Es ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, möglicherweise aber auch genau so gewollt. Am heutigen Tag läuft die Frist für Vorschläge für Verwaltungsratskandidaten ab. Genau zu diesem Zeitpunkt erscheint ein Interview der Abendzeitung mit Hans SitzbergerHans Sitzberger wurde am 6. Februar 1953 in Schönberg im Ba... Mehr. Wir haben die aus unserer Sicht wichtigsten Punkte herausgesucht und kommentiert.
Hans Sitzberger wendet sich an die Öffentlichkeit. Für einige mag es irritierend sein, dass er sich dabei ausgerechnet Matthias Eicher als Gesprächspartner ausgesucht hat. Der Journalist der Abendzeitung, den Sitzberger immer wieder auf die gleiche Stufe mit db24 gestellt hatte und grundsätzlich Gespräche mit ihm ablehnte. Weil Eicher, so Sitzberger gegenüber dem Löwenmagazin im vergangenen Jahr, das Sprachrohr von Saki StimoniarisAthanasaios "Saki" wurde am 9. April 1971 in München gebore... Mehr sei.
Ebenfalls irritierend ist der Zeitpunkt. Gestern erschien der erste Teil des Interviews, ein zweiter Teil soll noch folgen. Am heutigen Tag endet die Frist für Vorschläge im Hinblick auf Kandidaturen für den Verwaltungsrat. Dabei wird durchaus interessant werden, ob möglicherweise auch Sitzberger selbst Kandidaten vorgeschlagen hat, oder sogar selbst für das Bündnis kandidiert. Ein derartiger „Schachzug“ soll zumindest beim Bündnis Zukunft im Gespräch gewesen sein, wie uns jemand aus einer der Arbeitsgruppen zugetragen hat. Das Bündnis selbst wollte vor dem heutigen Stichtag gegenüber dem Löwenmagazin keine Aussagen im Hinblick auf die Verwaltungsratswahlen und die Kandidaturen treffen. Man bereitet eine eigene Stellungnahme vor, heißt es. Die wird im Laufe des Tages auch noch folgen.
Das Interview mit der Abendzeitung könnte unserer Meinung aus taktischen Gründen so gesetzt worden sein. Inhaltlich haben wir uns den ersten Teil angeschaut und Anmerkungen verfasst.
Hadert Sitzberger mit dem Rücktritt?
Die Abendzeitung erwähnt, dass Hans Sitzberger sehr viel Zuspruch bekäme und stellt die Frage, ob er mit dem Rückzug hadere. Dabei antwortet er unter Anderem:
„Eine Zusammenarbeit wäre aus bekannten Gründen mit dem Verwaltungsrat nicht mehr weiter möglich gewesen. Auch die Zusammenarbeit mit dem PräsidentenÜbersicht über alle Präsidenten des TSV München von 1860... Mehr war in den letzten acht Monaten meiner Amtszeit quasi nicht mehr vorhanden und auch nicht möglich. Ich glaube, auch dahingehend habe ich – wie auch mein Kollege Heinz Schmidt – mit dem Rücktritt die richtige Entscheidung getroffen.“
Anmerkung des Löwenmagazins:
Sitzberger instrumentalisiert bei dieser Aussage leider seinen einstigen Präsidiumskollegen Heinz Schmidt. Schmidt hat angekündigt, zur kommenden Mitgliederversammlung aus beruflichen Gründen zurückzutreten. Im Bereich seiner Tätigkeit bleibt er dem TSV 1860 München sogar erhalten. Heinz Schmidt hat uns gegenüber noch einmal versichert, dass er den Kurs des e.V. insgesamt für richtig erachtet.
Sitzbergers öffentlicher Vorstoß
Die Abendzeitung fragt, was ihn dazu bewogen habe sich öffentlich nochmal zu äußern. Sitzberger hatte sich selbst bei der AZ gemeldet. Darauf erläutert Sitzberger:
„Ich glaube, es ist wichtig, auf manche Dinge ein wenig Licht zu werfen, damit die Mitglieder die Chance haben, sich vor der Versammlung im Juni eine informierte und faktenbasierte Meinung zu bilden. Ich habe, wie man in diesen schwierigen Wochen ja auch gesehen hat, nicht den Vorteil, dass ich meine Sicht der Dinge auf der Vereinsseite als quasi gültige Wahrheit veröffentlichen kann und ich merke in persönlichen Gesprächen einfach oft, dass viele Fans und Mitglieder frustriert darüber sind, dass ihnen Informationen fehlen, dass sie nicht Bescheid wissen und durch schwammige Formulierungen im Dunklen tappen. Das macht sie skeptisch und ist, wie ich finde, auch nicht ganz fair!„
Anmerkung des Löwenmagazins
Es war Sitzberger, der zurückgetreten ist und den Mitgliedern damit die Chance genommen hat, sich mit diesem Fall auf demokratischem Weg auseinanderzusetzen. Sitzberger wurde von einem Anwalt beraten. Wenn er im Recht war, wieso hat er dann nicht auf anwaltlichem Weg sein Recht durchgesetzt, so wie er es gegenüber Dritten mehrfach angekündigt hatte? Zudem hat Sitzberger ohne Not mehrmals den Prozess bzw. Inhalte öffentlich gemacht, statt die Mitgliederversammlung abzuwarten. Der Verwaltungsrat hatte lediglich reagiert. Die außerordentliche Mitgliederversammlung hätte für Klarheit sorgen sollen.
