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Der Eiertanz um den Spieleretat beim TSV 1860 München

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3 Millionen Spieleretat waren 2018 geplant

Am 12. April 2018 kommt eine geplante Aufsichtsratssitung der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA nicht zustande. Aufsichtsrat Saki Stimoniaris ist verhindert. Geschäftsführer Michael Scharold plant für die Saison 2018/19 mit einem Spieleretat von 3 Millionen Euro. Ein Etat, mit dem man durchaus planen kann, wie Trainer Daniel Bierofka erst vor wenigen Tagen in einer Pressekonferenz selbst sagt. Ein Etat, der ohne fremde Hilfe möglich wäre. Ohne weitere Gelder von HAM International. Der TSV 1860 München gibt bekannt, dass die Lizenz in jedem Fall gesichert ist. Doch bei den 3 Millionen, die der TSV 1860 München zur Verfügung gehabt hätte, bleibt es nicht. Um den Spieleretat beim TSV 1860 München folgt ein Eiertanz sondergleichen.

Das Versprechen: Aufstockung des Spieleretats

Am 5. Mai 2018 sichert sich der TSV 1860 München den Meistertitel in der Regionalliga Bayern. Hasan Ismaik, sein Bruder Yahya Ismaik und die beiden Statthalter Peter Cassalette und Saki Stimoniaris verkünden am gleichen Tag, man sei in Gesprächen, wie HAM International dem TSV 1860 München helfen könne. In der Presse erscheint ein Bild der Vertreter von HAM. Aufgenommen im Charles Hotel in der Innenstadt von München.

Ein paar Tage später, am 8. Mai 2018, kommt es zum zweiten Bild. Mit auf dem Foto nun Günther Gorenzel und Daniel Bierofka. Man wolle ein zusätzliches Budget zur Verfügung stellen, so Saki Stimoniaris. „Damit ist die Zukunft der Löwen gesichert“, schreibt er in einer Presseerklärung. Die Lizenz hatte der Klub zu dem Zeitpunkt allerdings bereits sicher. Mit einem Spieleretat von 3 Millionen Euro. Um was es Stimoniaris dabei geht: Er möchte die Erwartungshaltung nach oben schrauben. Sowohl bei den Fans, als auch bei der sportlichen Führung. Und damit den Druck auf den e.V. erhöhen. „Wir haben uns nach dem gemeinsamen Termin dazu entschlossen, die Wünsche von Daniel Bierofka und Günther Gorenzel zu 100 Prozent zu erfüllen.“ Um wie viel zusätzliches Budget es geht, wird nicht genannt.

Der Kompromiss der Gesellschafter

Dem TSV 1860 München gelingt der Aufstieg. „Ich reiche euch die Hand“, schreibt die Presseagentur im Namen von Hasan Ismaik. Es gehe um ein gemeinsames und erfolgreiches 1860. Saki Stimoniaris und Peter Cassalette würden hierfür alles tun, um es umzusetzen. Erst ein paar Tage später fordert HAM International die Ablösung eines Darlehens von die Bayerische. Der e.V. lehnt dies ab. Im Gegenzug bietet man an, ein bereits zugesichteres und noch nicht abgerufenes Darlehen in Höhe von 3,856 Millionen Euro abzurufen. Das Darlehen war für Stefan Aigner vorgesehen gewesen und nie abgerufen worden. Von HAM International kommt ein Gegenvorschlag. 2 Millionen in Form von Genussscheinen. Das Präsidium nimmt letztendlich den Vorschlag an. Günther Gorenzel und Daniel Bierofka beginnen ihren Kader zu planen und schließlich auch umzusetzen.

