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Der nächste Gegner im Visier: SpVgg Unterhaching

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Als der TSV 1860 München „an einem Tag im Mai“ den größten Erfolg in seiner langjährigen Geschichte – die Deutsche Meisterschaft 1966 – feierte, freute sich zeitgleich ein Vorstadtverein im Münchner Süden über den Aufstieg in die A-Klasse (vergleichbar mit der heutigen Kreisliga). Es war unser nächster Gegner, die SpVgg Unterhaching. Seit dieser Zeit ist viel passiert. Auf beiden Seiten. Oft genug haben sich die Wege der Weiß-Blauen aus Giesing und der Bobfahrer aus der südlichen Vorstadt gekreuzt. Empfindliche Niederlagen und glorreiche Siege gab es auf beiden Seiten. Wir erinnern uns gerne an das letzte Aufeinandertreffen beider Vereine am 11.10. diesen Jahres, als der TSV in einem höchst emotionalen Freitagabend-Spiel im Flutlicht des städtischen Stadions an der Grünwalder Straße die Spielvereinigung mit 4:3 im Elfmeterschießen aus dem Viertelfinale des bayerischen Toto-Pokals gekegelt hat.    

Die Löwen sind im Sportpark willkommen  

Am kommenden Sonntag ist die SpVgg Unterhaching Gastgeber für das nächste mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen beider Münchner Vereine. Für die einen ist es wegen der örtlichen Nähe ein S-Bahn-Derby, für die anderen ist der Weg zum „Hachinger Bach“ nichts anderes als eine Fahrt auf’s Land. „Kühe, Schweine, Unterhaching“ skandiert da mancher Löwen-Fan augenzwinkernd. Denn eines ist klar. Trotz aller Rivalität begegnen sich beide Vereine stets mit allergrößtem Respekt. Dies ist dabei nicht alleine der Verdienst des Hachinger Präsidenten, des vom weiß-blauen Löwenanhang immer noch sehr geschätzten Manni Schwabl. Der Holzkirchner ist neben seinem Ehrenamt als Vorsteher des e.V. auch Anteilsinhaber und Geschäftsführer der SpVgg Unterhaching Fußball GmbH & Co KGaA in einer Person. Nicht selten ist Herr Schwabl auch im Löwenstüberl am Trainingsgelände an der 114er anzutreffen. Auf die konsumfreudigen Gäste aus Giesing freut er sich besonders. Denn purer Nächstenliebe dürfte die Erweiterung des Gäste-Ticket-Kontingents über das vorgeschriebene Maß nicht zuzuschreiben sein. 

1860-Unterhaching

Vom Amateurverein ins Profigeschäft  

Aus den Niederungen des bayerischen Amateurfußballs haben sich die Bobfahrer aus der Münchner Vorstadt im Laufe der Jahre bis in die höchste deutsche Spielklasse hochgearbeitet. Den Grundstein für diese Erfolgsgeschichte legte der damalige Bürgermeister der Stadtrandgemeinde Engelbert Kupka, als er sich dazu entschloss als Präsident auch die Geschicke des ansässigen Fußballvereins zu führen. Es dauerte allerdings Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis die Spielevereinigung vom Hachinger Bach tatsächlich an das Fußballoberhaus anklopfen konnte. 1999 war es so weit. Etablierte Fußballer wie Danny Schwarz, Ludwig Kögl und Andre Breitenreiter sollten dafür sorgen, dass sich der „Dorfclub“ aus dem Münchner Umland möglichst lange in der ersten Bundeslige halten würde. Nach zwei Jahren war das Strohfeuer „Fußballoberhaus“ allerdings schon wieder erloschen. Während sich Danny Schwarz dem TSV 1860 München anschloss, bedeutete es für den ehemaligen Löwenspieler Wiggerl Kögl im Alter von 34 Jahren das Karriereende. In den darauffolgenden vier Spielzeiten konnte sich die SpVgg Unterhaching in der 2. Bundesliga halten. Nach dem Abstieg des TSV 1860 München aus der 1. Bundesliga, gab es in diesem Zeitraum insgesamt sechs Aufeinandertreffen beider Münchener Vereine. In der Saison 2004/2005 trotzten die Vorstädter, für die mittlerweile kein geringerer als Weltmeister Andi Brehme an der Seitenlinie stand, dem Absteiger aus Giesing jeweils ein Unentschieden ab. Nicht wenige erinnern sich an das 2:2 im mit 21.272 Zuschauern ausverkauften städtischen Stadion an der Grünwalderstraße. In den darauffolgenden Spielzeiten setzte es allerdings auch empfindliche Niederlagen für die Löwen. Ungern erinnern wir uns beispielsweise an das 1:4 vor 50.000 Zuschauern in der Fröttmanninger Betonschüssel. Lediglich am Ende der Saison 2006/2007 konnten sich die Sechzger mit einem eher schmucklosen 1:0 durch ein Eigentor eines Rot-Blauen, gegen die mittlerweile vom ehemaligen Löwentrainer Werner Lorant betreuten Hachinger durchsetzen.

