Du betrachtest gerade Der nächste Gegner im Visier: Eintracht BraunschweigDepositphotosc

Der nächste Gegner im Visier: Eintracht Braunschweig

  • Beitrags-Kommentare:25 Kommentare
  • Lesedauer:10 min Lesezeit

Es mag für manche bekloppt sein, an einem Samstagmorgen um 5 Uhr aufzustehen, um nach 7 Stunden Reisezeit mit Bus oder Bahn ein Spiel der Dritten Liga anzusehen. Und im Anschluss an das Spiel die gleichen 7 Stunden Rückreise auf sich zu nehmen, um weit nach Mitternacht wieder nach Hause zu kommen.

Noch bekloppter scheint es, wenn man auf einer Fernreise in einer x-beliebigen Autobahn-Raststätte, gleich nach der Erleichterung im Mr. Clean, zielstrebig auf die Kühltheke zuschreitet, um sich markengetreu mit zwei Flaschen August einzudecken. Und erst kurz darauf bemerkt, dass man doch eigentlich gerade mit der Familie in den Urlaub unterwegs ist und obendrein mit dem Fahren dran ist. Hoppla, doch keine Auswärtsfahrt mit den Kumpels. Ich gebe es gerne zu. Ist mir selber so ergangen. Das darf man dann wohl durchaus als Entzugserscheinung diagnostizieren.

Abenteuer Auswärtsfahrt

Wie auch immer. Für die einen mag es bekloppt sein. Für die anderen ist eine Auswärtsfahrt mit seinem Herzensverein die Freizeitgestaltung schlecht hin. Schließlich geht es nicht nur, um 90 min. Fußball und hoffentlich 3 Punkte. Es geht um die Leidenschaft, die man mit vielen Gleichgesinnten auf der Auswärtsfahrt teilt. Der Kreis der Sechzger-Freunde und -Bekannte wird auch durch die Auswärtsfahrten immer größer. Sechzig verbindet. Zweifelsohne. Darauf einlassen muss man sich halt.

Auf das Abenteuer Auswärtsfahrt am kommenden Samstag ins niedersächsische Braunschweig werden sich rund 1.000 Löwenfans einlassen. An die letzte Reise nach Braunschweig am 30. März 2019 und die von den Münchener Löwen organisierte Choreo in der Kurve erinnern wir uns noch gerne.

Leitspruch in der Kurve zur zweiten Halbzeit im Spiel am 30. März 2019: „A echter Münchner is a Sechzger“

Der Verein hat die Fäden in der Hand

Der Profi-Fußball wird bei der Eintracht auch im Rahmen einer KGaA geführt. Inbegriffen sind neben der ersten und zweiten Herrenmannschaft auch die A1 und B1 im Jugendbereich. Großer Unterschied zum TSV 1860 München ist die Verteilung der Anteile. Hier kommt das Fußballunternehmen Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA ohne jegliche externe Beteiligung aus. Sowohl hinter dem durch den Geschäftsführer vertretenen persönlich haftenden Gesellschafter (Komplementär) der Eintracht Braunschweig Management GmbH, als auch dem Komanditaktionär steht zu 100 % der Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht von 1895 e.V.

Bei der Eintracht hat sich einiges getan

Seit dem letzten Aufeinandertreffen im Frühjahr diesen Jahres hat sich bei der Eintracht einiges getan. Der gerade erst im Herbst 2018 geholte Trainer André Schubert wechselte einen Tag vor dem Trainingsauftakt für die Saison 2019/20 in die zweite Bundesliga zu den Störchen von Holstein Kiel. Trotz der mindestens für Außenstehende überraschenden Trainerflucht blieb man bei den Verantwortlichen ruhig. Neuer Trainer wurde der bisherige Co-Trainer Christian Flüthmann. Mit 37 Jahren ein junger, noch unerfahrener Chef-Trainer und weiteres Beispiel dafür, dass die 3. Liga vielen Übungsleitern als Einstieg in den Profibereich dient.

