Du betrachtest gerade Der nächste Gegner im Visier: FC Ingolstadt 04

Der nächste Gegner im Visier: FC Ingolstadt 04

  • Beitrags-Kommentare:19 Kommentare
  • Lesedauer:8 min Lesezeit

Beim TSV 1860 München herrscht derzeit eine ungewohnte aber durchaus wohltuende Ruhe. Berichterstattungen kreisen aktuell fast ausschließlich um sportliche Themen. Reicht es bei Stefan Lex für einen Einsatz gegen seinen Ex-Verein? Ist unser Ballstreichler Efkan Bekiroglu wieder fit für die Startelf? Wie geht es dem Knie von Tim Rieder? Fragen, die wir an dieser Stelle gerne beantwortet hätten. Leider konnten wir Michael Köllner nicht erreichen. Der Trainer befindet sich derzeit auf Exkursion im benachbarten Baumarkt. Nachdem Köllner gegen das selbsternannte „dicke Brett“ SG Sonnenhof Großaspach anscheinend nicht das passende Werkzeug gefunden hatte, gilt es nun, sich für den nächsten Gegner, den FC Ingolstadt 04, bestens zu rüsten.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Der FC Ingolstadt 04 wurde am 05.02.2004 aus dem Zusammenschluss der Fußballabteilungen der heute noch bestehenden Vereine des MTV 1881 Ingolstadt und des Eisenbahner-Sportvereins Ingolstadt-Ringsee gegründet. Die Gründung des neuen Fußballclubs stand unter dem Motto „aus der Not eine Tugend machen“. Beide Vereine plagten finanzielle Schwierigkeiten. Unter Mithilfe des Unternehmers und Sponsors Peter Jackwerth sowie Verantwortlichen der Stadt konnte mit der Herauslösung der Fußballabteilungen eine drohende Insolvenz abgewendet werden.

Junger Fußballverein mit sportlichem Erfolg

Über Bayern- und Regionalliga arbeiteten sich die Schanzer (Beiname für eine Nachbargemeinde; die Ingolstädter lebten in einer Schanz, womit die Befestigung der Stadt gemeint war) bis in die 1. Bundesliga hoch. Auf dem Weg dorthin gaben sich Trainer wie Thorsten Fink, Michael Wiesinger, Horst Köppel, Tomas Oral, Marco Kurz und Michael Henke die Klinke in die Hand. Erst mit dem Österreicher Ralph Hasenhüttl gelang 2015 der Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Das richtige Ambiente für die Heimspiele des FC Ingolstadt 04 liefert der 2010 eröffnete Audi-Sportpark. Für ca. 20 Millionen wurde das reine Fußballstadion vor den Toren der Stadt beschaulich neben der A9 auf die grüne Wiese, einem ehemaligen Raffineriegelände, gestellt. Eigentümer des Fußballtempels ist die Audi Immobilien Verwaltung GmbH.

Der Automobilkonzern ist auch mit 19,9% an der FC Ingolstadt 04 Fußball GmbH, unter der u.a. die Profimannschaft geführt wird, beteiligt. Die restlichen Anteile sind fest in der Hand des e.V. Die 1. Bundesliga, vier Ringe auf einer breiten Brust und Heimspielerfolge gegen Werder Bremen, Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach standen dem Verein, der Stadt und dem ortsansässigen Automobilkonzern gut zu Gesicht. Eine Erfolgsgeschichte, die mit dem Abstieg am Ende der Spielzeit 2016/17 einen Dämpfer erfahren hat, von dem sich der FCI nicht mehr so schnell erholen sollte. Selbst mit ausgebildeten Fußballlehrern, wie Stefan Leitl, Alexander Nourie, Jens Keller und Tomas Oral wollte eine Rückkehr ins Oberhaus in der Folge nicht mehr gelingen. Mit Tomas Oral mussten die Schanzer in der vergangenen Saison den bitteren Gang in die Dritte Liga antreten.

Aderlass oder Selbstreinigungsprozess?

