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Der nächste Gegner im Visier – SG Dynamo Dresden

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An diesem Wochenende steht der 10. Spieltag der Drittliga-Saison 2020/21 an. Der TSV 1860 München ist dabei eine von elf Mannschaften, die bisher sämtliche Spiele absolviert haben. Bis dato stehen insgesamt noch sechs Spiele aus, die bedingt durch die Pandemie verschoben werden mussten. Mit der Partie FCB II vs. SV Meppen werden es nach diesem Spieltag ganze sieben Spiele sein, die in dem engen Terminkalender der Dritten Liga noch zusätzlich untergebracht werden müssen. Für die Münchner Löwen und ihren nächsten Gegner (Anpfiff Sonntag, 14:00 Uhr), die SG Dynamo Dresden, blieb die vorherrschende Pandemie bis dato ohne nennenswerte Folgen. Im Gegensatz zu den Löwen durften die Dresdner bereits sieben Mal vor einem ausgewählten Publikum auflaufen.

Ehemaliger DDR-Meister im Fahrstuhlmodus

Der mehrfache DDR-Meister und DDR-Pokalsieger aus Dresden erreichte mit Abschluss der Saison 1990/91 in der Oberliga Nord-Ost die Qualifikation zur gesamtdeutschen Ersten Fußballbundesliga. Im Oberhaus taten sich die Sachsen allerdings schwer und entkamen regelmäßig nur knapp dem Abstieg. In der Spielzeit 1993/94 gelang dies ebenfalls, trotz eines Vier-Punkte-Abzugs wegen „Erschleichens der Lizenz“. In der darauffolgenden Saison war es aber vorbei mit Profi-Fußball. Sportlich war die Saison 1994/95 mit nur 16 Punkten auf der Haben-Seite ohnehin ein Desaster. Obendrein zierte die Bilanz der Dresdner ein dickes Minus mit sieben Stellen vor dem Komma. Für den DFB Grund genug, den Sachsen die Lizenz zu verweigern. Dynamo Dresden verschwand in der Folge für neun Spielzeiten in der Viertklassigkeit. In dieser fand sich Dynamo nach einem zweijährigen Intermezzo in Liga 2 auch in den Spielrunden 2006 bis 2008 wieder. Seit der Saison 2008/2009 wird bei der SG Dynamo Dresden wieder durchgehend Profi-Fußball gespielt. Die Dresdner pendelten dabei in schöner Regelmäßigkeit zwischen den Ligen 3 und 2 hin und her. Nach dem Ende der vergangenen Zweitliga-Saison ging es wieder nach unten. Die Dresdner empfangen die Löwen damit als Absteiger und gelten daher per sé als Favorit in dieser Partie.

Grunderneuerter Kader

Ein sportlicher Abstieg geht in der Regel auch mit einem wirtschaftlichen Abstieg einher. Das ist gerade in der finanzschwachen Dritten Liga der Fall. So gesehen kann das Ziel der Elbstädter nur der direkte Wiederaufstieg sein. Mit einem Etat von 8,78 Mio., im Übrigen der zweithöchste nach dem Etat der außer Konkurrenz spielenden Reserve des deutschen Meisters der Rekorde, soll dieses Unterfangen gelingen. Neben dem finanziellen Einsatz lässt sich das Bestreben nach einer direkten Rückkehr in die 2. Bundesliga auch an der Kaderplanung der Sachsen ablesen. 21 Spielerabgängen stehen 20 Neuzugänge gegenüber. Mit Phillip Hosiner vom Chemnitzer FC und Pascal Sohm vom Halleschen FC sind insgesamt 31 Tore und 13 Vorlagen aus der vergangenen Drittliga-Saison zu Beginn der Spielzeit an die Elbe gekommen. Komplettiert wird diese geballte Durchschlagskraft auf der Mittelstürmerposition von Christoph Daferner. Die beim TSV 1860 München ausgebildete Offensivkraft kommt direkt aus der 1. Bundesliga vom SC Freiburg. Die Offensive wurde zudem mit den Neuzugängen Agyemang Diawusie (FC Ingolstadt 04) auf Rechtsaußen, Patrick Weihrauch (Arminia Bielefeld) und Marvin Stefaniak (Leihe vom VfL Wolfsburg) im offensiven Mittelfeld verstärkt. Als Verstärkung scheint sich auch der erst 19-Jährige in der Jugend von Hertha BSC ausgebildete Ransford-Yeboah Königsdörffer zu entpuppen. Der aus der A-Jugend zu den Profis hochgezogene Deutsch-Ghanaer stand in seiner ersten Profi-Saison bereits 519 Minuten auf dem Feld. In den letzten vier Spielen schenkte Trainer Markus Kauczinski seiner Nachwuchshoffnung auf der Außenbahn sogar von Anfang an sein Vertrauen. Der ambitionierte Jungprofi bedankte sich artig mit einem Tor und zwei Vorlagen in den vergangenen zwei Spielen. Mit einem erneuten Platz in der Anfangsformation in der anstehenden Partie gegen die Löwen darf daher fest gerechnet werden. Als Bindeglied zwischen Abwehr und Offensive wurde der Ex-Löwe, und mittlerweile 30-jährige, Yannick Stark aus Darmstadt geholt. Der erfahrene Profi-Kicker legte bereits dreimal zum Torerfolg auf und traf selbst einmal ins Schwarze. Ebenfalls für das Mittelfeld lockten die Sachsen Paul Will vom Vorjahresmeister an die Elbe. Für die Innenverteidigung holten die Dresdner Tim Knipping von Jahn Regensburg und Sebastian Mai vom Halleschen FC. Letzterer wurde in der eigenen Jugend ausgebildet und darf insoweit als Rückkehrer bezeichnet werden. Für Trainer Kauczinski Grund genug, den 1,95 m großen Abwehrhühnen als neuen Mannschaftskapitän zu installieren. Auf der linken Seite sorgt Jonathan Meier vom Erstligisten Mainz 05 für weitere Stabilität in der Abwehrkette. Der Abwehrverbund wird auf Rechts mit dem erst 19-jährigen Kevin Ehlers komplettiert. Der gebürtige Münchner wird derzeit als wertvollster Spieler bei den Dresdnern gehandelt und durfte in den vergangenen drei Spielen über die volle Distanz gehen.