Unterstützt wird der Chefcoach vom ebenfalls neuen Sportdirektor Peter Vollmann (61 Jahre). Hier hat sich die Eintracht die Dienste eines sehr erfahrenen ehemaligen Fußballtrainers gesichert. Mit Stationen bei Preußen Münster, Hansa Rostock, KFC Uerdingen, Holstein Kiel, Wehen Wiesbaden und dem VfR Aalen verfügt Vollmann über viel Erfahrung im deutschen Profifußball. Sein Netzwerk wird dementsprechend groß sein. Das kürzlich umtriebige Handeln auf dem Transfermarkt lässt in jedem Fall darauf schließen. Am Ende der angesprochenen Transferpolitik stehen 320.000 Euro auf der Haben-Seite. Möglich macht diese positive Transferbilanz der Erlös von einer halben Million Euro für den bereits seit der vergangenen Saison an Union Berlin ausgeliehenen Suleiman Abdullaki. Der 22-jährige Außenbahnspieler darf in der kommenden Saison sein Können in der 1. Bundesliga bei den „Eisernen“ unter Beweis stellen. In wirtschaftlicher Hinsicht ist dieser Transfer ein Segen für die Blau-Gelben. Aber auch aus rein sportlicher Sicht haben sich die Braunschweiger Löwen damit ebenfalls nicht verschlechtert. Im Gegenteil. 

Geballte Offensivkraft

Während man in der Defensive weitestgehend auf den bisherigen Spielerstamm setzt, wurde die Offensive richtiggehend aufgemöbelt. Für die Schaltzentrale zwischen Sturm und defensivem Mittelfeld wurde der Pole Martin Kobylanski ablösefrei aus Münster geholt. Seine drei Tore im ersten Ligaspiel vergangene Woche in Magdeburg lassen hier einen Glücksgriff vermuten. Das ist Kobylanski aber keineswegs. Der frühere polnische U21-Nationalspieler hatte in der abgelaufenen Saison bei den Preußen 12-mal getroffen und war Vorlagengeber für weitere sieben Tore. Von Glück kann da keine Rede sein.

Dass der beidfüßige Zehner Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Eintracht ist, hat man vergangenen Samstag deutlich gesehen. Lauf- und Pass-Wege haben bereits auffallend gut geklappt. Im Zusammenspiel mit seinem neuen Mannschaftskameraden Nick Proschwitz ist das allerdings nicht verwunderlich. Der 32-jährige Mittelstürmer kommt vom SV Meppen und ist in der Dritten Liga bestens bekannt. Für 100.000 Euro haben die Niedersachsen weitere 14 Tore und 3 Vorlagen von einem Mitkonkurrenten der 3. Liga eingekauft. Komplettiert wird die Offensive mit den brandgefährlichen Außenbahnspielern Leandro Putera und Marcel Bär. Der 22-jährige Linksaußen Leandro Putera ist bereits in der vergangenen Saison für die Braunschweiger Löwen aufgelaufen. Allerdings auf Leihbasis. Eine endgültige Verpflichtung ab der neuen Spielzeit war den Niedersachsen 80.000 Euro wert. 

Auf der anderen Seite wirbelt mit Marcel Bär ein nicht minder gefährlicher Spieler. Bär wurde in der Winterpause der abgelaufenen Saison für 300.000 Euro aus Aalen geholt und scheint sich in der Vorbereitung auf dem rechten Flügel durchgesetzt zu haben. Seine Startaufstellung rechtfertigte der 27-Jährige mit einer überragenden Leistung (ein Tor, zwei Vorlagen). Daniel Bierofka wird sich den 4:2-Auswärtserfolg der Braunschweiger Löwen in Magdeburg aufmerksam angesehen haben. Dabei wird ihm die gnadenlose Effizienz der Blau-Gelben aufgefallen sein. Nahezu jeder Fehler der Magdeburger wurde ausgenutzt. Das Zusammenspiel zwischen Kobylanski und den Außenspielern Bär und Putera, welche auch gerne mal zur Verwirrung des Gegners die Seiten wechseln, ist beeindruckend. Da gilt es für unsere Löwen, zu jedem Zeitpunkt des Spiels hellwach zu sein.

