Zu Hause am Trainingsgelände in der Grünwalderstr. 114 leckt sich das Löwenrudel um TrainerÜbersicht aller Trainer der ersten Mannschaft des TSV 1860 ... Mehr Daniel Bierofka gerade seine Wunden, die es aus den letzten drei aufeinanderfolgenden Niederlagen davon getragen hat. Einige Spieler sind angeschlagen. Ein Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Phillip Steinhart und weiterhin auch von Efkan Bekiroglu. Dennis Erdmann fehlt dabei sicher wegen der fünften gelben Karte. Dagegen ist Felix Weber nach seiner Ampelkarte im Spiel gegen Uerdingen am Samstag wieder spielberechtigt. Trainer Daniel Bierofka hatte diese Woche viel zu tun. Es gibt viele Baustellen in seinem Team. Inkonstanz ist derzeit die einzige Konstante beim TSV 1860 München.
Der Kopf bleibt oben
Der Kopf der Löwen bleibt aber oben, wie es unser Löwendompteur nach der vergangenen Auswärtsniederlage völlig richtig in der anschließenden Pressekonferenz formulierte. Am kommenden Samstag öffnet das altehrwürdige „Sechzger Stadion“ wieder seine Pforten. Gast wird der für uns noch unbekannte FC Viktoria Köln sein. In den Geschichtsbüchern des deutschen Profifußballs ist bis dato kein einziges Aufeinandertreffen beider Clubs vermerkt. Eine Premiere im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße wird es für die Viktoria aus Köln dennoch nicht. Am 3. August diesen Jahres waren die Kölner bereits zu Gast auf Giesings Höhen. Vor unglaublichen 2.141 Zuschauern (wahrscheinlich wurden die Ordner und die Einkaufsschlange im benachbarten REWE-Markt hier mitgezählt) bezwangen die Aufsteiger aus der Domstadt die Reserve unserer Nachbarn aus der Säbener Straße mit 5:2. Das Stadion mögen die Kölner also kennen. Doch es ist ein Unterschied, ob du vor leeren Rängen spielst, oder gegen elf Münchener Löwen auf dem Platz und nahezu 15.000 Münchner LöwenFan-Kollektiv der Ultra-Gruppierungen des TSV 1860 München.... Mehr auf vollen Rängen antrittst. Diesmal wird es kein Spaziergang, liebe Kölner.
Aufsteiger mit Ambitionen
Die Viktoria aus Köln ist dabei alles andere als eine Laufkundschaft. Mit 20 Punkten steht der Aufsteiger auf einem mehr als respektablen 7. Tabellenplatz. Seit der Drittligazugehörigkeit und dem gleichzeitigen Abstieg der Fortuna aus der Kölner Südstadt, ist der FC Viktoria Köln hinter dem bekannteren Bundesligisten 1. FC Köln mittlerweile die zweite Kraft in der Domstadt am Rhein. Aus den Niederungen des Amateurfußballs hat es die Viktoria im Jahr 2012 mit der Unterstützung von Unternehmer und Mäzen Franz-Josef Wernze in die vierthöchste Spielklasse geschafft. Die Regionalliga West wurde für die darauffolgenden sieben Spielzeiten Heimat der Kölner. Alleine am Trainerverschleiß ließen sich die wahren Ambitionen der Domstädter ablesen. Pele Wollitz, Olaf Jansen und Marco Antwerpen sind dabei nur die bekannteren Namen von Trainern, die der Viktoria in den Profifußball verhelfen sollten.
Während man nach der Meisterschaft 2016/17 in den Relegationsspielen wegen der Auswärtstorregel nur denkbar knapp an Carl Zeiss Jena scheiterte, sollte der Aufstieg in den Profifußball zwei Jahre später endlich gelingen. Dabei ließen es sich die Kölner nicht nehmen, Trainer Patrick Glöckner zwei Spieltage vor Saisonabschluss, auf Tabellenplatz eins liegend, zu beurlauben, um ihn durch U19-Trainer und ehemaligen Nationalspieler Jürgen Kohler zu ersetzen. Der Viktoria schien auf der Zielgeraden die Luft auszugehen. Am Ende stand aber die Meisterschaft und der Aufstieg in Liga 3. Viktoria-Urgestein Mike Wunderlich sorgte dabei am letzten Spieltag per Elfmeter nervenstark für das goldene Tor.