Wie bei fast jedem Abstieg kam es auch beim FCI zu einem Aderlass an Spielern. Der Marktwert des Profikaders reduzierte sich von 27,5 Mio. aus der vergangenen Saison auf mittlerweile 7,95 Mio. Wichtige Spieler, wie Philipp Tschauner (Torwart), Sonny Kittel (Offensives Mittelfeld; 10 Tore), Dario Lezcano (Mittelstürmer; 9 Tore), Konstantin Kerschbaumer (Zentrales Mittelfeld; 3 Tore) und Thomas Pledel (Offensives Mittelfeld), haben den Verein verlassen. Stützen, wie den langbärtigen Dänen Björn Paulsen (Innenverteidiger), Robin Krause (defensives Mittelfeld) und Marcel Gaus (linkes Mittelfeld), konnten dagegen gehalten werden. Zudem sind unter der Verantwortung des neuen Trainers Jeff Saibene Spieler, wie der 31-jährige Stefan Kutschke (Mittelstürmer; 8 Tore) und der türkischstämmige Nachwuchsstürmer Fathi Kaya (5 Tore) regelrecht aufgeblüht. Der Luxemburger Jeff Saibene war lange Jahre in seinem Heimatland und in der Schweiz in St. Gallen und beim FC Thun als Trainer tätig. Der zuletzt vereinslose Trainer war während seiner bislang letzten Trainerstation in der Saison 2017/18 bei der Arminia in Bielefeld an der Seitenlinie tätig. Oft sind es Kleinigkeiten, die darüber entscheiden, inwieweit sich eine umfangreiche Umstrukturierung des Spielerkaders auf den sportlichen Erfolg auswirkt. In Ingolstadt scheint dieser Selbstreinigungsprozess bereits gelungen zu sein.

Angekommen in Liga 3

Mit dem neuen Trainer stehen die Schanzer derzeit auf einem verheißungsvollen zweiten Tabellenplatz, vier Punkte hinter dem Spitzenreiter aus Duisburg. Jeff Saibene scheint die richtige Balance im Team gefunden zu haben. Neuzugänge, wie die erst 22-jährigen Dennis Eckert Ayensa von Celta Vigo (Mittelstürmer; 7 Tore) und Maximilian Thalhammer (defensives Mittelfeld) von Jahn Regensburg konnten ebenso in die Mannschaft integriert werden, wie die alten Hasen Maximilian Beister (KFC Uerdingen) und Nico Antonitsch vom Ligakonkurrenten FSV Zwickau. Entscheidend für den bisherigen Erfolg dürfte auch sein, dass die Mannschaft die Dritte Liga angenommen hat. Die Schanzer sind kein überheblicher Zweitligist, der auf spielerische Weise versucht, den Schönheitsfehler Abstieg schnellstmöglich zu korrigieren. Unter Trainer Saibene geben die Ingolstädter in einem kompakten 4-4-2-System mit einer Doppelsechs vor der Abwehrreihe dem Gegner wenig Raum zur Entfaltung. Mit lediglich 20 zugelassenen Treffern teilen sich die Schwarz-Rot-Weißen vom Weißwurstäquator mit den Münchner Vorstädtern aus Unterhaching den drittbesten Wert in dieser Kategorie. Die Schanzer sind in den bisher absolvierten Liga-Spielen 15 Mal mit einer Punkteausbeute vom Platz gegangen. Lediglich während einer kurzen Schwächeperiode im Spätsommer ist es der Viktoria aus Köln, dem Halleschen FC und den kleinen Seitenstraßlern gelungen, dem FCI in drei Spielen hintereinander eine Niederlage beizufügen.

Durchschlagskraft in der Offensive

Mittlerweile sind die Schanzer aber seit neun Spielen ungeschlagen. Auf der Heimtabelle stehen die Saibene-Schützlinge auf Rang 5 und sind damit ähnlich heimstark wie unser Löwenrudel. Lediglich Halle ist es gelungen, die Ingolstädter vor heimischem Publikum niederzuringen. Besonderes Augenmerk sollten die Löwen um ihren Dompteur Michael Köllner dem Angriff der Ingolstädter schenken. Das Offensiv-Quartett um den stürmenden Kapitän Stefan Kutschke mit Fatih Kaya, Maximilian Beister und dem spanisch stämmigen Dennis Eckert Ayensa zeichnen sich für 25 der bisher 35 erzielten Tore verantwortlich. Als kaum minder torgefährlich ist der von den Kickers aus Würzburg geholte Caniggia Elva einzustufen. Der kanadische Linksaußen ist zwar bis dato nicht über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinausgekommen, für den Trainer scheint er aber in nahezu jedem Spiel eine Option zu sein, um dem Offensivspiel seiner Mannschaft neue Impulse zu geben.

Dicke Bretter bohren

Die Löwen sind also gewarnt. Und nachdem der Löwenbohrer gegen das „dicke Brett“ aus Großaspach am vergangenen Samstag nur untertourig gelaufen ist, gilt es für Michael Köllner am kommenden Montag im Audi-Sportpark (Anpfiff 18.60 Uhr) das passende Werkzeug im Koffer zu haben, um etwas Zählbares aus der Fremde mitnehmen zu können. Alles andere als fremd dürfte sich allerdings das Spiel an sich anfühlen. Annähernd 5.000 weiß-blaue Löwenanhänger haben sich für die Partie am Weißwurstäquator angekündigt. Bereit die Schanze einzunehmen. Liebe Ingolstädter – es wird ungemütlich, es wird laut. Hurra, hurra, die Löwen, die sind da. Auf geht’s nach Ingolstadt. Dicke Bretter bohren.

Mach Ingolstadt zu deinem Projekt

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
19 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen