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Christian Köppel im Gespräch mit dem Löwenmagazin

  • Lesedauer:20 min Lesezeit

Christian KöppelChristian Köppel ist durchaus ein Sympathieträger in der Mannschaft des TSV 1860 München. Er ist jung, wirkt zurückhaltend und ruhig. Stets mit einem Lächeln begegnet er den Fans. Wie kaum ein anderer lebt er die Regionalliga Bayern. Der Abstieg ist auch für ihn traurig. Während des Relegationsspiels saß er als Fan auf der Tribüne und war wütend. Nun steht er selbst als Spieler in der ersten Mannschaft. Und das in einer Liga, in der er seit vier Jahren bereits spielt. Der charismatische und freundliche Fußballer traf sich mit dem Löwenmagazin zu einem Gespräch.

Arik: Christian, schön Dich hier begrüßen zu können. Vor allem Danke, dass Du uns Rede und Antwort stehst. Wobei wir natürlich keine Journalisten, sondern eben „nur“ Fans sind und es wohl eher ein Gespräch wird …

Christian: Ja, schön, dass es geklappt hat.

Thema Charakter

Arik: Wenn man Dich so ansieht, Du bist ein recht ruhiger Typ. Du wirkst eher ausgeglichen. Ich erinnere mich aber an eine Szene gegen Schweinfurt, wo es etwas wilder wurde …

Christian: Du meinst, wo ich das Foul gemacht habe?

Arik: Richtig. Da wurde es etwas turbulenter. Und man hat schon gemerkt, dass die Emotionen stärker wurden.

Christian: Ich bin neben dem Platz eher ruhig, das stimmt. Meine Freundin meint das auch, weil wir eigentlich ganz selten streiten. Einerseits, weil mir die Gelassenheit guttut, andererseits, weil ich Probleme einfach ruhig lösen will. Auf dem Platz durch das Adrenalin und auch durch diese Fanunterstützung, wie wir sie in diesem Jahr erfahren, da ist es dann doch auch so, dass man aus sich herausgeht.

Christian Köppel

Ich variiere da zwischen einer Gelassenheit und dann doch auch Emotionen, um das gewisse Etwas im Spiel herauszuholen. Das kommt vollkommen automatisch. Durch die Zuschauer, durch den Spielverlauf wird man gepuscht. Emotionen sind unglaublich wichtig. Aber daheim oder neben dem Spielfeld bin ich halt eher dann doch der ruhige Typ, das stimmt.

Thema Regionalliga

Arik: Du bist ja im Endeffekt relativ regionalligaerfahren. Seit 2013 bist Du nun in dieser Liga als Spieler. Jetzt die gleiche Liga aber eben in der ersten Mannschaft. Es hat sich ja dann doch einiges verändert. Auch für Dich persönlich, meine ich jetzt.

Christian: Christian KöppelJa, das stimmt. Und das habe ich überhaupt nicht erwartet. Ich dachte eigentlich, dass viel gleich bleibt, dass sich nicht viel ändert. Ich dachte, wir hätten ein paar mehr Fans im Stadion, aber mehr auch nicht.

Aber es ist komplett anders. Die ganzen Fans, das ausverkaufte Stadion. Und auch bei den Auswärtsspielen seid Ihr Fans überall dabei. Klar, und auch die Medien natürlich. Man ist mehr im Fokus und steht mehr in der Öffentlichkeit. Jeder Fan interessiert sich für dich und natürlich erwartet man auch fußballerisch mehr von uns.

Arik: In jedem Fall steht nun eine starke Mannschaft auf dem Platz.

Christian: Wir haben uns ja auch verstärkt und können oben mitspielen. Aber es ist nicht unser Ziel, gleich in der ersten Saison aufzusteigen. Aber von der Qualität der Mannschaft können wir einiges fußballerisch auf den Platz bringen, in dieser Liga.

Arik: Moment, warum ist es nicht das Ziel, in dieser Saison aufzusteigen?