Dreh- und Angelpunkt Mike Wunderlich
Dieser Mike Wunderlich ist mit seinen mittlerweile 33 Jahren immer noch Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Domstädter. Der Kapitän heuerte bereits 2011 bei der Viktoria an und sorgte damals als Torschützenkönig mit unglaublichen 32 Treffern in 34 Spielen fast im Alleingang für den Aufstieg in die Regionalliga West. Mit zehn Treffern und fünf Torvorlagen war Wunderlich neben Sven Kreyer und Albert Bunjaku auch der Garant für den lang ersehnten Aufstieg in den Profifußball. Den Domstädtern ist es dabei gelungen, die Euphorie des Aufstiegs in die neue Saison mitzunehmen. Nicht mitgebracht haben die Rheinländer dagegen Interims-Trainer Jürgen Kohler, der sich weiterhin für die A-Jugendlichen verantwortlich zeichnet. Neuer starker Mann an der Seitenlinie ist Pavel Dotchev. Der 54-jährige Fußballlehrer stand zuletzt bei Hansa Rostock unter Vertrag und kennt sich in Liga 3 aus, wie in seiner eigenen Westentasche.
Und der Erfolg gibt ihm bis dato recht. Trotz einiger Wechsel in den Startaufstellungen scheint Dotchev die richtige Mischung aus Routinies, Neuzugängen und Nachwuchshoffnungen gefunden zu haben. Die bisherige Saison-Bilanz des selbst ernannten „Verein rechts vom Rhein“ kann sich sehen lassen. Nur drei Niederlagen gegen Halle, Unterhaching und Zwickau stehen zu Buche. Ansonsten gingen die Kölner nie ohne Punkteausbeute vom Platz. Das spricht für die Mentalität der Mannschaft. Fußballlehrer Pavel Dotchev vertraut dabei in einem offensiven 4-2-3-1 auf eine Achse aus Torwart Daniel Mesenhöhe, Innenverteidiger Lars Dietz, Mike Wunderlich im zentralen Mittelfeld und Albert Bunjaku in der Mittelstürmerposition. Mesenhöhe wurde in der Jugend des 1. FC Köln ausgebildet und kam zu Saisonbeginn über die Stationen Union Berlin und MSV Duisburg zur Viktoria zurück an den Rhein. Der aus der Jugend der Dortmunder Borussen stammende Lars Dietz kommt ebenfalls von den Eisernen aus Berlin, allerdings auf Leihbasis.
Durchschlagskräftige Offensive
Lars Wunderlich sollten aus den benannten Gründen ab dem Mittelfeld bis zum Tormann alle Löwen auf dem Zettel haben. Und über Albert Bunjaku muss man Fußballinteressierte erst gar nicht aufklären. Der ehemalige Bundesliga-Profi (1. FC Kaiserslautern und 1. FC Nürnberg) ist mit seinen 35 Jahren im Spätherbst seiner Fußballkarriere immer noch Torschütze vom Dienst. Komplettiert wird das offensive Quartett mit Simon Handle auf Links und Kevin Holzweiler auf der rechten Außenbahn. Gemeinsam sind die vier für unglaubliche 23 von insgesamt 24 erzielten Treffern der Viktoria verantwortlich. Der Matchplan für Samstag ist daher einfach. Aaron Berzel noch dreimal klonen und den Aarons den weisen Spruch aus längst vergangenen Trainertagen mit auf den Weg geben. „Das ist dein Gegenspieler. Dem weichst du nicht von der Seite. Und wenn der unter dem Spiel zum Bieseln geht, dann gehst du mit.“
Na ja, ganz so einfach wird es nicht werden. Seit fünf Spielen konnten die Kölner nicht mehr gewinnen. Das zeigt, dass sich die Gegner auf den Offensivdrang der Domstädter eingestellt und ein Mittel, diesen einzudämmen, gefunden haben. Dieses Mittel müssen wir auch am Samstag in unserem Wohnzimmer finden. Die Kölner müssen mit dem ersten Schritt auf den grünen Rasen merken, dass das Grünwalder Stadion ein anderes ist als am 3. August 2019.

Liebe Kölner, hier sind wir zuhause. Hier müsst ihr an uns vorbei. Im August war Stadionbesichtigung vor leeren Rängen. Am Samstag seid ihr uns im Löwenkäfig ausgeliefert.
Auf geht´s Löwen, alles geben und sich am Ende selbst belohnen. Lasst uns hier nicht als Maulhelden im Stich.