Verwirrung beim Abruf der Genussscheine

Geschäftsführer Michael Scharold ruft im Oktober 2018 dann 1,4 Millionen Euro der 2 Millionen Euro Genussscheine bei HAM International ab. Die Darlehen kamen verspätet zum 6. Dezember. Der DFB macht bereits Druck. Eine Strafe konnte jedoch abgewendet werden, obwohl die erste Frist abgelaufen war. Zum Jahresende kam aufgrund einer Nichtumwandlung von bereits vorhandenen Darlehen in Genussscheine laut Medienberichten dennoch zu einer Strafe in Höhe von ca. 150.000 Euro. Das Präsidium betont, dass man weiterhin Darlehen konsequent ablehne. Da Zahlungen von HAM International verspätet kommen, macht man allerdings auch ein großes Fragezeichen hinter zukünftige Genussscheine. Letztendlich entscheidet Präsident Robert Reisinger, dass er zukünftig Genussscheine zwar zulasse, jedoch nur bei Sofortzahlung.

Die sportliche Talfahrt

Es kommt zu einer sportlichen Talfahrt bei den Löwen. Warum, dafür gibt es verschiedene Gründe. Die Löwen leiden unter einem Verletzungspech. Einer der Argumente ist jedoch der angeblich durch den Präsidenten ausgerufene Konsolidierungskurs. Diesen Kurs gibt es jedoch seit 2017. Der damalige temporäre Geschäftsführer und Insolvenz-Profi Markus Fauser hatte diesen als notwendig erachtet. Bei der Mitgliederversammlung hatte er ihn am 23. Juli 2017 sogar explizit erwähnt. Man sei haarscharf an der Insolvenz vorbeigeschlittert. Nun müsse man für eine nachweisliche Konsolidierung sorgen. Im Winter 2018/19 hat sich nichts geändert. Außer, dass das Präsidium zur Bedingung gemacht hat, dass Genussscheine nur mit Sofortzahlung genehmigt werden.

Die kommende Saison

In der Zwischenzeit ist die Saison beendet. Eine Sofortzahlung von Genussscheinen scheint HAM International abzulehnen oder zumindest nicht zu beantworten. Warum? Diese Frage bleibt man schuldig. Zwar machte Saki Stimoniaris vor einigen Tagen noch eine Jobgarantie für die von Daniel Bierofka geplante Mannschaft. Das Versprechen scheint er jedoch nicht einhalten zu können. Im Moment werden erste Verträge gekündigt oder nicht verlängert. Einige Spieler sollen bereits ihren Spind geräumt haben.

Die Geschäftsführung hat den größten Teil der zugesicherten Genussscheine bereits in der vergangenen Saison abgerufen. Insgeheim scheint man also damit gerechnet zu haben, dass noch mehr Geld fließt. Oder sich eine andere Option ergibt. Oder man hat schlichtweg über seine Verhältnisse gelebt. Auf Anfrage des Löwenmagazins reagiert Geschäftsführer Michael Scharold und ruft persönlich zurück. Er stehe hinter Daniel Bierofka und Günther Gorenzel. Ein klares Bekenntnis zur sportlichen Führung. Es sei eine Form der Transparenz, dass die beiden die Situation in solch drastischen Weise darstellen. Schuldig bleibt man uns die Frage nach dem Gesamtbudget in Relation zum Spieleretat und wohin das Geld fließe.

Wie auch immer das Loch zustande gekommen ist, es fehlt Geld für die kommende Saison. Eine Lösung wäre, das bestehende Darlehen von 3,8 Millionen Euro abrufen, das ursprünglich für Stefan Aigner vorgesehen war. Diesen Vorschlag gab es von Seiten des Präsidiums bereits vergangenes Jahr. Das Darlehen müsste immer noch gültig sein. Oder aber HAM International nimmt die aktuellen und neuen Vorschläge des Präsidiums an. Genussscheine mit Sofortzahlung zum Beispiel und ein Sponsoring. Temporäre Rückführung der U21 und U19 in den e.V. oder die Kapitalerhöhung sind ebenfalls Optionen, die unbeantwortet bleiben oder abgelehnt worden sind.

Auch interessant: Präsidium des TSV München von 1860 nimmt Stellung zur Restrukturierung der KGaA

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