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Der nächste Gegner im Visier: MSV Duisburg

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Der TSV 1860 München hat nach acht Spielen in der laufenden Saison elf Punkte gesammelt. Exakt genauso viele Zähler, wie zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Spielzeit. Damals hatte man in der Euphorie des Aufstiegs den Eindruck, nach guten Leistungen unnötig Punkte liegen gelassen zu haben. Wir erinnern uns unter anderem an das 2:2 in Osnabrück, nach einer 2:0-Führung. Die Fangemeinde lebte zeitweise im Konjunktiv. Wo würden wir stehen, wenn die Chancen besser genutzt worden wären, wir die Führung über die Zeit gebracht hätten? “Häd i, dad i, war i”. Heuer sind die Punkte die gleichen, allein das Gefühl ist ein anderes. Nach durchwachsenen Leistungen mit zwei deftigen Niederlagen in der Fremde wurde der Mannschaft von nicht wenigen Fans die Ligatauglichkeit abgesprochen. Nach einem mehr oder weniger glücklichen Sieg in Chemnitz und einem in der ersten Halbzeit auch fußballerisch überzeugenden, aber dennoch wackeligen Sieg vor heimischer Kulisse am vergangenen Wochenende gegen Carl Zeiss Jena, zeigt die Formkurve der Löwen aber nach oben. Diesen Trend gilt es am morgigen Samstag in Duisburg zu bestätigen. Und damit sind wir auch schon bei unserem nächsten Gegner, dem Meidericher SV.

Meidericher SV

Der Verein, dem Fußball-interessierten Leser besser bekannt als MSV Duisburg, wurde am 2. Juni 1902 unter dem Namen Meidericher Spielverein von 1902 e. V. in der damaligen selbstständigen Gemeinde Meiderich gegründet und am 17. September desselben Jahres in den Westdeutschen Fußballbund aufgenommen. Der MSV Duisburg ist eine bekannte Größe im deutschen Profifußball und war über viele Jahre im Oberhaus der Bundesliga beheimatet.

Viele bekannte Fußballer haben das Blau-Weiß-gestreifte Trikot der Duisburger getragen. Unter ihnen klangvolle Namen, wie Bernhard Dietz, Ewald Lienen, Michael Preetz, Thomas Strunz, Michael Tarnat und Helmut Rahn. Genau der Helmut Rahn, der 1954 das Wunder von Bern überhaupt möglich gemacht hat. Im Weltmeisterschaftsendspiel gegen die Ungarn war er zweifacher Torschütze (Endstand: 3:2). Bekanntester Spieler aus Löwensicht ist aber sicherlich “Fußballgott” Sascha Mölders, der in der Spielzeit 2007/08 seine Schläuche für die Zebras schnürte.

Kein Trauerspiel in Duisburg

Aktuell verbindet uns mit unserem nächsten Gegner die Trauer um die Trainer-Ikone Rudi Gutendorf. Der im Alter von 93 Jahren verstorbene Weltenbummler stand von 1963 bis 1965 an der Seitenlinie der Duisburger. In der Spielzeit 1973/74 gab er den Löwendompteur. Ein Blick auf seine Trainerstationen führt unweigerlich zu der nicht ganz ernst gemeinten Frage, welcher Proficlub auf diesem Planeten trauert derzeit eigentlich nicht um Rudi Gutendorf? Alles andere als ein Trauerspiel ist am Samstag in der Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg zu erwarten. Der MSV ist als Zweitliga-Absteiger solide, Torhungrig und vor allem heimstark in die neue Spielzeit gestartet. Bei den Sechzgern zeigt die Formkurve nach zwei Siegen in Folge nach oben. Das wird ein heißer Tanz.

Die Zebras stehen derzeit mit 13 Punkten auf Tabellenplatz 6, mit einem Spiel weniger auf dem Konto. Die Heimpartie gegen den SV Meppen am 7. Spieltag musste wegen eines schadhaften Stadiondaches abgesagt werden. Ein Nachholtermin steht bis dato noch nicht fest. Der Dachschaden wurde mittlerweile behoben. Die Durchführung des Spiels am Samstag gegen die Löwen aus München ist daher nicht gefährdet. Und während manch einer des Löwenanhangs sich kaum etwas ausrechnet, dürfen wir aus unserer Sicht durchaus Hoffnung haben, den ein oder anderen Punkt an diesem Wochenende vom Rhein an die Isar zu holen. Leicht wird es dabei sicherlich nicht. Zuhause haben die Zebras mit neun Punkten und 9:2 Toren derzeit noch eine blütenweiße Weste. Unschlagbar ist das Team von Trainer Torsten Lieberknecht allerdings nicht.

Absteiger in der Dritten Liga angekommen

Der ehemalige Erfolgstrainer der Braunschweiger Eintracht wurde im Oktober vergangenen Jahres an den Rhein geholt, um den MSV Duisburg vor dem drohenden Abstieg zu retten. Wie bekannt misslang die Mission “Klassenerhalt”. Der MSV hielt trotz des Abstiegs an seinem Trainer fest und das scheint sich jetzt auszuzahlen. Die aktuelle Mannschaft hat mit der Zweitliga-Mannschaft der vergangenen Saison rein gar nichts mehr zu tun. Dennoch, oder gerade deswegen, scheinen die neu formierten Zebras in der Dritten Liga angekommen zu sein. Allein Moritz Stoppelkamp ist als Kapitän und Kopf der Mannschaft weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Um den Kapitän herum hat Lieberknecht eine neue, hungrige Mannschaft geformt.