Hans Sitzberger über den Verwaltungsrat
Sitzberger erläuterte, dass der Verwaltungsrat ihm einen Rücktritt nahegelegt habe und dies nichts mit den aktuellen Anschuldigungen zu tun hätte. Sitzberger erläutert die Vorgehensweise des Kontrollgremiums.
„Die Zusammenarbeit im Präsidium war in den letzten acht Monaten meiner Amtszeit nicht nur schwierig, sie war quasi nicht vorhanden. Es gab keine Jours Fixes mehr, es gab keine Kommunikation, keinen Informationsfluss, keine Abstimmung. Wir haben mehrfach versucht, über Aussprachen wieder zueinanderzufinden, doch leider erfolglos. Gleich beim ersten Termin endete die Aussprache damit, dass der Präsident nach wenigen Sekunden laut wurde und den Raum verließ. Ich wurde in dieser Zeit viel gedemütigt, ich wurde angeschrien, ich wurde beschimpft und beleidigt, sowohl persönlich als auch schriftlich in WhatsApp-Nachrichten oder per Email, ich wurde am Telefon gesperrt, der Präsident ist aus unseren für die Kommunikation genutzten Gruppen ausgetreten. Ich wurde vor der Mitgliederversammlung im letzten Jahr regelrecht erpresst von unerfüllbaren Forderungen des Präsidenten an Heinz und mich und bis kurz vor der Versammlung wussten wir nicht einmal, ob der Präsident erscheinen wird. Unsere Vereinsmanagerin Viola Oberländer, Heinz und ich haben uns auf ein Szenario der Mitgliederversammlung ohne Präsidenten vorbereitet.„
Anmerkung des Löwenmagazins
Gegenüber dem Löwenmagazin bestätigt Heinz Schmidt, dass Robert ReisingerRobert Reisinger, geboren 15.01.1964 ist Präsident des TSV ... Mehr aus beruflichen Gründen mehrfach abwesend gewesen sei. Eine Kommunikation fand jedoch regelmäßig statt. Von einem Erpressungsversuch weiß Schmidt nichts, kann es also nicht bestätigen. Schmidt erläutert, dass der Knackpunkt die Personalie Horst Heldt war. Sowohl Sitzberger als auch er selbst hatten mit Heldt gesprochen und sich gegen die Personalie ausgesprochen. Der Verwaltungsrat habe diese Meinung der beiden Vizepräsidenten ignoriert und sich 9:0 für Heldt ausgesprochen. Das habe ihn persönlich enttäuscht, Schmidt betont jedoch, dass dies „zum demokratischen Prozess gehört“ und er „in erster Linie dem e.V. verpflichtet“ sei. Deshalb habe er die Entscheidung auch hundertprozentig mitgetragen und sich dann auch für Heldt ausgesprochen hatte. Der hatte dann jedoch von sich aus abgesagt, nach einem Gespräch mit HAM International.
Reisingers Abwesenheit im Jahr 2023
Wie war die Zusammenarbeit im Präsidium im vergangenen Jahr, will die Abendzeitung wissen.
„Ich war nie zuvor in meinem Leben mit einem so willkürlichen und destruktiven Verhalten konfrontiert und habe mich oft hilflos gefühlt. Der Präsident hat sich dann plötzlich zurückgezogen, drohte und kündigte über die Zeit hinweg immer und immer wieder seinen Rücktritt an, war über Wochen und Monate für uns nicht greifbar und hat die Geschäfte in dieser Zeit wegen beruflichen Verpflichtungen an Heinz und mich übertragen. Wir beide haben die Geschäfte dann in Robert Reisingers Abwesenheit etwa zweieinhalb Monate nach bestem Wissen und Gewissen gemeinsam geführt und alle notwendigen Entscheidungen gemeinsam getroffen.„
Anmerkung des Löwenmagazins
Es mag sein, dass Sitzberger diese Darstellung tatsächlich so empfindet. Er drückt dabei auch kräftig auf die Tränendrüse. Dass man die Geschäfte alleine geführt hat, das sieht sein damaliger Vizepräsidenten-Kollege Schmidt nicht so. Er selbst war ständig im Austausch mit Reisinger. Schmidt ist nicht der Meinung, dass man ohne Reisinger den Verein geführt habe.
Nibelungentreue des Verwaltungsrates
Die Abendzeitung will von Hans Sitzberger mehr über die Einmischung des Verwaltungsrates wissen.