Christian: (grinst) Das würden wir als positiven Effekt natürlich mitnehmen. Aber wir wollen nicht den Fehler machen, uns da unter Druck zu setzen. Nach dem Prinzip, du bist runter aus der 2. Liga und musst gleich wieder hoch. Wir wollen uns keinen Druck aufbauen in dem wir sagen, dass wir jetzt der absolute Favorit sind.

Arik: Okay, aber die Zeichen stehen ja gut. Souverän auf Platz 1.

Christian: Jetzt kristallisiert sich das ein wenig heraus, wir sind auf dem ersten Platz und sind wirklich vorne. Und dennoch wollen wir uns eben nicht den Druck machen, dass wir unbedingt aufsteigen müssen. Wir können aufsteigen, aber wir müssen nicht. Von der Einstellung her, meine ich.

Arik: Nach dem Motto „Wir können Regionalliga, aber wir müssen nicht Aufstieg“?

Christian: Ja, so kann man das sagen.

Christian KöppelArik: Okay. Kommt das auch in gewisser Weise von Daniel Bierofka? Dass er da den Druck nehmen will?

Christian: Ja selbstverständlich. Wir orientieren uns ohnehin sehr stark an ihm. Er ist ja auch die Identifikationsperson des Vereins schlechthin. Und was er sagt und vorgibt hat ja auch Hand und Fuß. Wir als Team versuchen das so gut wie möglich umzusetzen.

Arik: Ich habe mal nachgeschaut. Der Zuschauerschnitt in der vergangenen Saison lag für Dich und die Amateurmannschaft bei 1324 Zuschauern. Einmal gab es ein Spiel mit 8960 Zuschauern …

Christian: Richtig, das Spiel gegen Bayern.

Arik: Genau … so und jetzt ist immer volle Hütte. Wie hat das anfänglich auf Dich gewirkt?

Christian: Zum Glück sehr positiv. Es gab am Anfang Bedenken. Eine junge Mannschaft, dann der Druck bei vielen Fans. Aber wir haben gleich mit einem Sieg begonnen. Und im Endeffekt war es schon letztes Jahr bei den Amateuren so, dass wir besser waren, wenn viele Fans da waren. Weil im Endeffekt, Sechzig ist irgendwie eine große Familie. Man hat keine Angst, man weiß, die stehen hinter dir und die Fangesänge sind ernst gemeint. Und dann puscht das eher. Man ist konzentrierter, man kann mehr laufen. Die Fans stehen immer hinter uns.

Christian Köppel

Tami: Bekommt man tatsächlich mit, was auf den Tribünen passiert?

Christian: Ja sicher. Nicht hundertprozentig. Die Choreo zum Beispiel, das erfährt man meist erst nach dem Spiel. Aber wenn du merkst, dass die Fans anfangen zu singen … am Krassesten war es gegen Illertissen, wo es zum ersten Mal hieß „Alle mit Schal“. Da stehst du da und die Fans fangen an zu singen. Da hast du auf dem Platz eine Gänsehaut und weißt genau „okay, die hauen wir jetzt weg“. Und dass wir dann 5:0 gewonnen haben, okay, da spielen natürlich auch noch andere Faktoren eine Rolle, das ist schon richtig. Aber die Fans puschen ganz schön. Das ist richtig geil. Das sind die paar Prozent, die das Spiel dann ausmachen können.

Thema Fankultur

Arik: Die Fankultur hat sich ja auch verändert. Wenn man überlegt, ich bin in die Allianz Arena gefahren und dann zurück. Davor oder danach, da war nix. Jetzt fahr ich schon mittags los und komme spätabends heim. Es ist halt einfach so, ich bin im Giesinger Bräu, trinke da ein, zwei Bier und gehe los. Andere sind beim Wienerwald oder beim Trepperlwirt, im Riffraff, oder wo auch immer. Im Endeffekt tragen die Fans ja das auch mit ins Grünwalder Stadion.

Christian: Ja, sehe ich genauso. Mein Vater ist auch davor oft im Giesinger Bräu, mit seinen Kollegen. Da bekomme ich das mit. Und ich habe Freunde in meinem Alter, die Fans sind und sowohl davor, als auch danach feiern. Das ist einfach anders als letztes Jahr.

