitiatoren des Bündnis Zukunft TSV 1860 München – nun will das Bündnis als neutraler Vermittler wahrgenommen werden. Dabei macht man vor allem eins: Vereinspolitik durch intensive Lobbyarbeit. Das schadet dem Verein. Außerdem fördert es die Spaltung der Fans. Ein Kommentar der Redaktion.

Hauptsponsor “die Bayerische” hat für das Bündnis Zukunft TSV 1860 München das Unternehmen Cyrano Kommunikation GmbH gewonnen. Das ist die PR-Agentur, die auch den Fleischkonzern Tönnies durch den Schweineskandal geführt hat. Und diese Öffentlichkeitsarbeit ist auch deutlich zu spüren. Geschickt wird um gewisse Themen herumgeschrieben. Die PR-Agenten wissen was sie tun.

Der politische Blankoscheck für Sitzberger

Die beiden Vorstandsmitglieder der Bayerischen, Martin Gräfer und Thomas Heigl bekennen sich zu Hans Sitzberger, ohne die Vorwürfe des Verwaltungsrates zu prüfen. Begründet wird es mit einer emotionalen Lobeshymne auf die positiven Errungenschaften von Sitzberger, die im Übrigen keiner anzweifelt. Auch nicht die Westkurve, die Sitzberger ganz klar als “Gönner” bezeichnet. Der “politische Blankoscheck” wird geschickt in Watte verpackt. Sitzberger als Opfer inszeniert. Das eigentliche Thema nur kurz angeschnitten. Gräfer versucht bewusst, die Sache auch über die Presse voranzutreiben. Doch so wirklich gut an kommt die Botschaft nicht.

Der Verwaltungsrat “überwacht das Präsidium in seiner Geschäftsführung und in der Wahrnehmung
seiner Vereinsaufgaben; ihm stehen dazu uneingeschränkte Prüfungs- und Kontrollrechte zu.”

Satzung des TSV München von 1860 e.V.

Die Taktikänderung

Taktikänderung. Nun will man plötzlich als neutraler Vermittler wahrgenommen werden. Was man damit klar zum Ausdruck bringt: man zweifelt die Kompetenz von insgesamt neun demokratisch gewählten Verwaltungsräten an, die gemäß der Satzung eine Entscheidung getroffen haben. Man möchte “von beiden Seiten” unabhängige Prüfer einsetzen. Das ist irritierend. Denn die Frage ist schon von welchen beiden Seiten die Rede ist. Vom Verwaltungsrat und von Hans Sitzberger? Dann sollte die Sache eigentlich klar sein – der Verwaltungsrat hat es geprüft und ist zu einer Entscheidung gekommen. Hans Sitzberger hat die Möglichkeit, diese Vorwürfe ebenfalls zu prüfen. Im besten Fall setzt man sich dann noch einmal zusammen und versucht die Sache zu klären. Sollte Sitzberger die Vorwürfe vorab entkräften können, dann ist eine außerordentliche Mitgliederversammlung auch nicht mehr nötig. Dann gibt es noch eine dritte Seite – die Mitglieder. Die können sowohl dem Verwaltungsrat als auch Sitzberger das Vertrauen entziehen. Aber auch nur sie.

Und das Bündnis Zukunft? Es ist kein Bündnis, das ausschließlich aus Mitgliedern des TSV 1860 München besteht. Es ist weder ein Gremium des TSV, noch ein Zusammenschluss von Mitgliedern. Es besteht aus Sponsoren der Profifußball KGaA. Oder Inhabern von VIP-Karten und Zugang zur Sechzger Alm. Was nach außen übrigens auch als Sponsor verkauft wird. Mit welchem Recht bewertet also dieses Bündnis vereinsinterne Angelegenheiten? Das Bündnis bewertet doch auch nicht die Personen, die Hasan Ismaik als Statthalter einsetzt.

Wirklich klub- und vereinspolitisch neutral?

Es kommt immer wieder der Verdacht auf, dass das Bündnis Zukunft eben doch nicht so vereins-unpolitisch ist, wie es sich darstellt. Ein halbes Jahr vor der Verwaltungsratswahl gegründet – mit so viel Arbeitsgruppen, dass man aus jeder Arbeitsgruppe einen Kandidaten entsenden könnte, um damit die Mehrheit im Verwaltungsrat zu haben. Mit erschreckend genauer Lobbyarbeit einer teuren PR-Agentur. Mal ehrlich, würde es nur um die Arbeitsgruppen und die damit verbundenen Ergebnisse gehen, wäre es nicht sinnvoll, dieses Geld in entsprechende Gutachten oder Studien zu stecken? Oder in Fachleute für die einzelnen Themen?

Hauptsponsor “die Bayerische” und das Bündnis Zukunft betreiben Lobbyarbeit und Vereinspolitik. Wäre gut, wenn sie es wenigstens auch so klar öffentlich formulieren würden, wie damals das Team Profifußball. Die haben es wenigstens ehrlich klargestellt. Die gleichen fanatischen Unterstützer haben sie im Stadion in jedem Fall. Das ist spätestens nach dem letzten Spieltag bekannt. 40 bis 50 Stadiongänger. Die anderen sitzen vermutlich daheim vor dem Fernseher auf dem Sofa. Die schweigende Mehrheit, die Ergebnisse bei Umfragen hochtreiben. Aber halt dann nicht zur Mitgliederversammlung gehen, wo der eigentliche demokratische Prozess stattfindet.

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