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Der “Kulturkreis” von Hasan Ismaik

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Die TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA schreibt in einem offenen Brief man stehe für “Meinungsfreiheit, Toleranz und Gemeinsamkeit”. Und macht dann einen entscheidenden Fehler. Sie spricht von Hasan Ismaiks “Kulturkreis”. Ein Kommentar.

Gleich mal vorweg, ich bin ein großer Fan von Hasan Ismaik. Nicht von ihm als Gesellschafter, sondern aufgrund seiner oft sehr differenzierten Sichtweise in arabischen Ländern. Es gibt keinen Artikel, den ich von ihm nicht gelesen habe. Wer mich näher kennt, der weiß das.

Ismaik zeigt sich häufig sehr weltoffen. Deshalb verwundert es mich immer wieder, dass beim TSV 1860 der jordanisch-palästinensische Geschäftsmann ganz anders präsentiert wird. Ich frage mich durchaus, ob er das weiß. Und ob so manchem Protagonisten klar ist, dass er Ismaik immer wieder in ein schlechtes Licht rückt.

“Die Botschaft macht der Empfänger, nicht der Sender“, sei ein bekannter Ausspruch, so die TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA. Die Fahne, die ein durchgestrichenes Konterfei von Hasan Ismaik zeige, käme “beim Empfänger und dessen Kulturkreis als Beleidigung und Diskriminierung an”, so die Profifußball-KGaA.

Aber von welchem Kulturkreis spricht die Geschäftsleitung?

In der Ethnologie wird der Begriff grundsätzlich nicht mehr verwendet. Das hat einen wesentlichen Grund. Denn er löst in Menschen oftmals ein falsches Bild aus. Und ist auch grundlegend falsch. Wo fängt denn Ismaiks “Kulturkreis” an und wo hört er auf? Wer ist Teil dieses “Kulturkreises” und wer nicht? Mit dem Begriff wird zwangsläufig ignoriert, dass es in arabischen Ländern sehr große kulturelle Unterschiede gibt. Nicht jeder Mensch im arabischen Raum ist Moslem. Und auch unter Moslems gibt es sehr große kulturelle Differenzen. Moslem ist nicht gleich Moslem. Doch mit der Erwähnung des “Kulturkreis” schafft man eben genau dieses Bild. Von einem arabischen Geschäftsmann, der uns Deutsche nicht versteht, der eigene Regeln und Werte hat und demzufolge auch anders behandelt werden muss. “Kennst du einen Araber, kennst du sie alle”, ist eben keine korrekte Einordnung.

Der Begriff “Kulturkreis” wurde häufig missbraucht. Die Typisierung von Kulturen wurde vor allem im Nationalsozialismus auf die Spitze getrieben. Und auch heute nutzen Nazis immer wieder den Begriff. Der oder die gehört nicht zu unserer Kultur. Sie gehören einem anderen “Kulturkreis” an. Und sind damit nicht willkommen, so die unterschwellige oder oft auch offene Botschaft.

Ismaik selbst zeigt sich oft sehr weltoffen, häufig auch sehr westlich orientiert. Zumindest in den Artikeln, die er im arabischen Raum veröffentlicht. Er scheint belesen. Zitiert immer wieder deutsche Philosophen. Er setzt sich für die Jugend ein. Für eine offene Diskussionskultur rund um arabische Politik sowie für Werte und Normen. Da verwundert es nicht, dass er sich im Jahr 2019 von der Zensur eines Fanbanners distanziert. Und er für Meinungsfreiheit sei. Das klingt nach ihm. Auch wenn es vielleicht jemand anderes verfasst hat. Das Bild der letzten Tage spricht eine andere Sprache. Ismaik will, dass das Banner verschwindet. Ismaik fühlt sich beleidigt, angegriffen. Und auch sein “Kulturkreis” würde dass was 2019 noch von Ismaik selbst als Meinungsfreiheit betitelt wurde, als beleidigend und diskriminierend ansehen. Oder sind es am Ende dann doch die Protagonisten, die das behaupten?

Wer ernsthaft vor hat Hasan Ismaik zumindest näher an die Löwenfans heranrücken zu lassen, der darf eben nicht solche Bilder bedienen. Das Bild von einem Araber, der aus einem anderen “Kulturkreis” kommt. Aus einem “Kulturkreis” der mit unseren Werten nichts anfangen kann. Das ist auch grundsätzlich falsch, wenn man Ismaiks Artikel liest. Kultur ist wichtig. Einkreisen kann und darf man sie nicht. Man darf Kultur nicht isoliert sehen. Man muss den Menschen Ismaik als Mensch sehen. Und als Mensch kritisieren. Beziehungsweise als Gesellschafter. Nicht aber als Araber. Und erst Recht nicht deshalb, weil er aus einem anderen “Kulturkreis” kommt.

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