Christian KöppelKeine Ahnung ob man es familiärer nennen kann. Aber es ist halt wie so ein Tagesausflug. Es ist eben nicht nur das Spiel. Viele Fans freuen sich auf den ganzen Tag. Da ist die Vorfreude, dann die Gemeinschaft, dann das Spiel, und nachher sitzt man zusammen, redet über das Spiel oder auch über die Stimmung. Es sind nicht nur die 90 Minuten auf dem Platz. Das bekommt man als Spieler schon mit. Auch durch die Medien oder auf dem Trainingsgelände. Oder eben durch Freunde, die das erleben. Es ist etwas ganz Besonderes.

Tami: Ist Dein Papa auch ein Sechzger-Fan?

Christian: Die Mama ist eingefleischter Sechzger-Fan. Schon immer. Sie ist als junges Mädchen damals ins Grünwalder gegangen. Olympiastadion war natürlich ihr am Liebsten. Vor allem als die Löwen in der ersten Bundesliga waren. Und die genießt das auch, dass der Sohn bei Sechzig spielt. Und Papa ist … na ja … eher Christian-Fan. Wenn man das so stehen lassen kann.

Arik: (lacht) Ja natürlich.

Christian: Deshalb erwähne ich normalerweise auch nur die Mama. Weil … ja, ist halt so … (grinst).

Arik: Das erinnert mich an eine Geschichte. Vor allem auch im Hinblick auf das Familiäre, das Du vorhin angesprochen hast. Aber was Du vorhin gesagt hast. Ein Bayern-Fan fragte mich, warum ich mich so über einen Sieg freue. Es wäre ja „nur“ Regionalliga. Da fragte ich ihn, ob es ihm wichtiger wäre, ob sein Sohn gewinne oder der FC Bayern. Er meinte, natürlich sein Sohn. Und ich erwiderte daraufhin, dass er es jetzt verstanden habe. Sechzig ist nun mal eine Familie. Egal in welcher Liga. Man steht dahinter. Und das macht Sechzig aus …

Christian: Ja, das hast Du schön gesagt.

Arik: Christian KöppelUnd das ist tatsächlich bei uns so. Als wir letzte Woche den Fan-Talk gemacht haben, da hatten wir zwei Vierjährige da. Die freuen sich so, die sind in der Westkurve ganz vorne am Zaun. Und wenn Ihr dann vorbeigeht, dann können sie Euch abklatschen. Es ist alles einfach näher und ja … familiärer.
Tami: Es hat ja auch viel mit Euch zu tun. Es ist viel Euch zu verdanken, wie Ihr Euch den Fans präsentiert und auf sie zugeht.

Christian: Ja, ich denke das Gesamtpaket stimmt einfach. Der Trainer, die Mannschaft, die Fans … das ist Sechzig.

Thema Studium

Arik: Ihr habt auch keine Angst an die Fans ranzugehen. An die Westkurve ranzugehen. Das macht viel aus. Aber anderes Thema. Du hast ja Deine Mama schon erwähnt. Viele Mütter sind besorgt, wenn ihre Jungs sagen, sie wollen Fußballprofi werden. Weil sich da natürlich nicht jeder durchsetzen kann. Du fährst ja auch zweigleisig. Machst noch ein Fernstudium. Du nutzt also die fußballfreie Zeit, richtig?

Christian: Ja, das stimmt. Und das war tatsächlich meinen Eltern ganz wichtig. Ich meine, ich war in der Schule nicht wirklich der Überflieger. Es war für mich auch die Frage, ob Realschule oder Gymnasium. Am Ende bin ich dann aufs Gymnasium und hab mich da so durchgebissen und auch mein Abitur geschafft. Aber dann habe ich auch mal zwei Jahre nur Fußball gemacht. Meine Eltern haben es mir schon vergönnt, gesagt: „Schalt mal ab“. Aber sie wollten immer, dass ich einen Plan B habe. Und in den zwei Jahren hatte ich Zeit, mir Gedanken zu machen. Heute denke ich, dass mein Fernstudium gut zu mir passt. Und ich finde es einen super Ausgleich zum Fußball. Ich meine, wir haben ja auch weniger Arbeitszeit als manch andere. Da finde ich es dann gut, wenn man die Möglichkeit hat, dass man so ein Fernstudium anpackt.