Konstanz bei den handelnden Personen

Am Ende der Saison schoben die Hachinger Ihren Bob in die damals noch drittklassige Regionalliga. In besagter Drittklassigkeit dümpelte der Club in den folgenden Jahren mit wechselnden Trainern, wie Ralph Hasenhüttel, Klaus Augenthaler, Heiko Herrlich, Christian Ziege und eben Claus Schromm, um am Ende der Saison 2014/2015 in die nun viertklassige Regionalliga abzusteigen. Das vermeintliche „Tal der Tränen-Regionalliga“ durchschritten die mittlerweile von Manfred Schwabl als Präsident (seit 01.07.2012) geführten Unterhachinger gemeinsam mit dem ebenfalls seit dem 01.07.2012 am Hachinger Bach tätigen Claus Schromm als Cheftrainer. Diese Nibelungentreue sollte sich bereits am Ende der darauffolgenden Regionalliga-Saison mit dem Aufstieg in die Dritte Liga bezahlt machen.  

Auch am kommenden Sonntag wird der ausgebildete Fußballlehrer Claus Schromm, der auch schon mal die U19 des TSV 1860 München betreut hat, an der Seitenlinie der Hachinger stehen. Die bisherige Saisonbilanz der Bobfahrer kann sich durchaus sehen lassen. Sieben Siegen stehen sieben Unentschieden gegenüber. Lediglich zwei Mannschaften ist es im bisherigen Saisonverlauf gelungen die Münchner Vorstädter überhaupt zu bezwingen. Tabellenplatz fünf mit Blick nach oben. Sieben Punkte trennen die Vorstädter von den Münchner Löwen.

Kompakte Defensive lässt wenig zu

Schromm setzt in seinen taktischen Überlegungen hauptsächlich auf ein kompaktes 4-4-2 System mit einer Doppel-Sechs vor der Abwehrreihe und zwei Mittelstürmern in der offensiven Zentrale. Fixpunkt im defensiven Mittelfeld ist der an der Grünwalderstraße 114 ausgebildete Dominik Stahl, der aktuell auch den verletzten Josef Welzmüller als Kapitän vertritt. Als solchen kann man durchaus auch das erst 19-jährige Eigengewächs Nico Mantl im Tor der Hachinger bezeichnen. Während er in den vergangenen Spielzeiten nur wenige Spielminuten Luft im Profifußball schnuppern durfte, setzt sein Trainer in dieser Saison bedingungslos auf das am Hachinger Bach ausgebildete Torwarttalent. Mantl musste in der laufenden Saison erst 17 Mal hinter sich greifen. Das ist der drittbeste Wert dieser Liga. Beim Tore-Schießen ist die Schromm-Truppe allerdings fast ebenso zurückhaltend. Mit 22 geschossenen Toren haben die Hachinger im bisherigen Saisonverlauf exakt den gleichen, eher unterdurchschnittlichen Wert, wie die Löwen erreicht.

Wechselspiele in der Offensivzentrale

Für die offensive Durchschlagskraft im Spiel der Bobfahrer sind in erster Linie die Mittelstürmer zuständig. An vorderster Front setzt der Trainer auf ein ständiges Wechselspiel seiner Offensivkräfte, frei nach dem Motto „jeder darf mal ran und keiner sollte sich sicher sein, dass er spielt“. Dabei hat Schromm die Auswahl zwischen Spielern, wie dem Ex-Löwen Stephan Hain (2 Tore) und den Neuzugängen Florian Dietz (1 Tor/Werder Bremen),  Felix Schröter (3 Tore/FV Illertissen) und Dominik Stroh-Engel (3 Tore/KSC). Während für den in der Jugend in Hoffenheim und auf Schalke ausgebildeten Schröter (23 Jahre) der Wechsel in die Dritte-Liga als Sprungbrett für eine Profikarriere dienen soll, dürfte Unterhaching für den bereits 34-jährigen Stroh-Engel nach Stationen bei der Frankfurter Eintracht, in Wehen Wiesbaden, dem SV Darmstadt 98 und dem Karlsruher SC, nun der letzte Fußballverein seiner Profikarriere sein.  