In der Viererkette haben sich die Neuzugänge Arne Sicker (Holstein Kiel), Marvin Compper (Celtic Glasgow), Lukas Boeder (SC Paderborn) und Joshua Bitter (Werder Bremen II) etabliert. Während Sicker, Boeder und Bitter Nachwuchshoffnungen mit wenig bis keiner Erfahrung im Profifußball sind, ist der beim VfB Stuttgart ausgebildete Marvin Compper mit seinen 34 Jahren und Stationen wie der TSG Hoffenheim, AC Florenz und RB Leipzig ein echtes Pfund im europäischen Profifußball. Vor der Viererkette setzt der Trainer auf der defensiven Doppelsechs auf den aus der Regionalliga West von RW Oberhausen geholten Yassin Ben Balla (23) und auf Tim Albutat (26), der seit 2016 bei den Duisburgern unter Vertrag steht. Erst unter Torsten Lieberknecht bekam der defensive Mittelfeldmann in der Zweiten Liga regelmäßig Einsatzzeiten. Dieses Vertrauen scheint Tim Albutat nun in der Dritten Liga zurück zu zahlen. Komplettiert wird die Abwehr vom Schlussmann Leo Weinkauf. Der 1,96 cm große Torwart wurde zu Saisonbeginn von Hannover 96 ausgeliehen.

Im offensiveren Mittelfeld scheint sich der junge Lukas Daschner (20) aus der eigenen Jugend durchgesetzt zu haben. In nur 307 Minuten gelangen der Nachwuchshoffnung bereits zwei Tore in der vergangenen Zweitliga-Saison. In den ersten sieben Spielen der Dritten Liga erzielte die Offensivkraft bereits zwei Tore und legte zweimal zum Torerfolg auf. Mit der gleichen Ausbeute kann der aus der Eredivisie, der Ersten Holländischen Liga, von Heracles Almelo geholte Mittelstürmer Vincent Vermeij (25) aufwarten. Ebenfalls in der Offensive kam Connor Krempicki in sechs Spielen der noch jungen Saison zum Einsatz. Der vom KFC Uerdingen gekommene Mittelfeldspieler ist derzeit jedoch mit einem Mittelfußbruch außer Gefecht gesetzt. Als Ersatz wurde kurz vor Schließung des Transferfensters der zuletzt vereinslose Maximilian Jansen an den Rhein geholt. Gut möglich ist aber auch, dass Krempicki im Spiel gegen die Löwen durch Neuzugang Leroy-Jacques Mickels ersetzt wird. Der gelernte Linksaußen kommt aus der Oberliga von der SSVg Velbert 02 und machte mit 19 Toren und 6 Vorlagen in Liga 5 der vergangenen Saison auf sich aufmerksam. In der aktuellen Spielzeit schenkte ihm der Trainer in allen sieben Spielen sein Vertrauen. In der Startelf stand er bisher aber nur einmal am vergangenen Spieltag gegen Magdeburg. Und fast wäre Mickels zum Matchwinner avanciert, hätten die Magdeburger seinen Führungstreffer aus der 4. Minute des Spiels nicht in der Nachspielzeit egalisiert.

Dreh- und Angelpunkt Moritz Stoppelkamp

Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft um Trainer Torsten Lieberknecht ist aber der den Löwen gut bekannte Moritz Stoppelkamp. Der 32-jährige Linksaußen wartet derzeit mit einer atemberaubenden Torquote auf. In bisher sieben Spielen erzielte er acht Tore und legte zweimal zum Torerfolg auf. Trainer Daniel Bierofka wird genau auf diesen Spieler sein Augenmerk legen und seine Mannen entsprechend einstellen. Es wird vielleicht nicht möglich sein, einen Techniker wie Moritz Stoppelkamp über 90 Minuten aus dem Spiel zu nehmen, hartnäckiges Verteidigen und gesunde Härte haben aber so manchen Ballstreichler schon entzaubert.

Letztendlich muss man zugeben, dass die Zebras trotz des Abstiegs aus der Zweiten Liga gut in der dritthöchsten Spielklasse angekommen sind. Und dennoch – diese Mannschaft ist alles andere als erfahren. Es gilt, die richtige Taktik zu wählen, dem Gegner seine Stärke zu nehmen und ihn da zu treffen, wo er verwundbar ist. Neben Krempicki wird den Zebras auch Arne Sicker (Sehnenreizung) verletzungsbedingt fehlen. Den Linksverteidiger könnte Florian Brügmann in der Viererabwehrkette ersetzen. Der Außenverteidiger ist zu Saisonbeginn von Carl Zeiss Jena von der Saale an den Rhein gewechselt. Auch die Münchner haben mit Verletzungspech zu kämpfen. Wie diese Woche bekannt wurde, zog sich Efkan Bekiroglu im Training eine Oberschenkelverletzung zu, welche ihn für mehrere Wochen außer Gefecht setzen wird. Was aber des einen Pech ist, ist des anderen Freud. So dürfte am Samstag die Zeit für Timo Gebhart gekommen sein, um sich als Denker und Lenker im Spiel der Löwen zu beweisen.

Wir sind gespannt. Wir sind voller Vorfreude. Wir sind optimistisch. Wir sind Sechzig. Und wer glaubt nicht an eine Überraschung in Duisburg?

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