Tami: Was studierst Du?

Christian: Sportmanagement …

Tami: Okay, dem Sport aber bleibst Du damit auch treu.

Christian: Ja, das war mir wichtig. Ich bin schon sportverrückt. Es ist viel BWL und VWL, aber doch eben mit Schwerpunkt auf den Sport. Das gefällt mir.

Arik: Finde ich gut. Viele vergessen das ja. Die sportliche Karriere wird irgendwann zu Ende gehen und dann muss man sich doch auch überlegen was man dann tut. Nicht jeder wird im Anschluss gleich Trainer. Deshalb finde ich gut, dass Du Dir dieses Studium ausgewählt hast.

Christian: Ja! Danke …

Arik: (lacht) Man merkt, dass ich kein Journalist bin. Das war jetzt keine Frage, sondern ein Kommentar.

Christian: (grinst) Ja, aber das ist angenehm, das ist gemütlich. Es ist ein nettes Gespräch.

Thema Glaube

Arik: Okay, reden wir über Glaube. Ist ja bei Dir ein wichtiges Thema. Du bist jetzt 22. Bei mir war das eine Zeit, wo ich Glaube oft ausgeblendet habe, zu wenig Zeit dafür gehabt habe. Ich habe Glauben nach hinten verdrängt. In der Jugend war ich da noch sehr euphorisch, aber dann stand er nicht mehr so im Mittelpunkt. Später hat sich das dann wieder geändert. Ich habe nicht gezweifelt, aber es war wie so ein Loch. Wie ist das bei Dir so, hast Du auch schon so Erfahrungen gemacht?

Christian: Sicherlich, und ich denke das gehört dazu. Ich meine, es muss nicht unbedingt ein Loch sein. Aber dass man Glauben etwas vernachlässigt … ich meine nur durch Probleme oder Herausforderungen kannst du den nächsten Schritt machen und auch wieder wachsen.

Christian KöppelIch bin erst mit 17 zum Glauben gekommen. Und zwar bei Sechzig. Ich hatte einen Kollegen hier, der mich mit in den Gottesdienst genommen hat und das hat zu mir gepasst und hat mich begeistert. Ich habe da meine Bestimmung gefunden. Und ich finde, jeder Mensch ist frei, jeder kann selbst entscheiden wie er sein Leben gestaltet. Ich will halt für mich durchaus positive Werte auch nach außen vermitteln. Das heißt nicht, dass ich jemanden überzeugen will. Ich will aber ein gutes Vorbild sein.

Arik: Wie lebst Du Deinen Glauben?

Christian: Ich lese die Bibel. Damit ich diese Werte, die in der Bibel stehen vermitteln kann. Und Liebe zum Beispiel ist ein ganz wichtiges Thema. Ich versuche im Miteinander mit anderen das zu leben. Sicherlich lasse auch ich mich verleiten und mache Fehler. Aber ich versuche eben das Positive, das ich aus der Beziehung mit Gott habe, weiterzugeben.

Tami: Hast Du das Gefühl, es ist einfacher oder schwieriger geworden zu seinem Glauben zu stehen? Ich meine, Du gehst ja damit recht offen um und lebst das auch …

Christian: Das kann ich gar nicht so beantworten. Aber für mich ist Glaube kein Ritual. Ich muss auch nicht so oder so oft beten. Für mich ist Glaube in allen Lebensbereichen da. Ich möchte Gott auch nicht aus irgendeinem Lebensbereich ausschließen. Weil ich das Gefühl habe, dass er mir die Last abnimmt und dass ich es nicht alleine durchstehen muss. Weil es gibt überall mal schwerere Zeiten. In jedem Bereich des Lebens. Es gibt sicherlich auch aus der Mannschaft manchmal dumme Sprüche. Aber das ist normal. Mich freut es halt, wenn jemand offen aus der Mannschaft auf mich zu kommt und fragt, wie ich was sehe oder ob ich ihm helfen kann. Und wenn ich nur einen Tick weit helfen kann, dann hat es sich rentiert.