Offensivwirbel auf den Außenbahnen

Gefüttert werden die Stürmer von den agilen Mittelfeldspielern auf den Außenbahnen. Hier fällt immer sofort Sascha Bigalke im Spiel der Hachinger auf. Aus dem Blickwinkel der Kurve erinnert der 1,67 m kleine Wirbelwind mit den kurzgeschorenen weißblonden Haaren an einen Deo-Roller auf Ecstasy. Was scherzhaft klingt, ist nichts anderes als Respekt. Sascha Bigalke ist ein nimmermüder Arbeiter und sorgt immer für Unruhe. Dabei strahlt er stets selbst Torgefahr aus (1 Tor/4 Vorlagen). Auf der rechten Außenbahn scheinen die Unterhachinger mit dem ebenfals quirrligen Moritz Heinrich den passenden Partner im offensiven Mittelfeld gefunden zu haben. Der 22-jährige Rechtsfuß wurde in der Jugend des TSV 1860 München ausgebildet und ist nun nach zwei Spielzeiten bei Preußen Münster ablösefrei in die Isarmetropole zurückgekehrt. Für Haching kein schlechter Deal. Fünf Tore und zwei Vorlagen, sprechen eine deutliche Sprache.    

Löweninvasion zum Hachinger Sportpark

Am Sonntag werden über 5.000 Löwenanhänger in den mittlerweile wieder 15.053 Zuschauer fassenden Sportpark am Hachinger Bach pilgern. Während die Heimspiele der Bobfahrer von durchschnittlich 3.288 Zuschauer verfolgt werden, darf sich Manfred Schwabl am kommenden Sonntag auf eine volle Hütte freuen. Ob er sich auch über die aktuelle sportliche Entwicklung bei den Löwen freut, wissen wir nicht. Die Formkurve des TSV 1860 München zeigt in jedem Fall unverkennbar nach oben. Aus den letzten drei Spielen holten die Weiß-Blauen sieben von neun möglichen Punkten. Seit zwei Spielen ist im spielerischen, wie auch im taktischen Bereich eine klare Weiterentwicklung erkennbar. Mit dem neuen Chefcoach an der Seitenlinie wurde der Konkurrenzkampf in der Mannschaft neu belebt. Während sich fast schon in Vergessenheit geratene Spieler, wie Christian Böhnlein, Simon Seferings oder Noel Niemann beweisen durften, tauchten bisher etablierte Spieler, wie Leon Klassen und Fabian Greilinger im vergangenen Heimspiel erst gar nicht im Kader auf. Die Rekonvaleszenten Timo Gebhart und Efkan Bekiroglou werden sich wieder für eine der kommenden Startaufstellungen im Training empfehlen. Ob es für die beiden Kreativkräfte im zentralen Mittelfeld bereits am kommenden Sonntag für einen Platz im Kader reicht, wird man sehen. Eines ist aber sicher, die Löwen haben wieder Biss.

Hungrige Löwen mit Biss

Biss, den Claus Schromm seinen Mannen im Spiel am vergangenen Samstag in Magdeburg abgesprochen hat. Mit 3:0 beim Absteiger aus Sachsen-Anhalt mussten sich die bisher so defensivstarken Hachinger zum zweiten Mal in dieser Saison geschlagen geben. Gegen die wiedererstarkten Giesinger wollen die Bobfahrer die insgesamt positive Bilanz der ersten Saisonhälfte bestätigen und wieder Anschluss an die Aufstiegsplätze knüpfen. Da wird die Truppe von Michael Köllner sicherlich etwas dagegen haben. Das Löwenrudel hat Blut geleckt.  

Und während nicht Wenige unserer Mitmenschen wegen einem mehrtägigen, wie merkwürdigen „Blackfriday“ feuchte Hände bekommen und Geld ausgeben für Dinge, die Sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie sowieso nicht mögen, fiebert der Löwenanhang dem kommenden Sonntag entgegen. Nein – es ist nicht der erste Advent, warum unsere Augen leuchten. Nein – es ist nicht die Vorfreude darauf, das erste Türchen im Adventskalender öffnen zu dürfen. Setzt euch gerne in die warme Stube. Zündet die erste Kerze eures Adventskranzes an. Esst Plätzchen, trinkt Glühwein und schaut euch die „Landfrauenküche im Advent“ des Bayerischen Fernsehens an.  

Wir fahren mit der S-Bahn in den Hachinger Sportpark und schauen den Löwen beim Fressen zu.      

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