„Der Verwaltungsrat, der ja laut Satzung das Kontrollgremium des Präsidiums ist, hatte zu all diesen Ereignissen eine sehr vorgefertigte Meinung und die war, dass ich all das und das Verhalten des Präsidenten entweder so hinnehmen oder eben zurücktreten kann. Der Verwaltungsrat steht bedingungslos hinter dem Präsidenten, sogar wenn er seinen Vizepräsidenten mobbt, weil der eine eigene Meinung hat. Da ich mich nicht so leicht unterkriegen lasse, vor allem nicht, wenn es um meinen Verein geht, bin ich erst einmal nicht zurückgetreten. Erst dann kamen plötzlich die Vorwürfe des Verwaltungsrates gegen mich hoch.„
Anmerkung des Löwenmagazins
Dass der Verwaltungsrat eine „vorgefertigte Meinung“ habe, ist lediglich eine Empfindung von Sitzberger, die dem gewählten Gremium auch nicht gerecht wird. Der Verwaltungsrat hat seine Gründe genannt. Die außerordentliche Mitgliederversammlung hätte den Mitgliedern die Möglichkeit geben sollen abschließend ein Urteil zu fällen. Dieser Mitgliederversammlung ist Sitzberger mit seinem Rücktritt zuvorgekommen.
Wen hat Sitzberger im Aufsichtsrat nicht entlastet?
Die Abendzeitung will mehr zum Vorwurf wissen, dass Sitzberger den Aufsichtsrat nicht entlastet habe.
„Es ist richtig, dass ich den Aufsichtsrat nicht entlastet habe. Ich hatte aufgrund der Situation keinerlei Informationen darüber, was im Aufsichtsrat besprochen und beschlossen worden war. In der Regel ist der Aufsichtsrat vor einer Entlastung dazu verpflichtet, einen sogenannten Rechenschaftsbericht abzulegen, basierend darauf findet dann die Entlastung statt. Es gab keinen solchen Rechenschaftsbericht und ich habe auf dem zuvor üblichen Weg – also über den Präsidenten – über Monate hinweg keine Informationen erhalten. Es gibt Personen, die sagen, ich hätte mir die notwendigen Informationen doch einfach holen können. Ich dagegen sage: Das ist schwierig, wenn man am Telefon gesperrt wurde und auch sonst jegliche Kommunikation nicht stattfindet.„
Anmerkung des Löwenmagazins:
Die Gesellschafterversammlung war nicht Ende November 2023 wie im Interview angegeben, sondern am 21. Dezember 2023. Die Aussage, er hätte den Aufsichtsrat nicht entlastet ist, zumindest laut dem notariell beglaubigtem Protokoll, nicht korrekt. Er hat lediglich Präsident Robert Reisinger nicht entlastet. Was die Begründung, er habe den Rechenschaftsbericht nicht bekommen, in ein anderes Licht rückt. Für den Rechenschaftsbericht ist übrigens sicherlich nicht Präsident Robert Reisinger zuständig, sondern Saki Stimoniaris, der Aufsichtsratsvorsitzende. Sitzberger muss sich also schon fragen lassen, warum er nur Reisinger nicht entlastet hat.
Allerdings hat Sitzberger gegenüber Dritten bereits anderweitig Stellung zu dieser Thematik bezogen. Auf Frage nach der Diskrepanz zwischen seiner Aussage und dem tatsächlichen Protokoll erklärte Sitzberger, dass der Notar die Abstimmungsergebnisse falsch notiert habe. Das ist irritierend, zumal GeschäftsführerÜbersicht über alle Geschäftsführer (Kaufmännisch und S... Mehr Marc-Nicolai PfeiferMarc-Nicolai Pfeifer wurde am 19. Dezember 1980 in Ludwigsbu... Mehr das Protokoll nachweislich unterschrieben hat. Entweder haben – laut der Theorie von Sitzberger – sowohl der Notar falsch dokumentiert und Pfeifer das auch so unterschrieben oder das Protokoll wurde nachträglich gefälscht.
Hat Sitzberger Emails geleakt?
Die Abendzeitung erläutert, dass der Vorwurf im Raum stehe, Sitzberger hätte Emails von Reisinger „an die AZ geleakt“, an „Dritte weitergeleitet“ oder „zumindest vorgezeigt.“
Ich glaube Sie wissen am Besten, dass ich das nicht getan habe. Ich habe zu keinem Zeitpunkt interne Emails weitergeleitet oder gezeigt.
Anmerkung des Löwenmagazins:
Bei der Formulierung der Frage gibt es drei unterschiedliche Optionen. Sitzberger habe die EMail entweder selbst geleakt (die AZ weiß natürlich, dass das nicht der Fall ist), er habe sie an Dritte weitergeleitet oder zumindest vorgezeigt. Alle drei Optionen bestreitet Sitzberger. Und das ist im Grunde keine Überraschung. Denn der Vorwurf war weder dahingehend, dass Sitzberger die Mail persönlich weitergeleitet hat oder sie jemand gezeigt hat, sondern vielmehr dass Sitzberger einen Mail-Account für vertrauliche Korrespondenz nutzte, der von Angehörigen seiner Firma eingesehen werden kann. Zweifelsohne sind Informationen aus dieser Mail an die Presse gelangt. Und dafür muss sich Sitzberger auch verantwortlich zeigen.