Thema Soziale Medien

Arik: Du bist ja auch in den sozialen Medien aktiv. Für mich ist das so eine Entwicklung, die mir manchmal Angst macht. Die sozialen Medien beeinflussen uns sehr. Man wird ja von vielen sehr schlechten Nachrichten regelrecht zugebombt. Mit Schreckensnachrichten, Terror, Gewalt. Da finde ich es gut, wenn man sich die Zeit nimmt, nachzudenken. Im Glauben oder auch nur beim Meditieren.

Christian: Kann ich bestätigen. Ich bin ja eine der Generationen des Internets. Man weiß über alles Bescheid, nimmt alles auf. Das speichert man dann so ab und hat im Endeffekt keine Zeit mehr nachzudenken. Man wird zugebombt, das stimmt.

Arik: Ich mache mir oft Gedanken über die sozialen Netzwerke. Ich meine, das Gehirn hat eine gewisse Kapazität. Wir wissen alle, wenn wir nichts tun und uns mit nichts beschäftigen, dann geht die Zeit langsamer vorbei. Wenn wir hingegen viel tun, dann schneller. Aber wir erleben auch etwas. Wenn wir in den sozialen Netzwerken sind, dann verarbeitet unser Gehirn zwar viele Informationen, aber im Grunde erleben wir nichts. Mir fällt das auch bei einigen Fans auf, die ständig alles kommentieren und irgendwelche Diskussionen führen.

Christian: Christian KöppelWir sind zu viel in den sozialen Medien und erleben selbst nichts mehr, das stimmt. Es nimmt so viel Zeit in Anspruch. Ich weiß das von mir. Instagram, Facebook, das kostet alles Zeit. Ich meine, ich habe ja auch eine gewisse Verantwortung und muss mich präsentieren. Man muss da ein Organisationsgeschick entwickeln. Weil es halt auch wichtig ist und du den Fans etwas wiedergeben willst. Aber es darf nicht überhandnehmen. Und Du hast recht, man sollte viel mehr real erleben.

Arik: Man sieht halt auch vieles von Anfang an negativ im Internet, finde ich. Manche sind regelrecht in den sozialen Medien gefangen und in einer Spirale der Negativität.

Christian: Ja, da erwische ich mich auch dabei. Wenn ich so in den Tag rein lebe …

Arik: Ach … das gibt es bei Dir?

Christian: Jaa … selten. Zurzeit habe ich wirklich wenig Zeit. Das Studium fordert viel ab. Aber es muss halt auch sein, einfach mal abzuschalten. Und wenn man dann so im sozialen Netzwerk ist, da sieht man oft viele Dinge immer nur negativ. Sehe ich ganz genauso. Und mir hat da auch der Glaube geholfen, neutraler an Sachen ranzugehen und auch das Positive zu sehen. Wenn man sich manche Dinge anschaut und ein bisschen hinterfragt, dann ist vieles gar nicht so negativ.

Tami: Ich muss gerade an die Schiedsrichter denken. Man sieht das Gute eigentlich nicht, sondern immer nur die Fehler …

Christian: Ganz genau! Das ist oft so … man sieht da nur die Fehler. Und das ist nicht gut.

Arik: Merke ich zum Beispiel oft im Stadion. Da gibt es gravierende Unterschiede von den Blöcken. Manche feiern schon wieder, während andere immer noch einer „bösen“ Szene oder eines Fehlers eines Schiedsrichters hinterhermeckern. Ich finde vor allem in der Westkurve schaltet man schneller um und fängt wieder an zu singen und zu pushen, während man auf der Haupttribüne immer noch meckert und schimpft …

Christian: Für mich ist das auch einer meiner Mottos auf dem Platz. Fair gegenüber dem Gegenspieler und auch dem Schiedsrichter. Es hat einfach eine positive Wirkung. Selbst wenn du der Meinung bist, der Schiedsrichter liegt falsch oder du hättest es anders gemacht, ich möchte ihm trotzdem positiv entgegen treten. Abhaken und neutral bleiben. Und dann weiter aufs Spiel konzentrieren statt rumzumeckern und zu schimpfen. Und ich weiß nicht wie das bei den Fans ist, aber wenn der Schiedsrichter oft ausgepfiffen wird, dann denkt er sich vielleicht auch: Jetzt erst recht, ich weiß es nicht.