Dynamo läuft (noch) nicht rund

Trotz der vielen Neuzugänge an erfahrenen Spielern muss der bisherige Saisonverlauf der Elbstädter als durchwachsen bezeichnet werden. Mit 13 Punkten in neun Spielen stehen die Dresdner derzeit auf Tabellenplatz 8. Nach einem Auftaktsieg in Kaiserslautern (1:0) folgte ein Unentschieden zuhause gegen Mannheim (1:1) und eine deftige Niederlage beim FCB II. Zwei knappe 1:0-Siege in den darauffolgenden Runden ließen den schwarz-gelb-gestreiften Anhang hoffen. Diese Hoffnung verpuffte aber mit zwei folgenden Niederlagen zuhause gegen Zwickau (1:2) und in Ingolstadt (1:0). Mit einem 3:0-Sieg vor 820 heimischen Zuschauern und einer 2:1-Niederlage in Saarbrücken, mit einem Knock Out in der Nachspielzeit, ging die wilde Achterbahnfahrt der Kauczinski-Truppe weiter. Hinter dem Auf und Ab der Dresdner könnte eine mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive als Ursache vermutet werden. Während der in der letzten Saison noch treffsichere Pascal Sohm seinen neuen Trainer Markus Kauczinski bisher noch überhaupt nicht von sich überzeugen konnte (bisher kein Liga-Einsatz), brachten es seine Sturmkollegen auf der Mittelstürmerposition, Hosiner und Daferner, gemeinsam auch nur auf fünf Treffer. Insgesamt konnte Dynamo Dresden erst neunmal den gegnerischen Torwart bezwingen. Trainer Kauczinski dürfte unter der Woche wieder alles versucht haben, um die Unwucht im Spiel von Dynamo endlich heraus zu bringen.

Vorfreude auf ein Spitzenspiel?

Für die ihrerseits offensivstarken Löwen, 20 Tore in neun Spielen, dürfte die Partie an der Elbe, wie eigentlich jedes Drittliga-Spiel, dennoch zu keinem Selbstläufer werden. Die Truppe von Michael Köllner steht derzeit auf Rang 2 der Tabelle und hat bis dato die meisten Treffer in der Liga erzielt. Auf der vergangenen Heimgala gegen den Halleschen FC will sich Michael Köllner aber sicherlich nicht ausruhen. Dresden verfügt über einen starken und ausgewogenen Kader. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann bei der Kauczinski-Truppe offensiv der Knoten platzt. Die Defensive der Schwarz-Gelben zu knacken wird ohnehin schwer werden. Im Durchschnitt lässt Dynamo nur einen Treffer pro Spiel zu. Auf der rechten Abwehrseite müssen die Löwen weiterhin auf den verletzten Marius Willsch verzichten. Nachdem Daniel Wein am vergangenen Wochenende auf dieser Position eine mehr als nur solide Partie gespielt hat, darf auch in Dresden mit ihm auf der defensiven Außenbahn gerechnet werden. Insoweit dürfte auf der Sechs wieder mit Dennis Erdmann zu rechnen sein. Gegen eine physisch starke Truppe, wie es Dynamo Dresden nun mal ist, dürfte Erdmann mit seiner Grundaggressivität ohnehin die richtige Wahl für die Abwehrzentrale der Löwen sein. Das Kräftemessen der beiden Traditionsvereine darf mit großer Spannung und großer Vorfreude erwartet werden. Ob es am Ende ein Spitzenspiel wird? Am Sonntag nach dem Spiel sind wir alle schlauer.

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