Der TSV 1860 München möchte aufsteigen. Doch das “Fell des Bären” sollte man erst verteilen, wenn der Bär erlegt ist. Ein Kommentar.
Die SpVgg Bayreuth hat auf ihrer Homepage einen Artikel über den TSV 1860 München veröffentlicht. Unter dem Titel “Köllner will es wissen“, schreibt der Autor Gründe dafür, warum der TSV 1860 der Favorit für den Aufstieg ist. Ein Grund sei Michael KöllnerMichael Köllner war vom 9. November 2019 bis zum 31. Januar..., der “auf Sechzig passt wie die Faust aufs Auge”. Er sei “Ein Arbeiter. Authentisch. Bodenständig. Mit klaren Ansagen und dem Sinn für Tradition.” Durchaus interessant welch positiven Blickwinkel man in Bayreuth auf den Konkurrenten wirft. Und tatsächlich hat Köllner in den vergangenen zweieinhalb Jahren bei den Löwen viel bewegt. Als Arbeiter. Mit seiner Authentizität. Mit seiner Bodenständigkeit. Die Frage, die man sich allerdings momentan in den sozialen Netzwerken stellt: Ist es bei dieser Arbeitermoral, der Authentizität und Bodenständigkeit geblieben?
Ohne Fell kein Lohn
“Don’t count your chickens before they ‘re hatched”, meinte einst ein US-amerikanischer Major zu mir. “Zählen Sie nicht Ihre Hühner, bevor sie geschlüpft sind.” Damals glaubte ich, dass ich unbesiegbar bin. In vielen europäischen Ländern kennt man hingegen den Spruch, “man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.” Ursprung ist es eine Fabel, die 1495 in lateinischer Sprache erschien.
Nicht nur in Deutschland wurde die Fabel weitererzählt. Auch der französische Schriftsteller Jean de La Fontaine erzählte von zwei Burschen, die einem Kürschner ein Bärenfell verkaufen wollten, den Bär allerdings noch nicht hatten. Sie verlangten das Geld im Voraus. Weil der Wildwerker allerdings erst einmal das Fell sehen wollte, zogen sie los. Doch als sie den Bären sehen versagt ihnen der Mut. Einer flieht auf den Baum der andere stellt sich tot. Der Bär flüstert dem am Boden liegenden weise ins Ohr: “Ein Fell man nicht zu Markte trägt, bevor den Bären man erlegt!”
Proaktiv den Aufstieg angehen
Viel Wind ist um den Aufstieg bereits gemacht worden. Ja, der Aufstieg wurde im Grunde sogar schon versprochen. Ohne, dass auch nur eine Sekunde gespielt wurde. Der eine oder andere macht sich sogar schon Gedanken über die Aufstiegsfeier, heißt es. Es erzeugt bei manchen Fans ein mulmiges Gefühl. Weil gerade bei den Löwen schon viel versprochen wurde. Soweit muss man gar nicht gehen.
Den Aufstieg proaktiv anvisieren und diese Zielsetzung deutlich aussprechen kann durchaus wie ein Booster wirken. Überspannen sollte man den Bogen allerdings nicht. Das ist wie bei einer Dosis Koffein. Die puscht dich. Zuviel davon kann aggressiv machen, für Unruhe sorgen und dich nicht mehr schlafen lassen. Und am Ende genau das Gegenteil bewirken.
Kontinuierliche Arbeit zahlt sich aus
Seit dem Doppelabstieg hat sich der TSV 1860 München stetig gefestigt. Nicht nur mit der Profimannschaft, auch in den Nachwuchsbereichen. Mit jeder Nachwuchsmannschaft hat man wieder die höchste Liga erreicht. Nicht mit großen Sprüchen, sondern mit kontinuierlich guter und gewissenhafter Arbeit. Einen wichtigen Teil spielte dabei Michael KöllnerMichael Köllner war vom 9. November 2019 bis zum 31. Januar.... Er hat den Löwen so viel gegeben. Wichtig ist nun, dass er seine Arbeit auch weiterhin so positiv angeht. Authentisch ist er zweifelsohne. Wenn er nun die Bodenständigkeit wieder ins Gedächtnis ruft und daran anknüpft, was in den vergangenen Jahren positiv gelaufen ist, dann spielt man um den Aufstieg mit. Nicht mehr und nicht weniger.
Auch andere Klubs wollen aufsteigen. Und mit dem einen oder anderen Spruch wird man wohl so manchen Konkurrenten besonders herausgefordert haben. Den selbsternannte Aufsteiger “1860” will nun jeder besiegen. Und wenn man mal die Löwen besiegt hat, wird der eine oder andere besonders hämisch sein. Das wissen wir alle.
Eine bodenständige Saison als Schlüssel zum Erfolg
Zurück zur Bescheidenheit. Zurück zur Bodenständigkeit. Wir wissen alle, dass so viel vergangene Saison nicht gefehlt hat. Da braucht es jetzt keinen zehnfachen medialen Motivations-Schub um mehr zu erreichen. Sondern eine kontinuierliche sportliche Weiterentwicklung. Sacharbeit statt Bühnenshow. Das Sportliche in den Mittelpunkt rücken. Szenen, Spieler, Spiele in den Mittelpunkt rücken. Nicht das Saison-Endergebnis. Dann sind die Chancen am Höchsten. Zumindest glaube ich das. Weil durch die sportliche Brille gesehen, glaube ich persönlich an die Mannschaft. Und auch an den TrainerÜbersicht aller Trainer der ersten Mannschaft des TSV 1860 .... Und an uns Fans sowieso.