Arik: Ja, oder er wird einfach allgemein nervöser, kann sich nicht mehr konzentrieren.

Tami: Wie hast Du den Abstieg aus der 2. Bundesliga erlebt?

Christian: Ja, das war schlimm. Ich war ja auch nur Zuschauer, und dachte mir „Scheiße“. Ich war halt auch am Anfang sehr sauer. Vor allem auf die Leistung auf dem Platz.

Fanausschreitung Relegation 1860 JahnAm Ende habe ich mir halt dann auch gedacht, okay, die Regensburger haben verdient gewonnen. Und ich dachte mir, es bringt jetzt nichts, Negatives mit Negativem zu bekämpfen. Ich musste es für mich annehmen. Wie wir alle. Im Endeffekt, für mich war es später ja sogar positiv, auch wenn das blöd klingt, weil ich die Chance bekommen habe, Teil der ersten Mannschaft zu werden und die Mannschaft nun wieder mit nach oben bringen darf.

Tami: War es relativ schnell klar, dass Du in die erste Mannschaft kommst? Denn am Ende ging es ja drunter und drüber. Im Endeffekt doch krass. Du spielst vier Jahre Regionalliga und dann weiterhin Regionalliga, jedoch in der ersten Mannschaft. Hast Du da nicht Angst gehabt, wie es weitergeht?

Christian: Nein, Angst hatte ich nie. Egal ob Regionalliga, 3. Liga oder 2. Liga. Ich hätte es so genommen wie es ist. Vielleicht hätte ich die Chance gehabt mal in der 2. Liga auch in die erste Mannschaft zu kommen. In der 3. Liga hätte ich vermutlich auch gleich zum Kader gehört, so hieß es. Das wäre natürlich gut gewesen. Jetzt ist es die Regionalliga. Ich habe einfach die Hoffnung gehabt, dass es gut wird und hab daran geglaubt. Hoffnung ist ohnehin das Wichtigste.

Thema Pipinsried

Christian KöppelArik: Pipinsried steht vor der Türe. Und ich habe so das Gefühl, die rechnen im Endeffekt damit, zu verlieren. Die freuen sich auf das Spiel, werden sich sicherlich auch gut präsentieren wollen. Aber mehr auch nicht. Wie schätzt Du die Pipinsrieder ein?

Christian: Auf jeden Fall mit der Einstellung, jetzt nach Eichstätt, niemanden zu unterschätzen. Das ist das Allerwichtigste. Wir wissen, dass die ein paar gute Kicker haben. Aber wir wissen natürlich auch, dass die nur zweimal in der Woche trainieren und wir sechs- bis siebenmal. Wir wissen, dass wir von der Qualität und der Fitness denen überlegen sind. Aber wir haben uns vorgenommen, dass wir uns gar nicht so extrem mit denen beschäftigen. Wir wollen einfach von der ersten Minute unser Konzept durchziehen, von der ersten Minute alles reinwerfen.

Arik: Habt Ihr das in Eichstätt nicht gemacht?

Christian: Doch haben wir auch. Aber klappt halt nicht immer.

Arik: Im Endeffekt war es ja auch ganz gut, jetzt mal aus einem Rückstand agieren zu müssen, oder?

Christian: Ja, das ist ein gutes Zeichen gewesen, das wir gesetzt haben. Bevor du jedes Spiel gewinnst und am Ende dir dann so etwas passiert. Es ist für den Entwicklungsprozess eine wichtige Erfahrung gewesen. Für die ganze Saison. Und zu Pipinsried: Du musst solche Gegner wirklich konzentriert angehen, da darf man nicht nachlässig werden. Die drei Punkte musst du einsacken, wenn du oben spielen willst. Und mit der Einstellung werden wir so auch morgen auf den Platz gehen.

Arik: Ich bedanke mich für das interessante Gespräch. War in jedem Fall toll mit Dir zu reden.

Christian: Mir hat es auch sehr gefallen. War ein angenehmes Gespräch.