In der Innenverteidigung wird es nicht leicht, den Stoßstürmer Nick Proschwitz über 90 Minuten am Torabschluss zu hindern. Möglich ist auch, dass Christian Flüthmann in seinem ersten Heimspiel als Cheftrainer eine noch offensivere Mannschaft als im letzten Auswärtsspiel auf den grünen Rasen des Eintracht-Stadions schicken wird. Auch Orhan Ademi, 11 Tore und 4 Vorlagen schwerer Neuzugang aus Würzburg, dürfte auf einen Einsatz brennen und im Training schon mit den Hufen scharren. Mittelfeldmotor Stephan Fürstner wird bei den Niedersachsen allerdings weiterhin verletzungsbedingt fehlen. Fraglich ist auch der Einsatz von Stammtorhüter Jasim Fejzic, der aus dem Auftaktspiel in Magdeburg eine Gehirnerschütterung davon getragen hat.

Zuhause bleiben und die Punkte mit der Post schicken?

Dass die Niedersachsen aber durchaus verwundbar sind, hat auch das Spiel in Magdeburg gezeigt. Dem Treffer von Sören Bertram zum zwischenzeitlichen Ausgleich ging ein kapitaler Abspielfehler der Niedersachsen im eigenen Defensiv-Drittel voraus. Ebenso wurde das Spiel von den Magdeburgern trotz des deutlichen Ergebnisses von 4:2 bis in die Nachspielzeit offen gestaltet. 

Wir wissen, in einem Drittliga-Spiel ist alles möglich. Auf einen Glücksschuss, wie im Hinspiel, als ein völlig harmloser Freistoß von Philipp Steinhart an Freund und Feind vorbei mittig im Tor der Braunschweiger einschlug, sollten wir allerdings nicht hoffen. Es ist höchste Konzentration gefragt. Bereits ein Fehler könnte gegen diesen Gegner ein entscheidender zu viel sein. Kompakt in der Abwehr stehen, die Räume eng halten und mit schnellem Umschaltspiel über Benjamin Kindsvater und Sascha Mölders immer wieder Nadelstiche nach vorne setzen. Orientieren wir uns an der zweiten Halbzeit gegen Münster, wären Dennis Dressel und Timo Gebhart durchaus Hoffnungsträger für die anstehende Partie in Braunschweig. Vergleichen wir unsere erste Halbzeit mit der Leistung der Blau-Gelben in Magdeburg, dann sollten wir darüber nachdenken, zuhause zu bleiben und die Punkte mit der Post schicken.

Gas geben und an die eigene Stärke glauben

Als Bekloppter denkt man natürlich nicht daran zuhause zu bleiben. Daniel Bierofka und unsere Löwen auf dem Platz, alle samt im sehr positiven Sinne bekloppt, werden sich zerreißen und versuchen, die eigenen Stärken auf den Platz zu bringen. Mit mannschaftlicher Geschlossenheit und agressivem Zweikampfverhalten den Gegner mürbe machen und zu Fehlern zwingen. Ein fitter Timo Gebhart auf dem Platz könnte unser Spiel nach vorne für unsere Gegner weniger berechenbar machen. Auch ein Stefan Lex, seit diesem Montag wieder im Mannschaftstraining, könnte in Braunschweig zumindest auf der Bank sitzen. Gebt Gas Jungs und glaubt an Euch.

Der ebenfalls positiv bekloppte Anhang in der Kurve, der selbsternannte „Chef der Liga“, wird wieder zahlreich hinter Euch stehen.

Aus der Kurve im Rückspiel gegen die Eintracht in der Saison 2018/19

„…scheiß egal wie weit, ob Sturm oder Schnee, Sechzig München, olé“

Auf geht’s nach Braunschweig, und immer schön an den Gust´l denken, wenn Euer Weg über eine Autobahnraststätte oder Bahnhofshalle führt.    

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
25 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen